[4.7.2013] Durch die Zentralisierung der IT in einem Rechenzentrum hat die bayerische Justiz Sicherheit, Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit aller IT-gestützten Prozesse erhöht. Auch der Betrieb von Fachverfahren wurde ausgelagert. Mit Citrix-Technologie wurde eine effiziente und ausfallsichere Infrastruktur für den Betrieb der Registerlösung RegisSTAR und das Grundbuchverfahren SolumSTAR aufgebaut.
Im Jahr 2006 startete die Bayerische Staatsregierung ein umfassendes Projekt zur IT-Konsolidierung: Mehr als 1.000 staatliche Rechenzentren und IT-Betriebszentren werden seitdem in zwei zentralen Rechenzentren zusammengeführt – dem RZ Nord, das zum Bayerischen Landesamt für Steuern gehört, und dem RZ Süd, das in das Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung eingebunden ist. Ziele des ehrgeizigen Konsolidierungsprojekts sind die Nutzung von Synergieeffekten durch einen zentralen Betrieb und die Steigerung der Sicherheit, Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit aller IT-gestützten Prozesse. Zahlreiche Verwaltungseinrichtungen in Bayern nehmen mittlerweile die Dienste der beiden staatlichen Rechenzentren in Anspruch.
So entschied sich auch das Bayerische Staatsministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, den Betrieb von Fachverfahren schrittweise an das RZ Nord auszulagern. „Das erste gemeinsame Projekt im Bereich der Citrix-Technologie war 2009 die Zentralisierung der Anwendung RegisSTAR“, berichtet Leo Fleiner, Referatsleiter im Bayerischen Landesamt für Steuern. RegisSTAR ist ein datenbankgestütztes IT-Fachverfahren zur elektronischen Führung der Handels-, Genossenschafts-, Partnerschafts- und Vereinsregister.
Konsolidierung des Registerverfahrens
Für die Produktion der Registerdaten wurden bisher dezentrale Datenbank-Server in den Registergerichten betrieben. Im Rahmen des Konsolidierungsprojekts wurden diese verteilten Datenbanken nun in das RZ Nord migriert. „Dies nahmen wir zum Anlass, auch das Client-Konzept noch einmal grundsätzlich zu überdenken“, sagt Franz Hopfinger, verantwortlicher Sachgebietsleiter für das Fachverfahren RegisSTAR in der Gemeinsamen IT-Stelle der bayerischen Justiz. „Um zu verhindern, dass ständig große Datenmengen über die Netzwerkanbindungen der Registergerichte übertragen werden, lag es nahe, auch die Client-Komponente der Software ins Rechenzentrum zu verlagern.“ Gemeinsam mit den technischen Spezialisten des RZ Nord, die bereits umfangreiche Erfahrungen mit der zentralen Bereitstellung von Client-Applikationen gesammelt hatten, fasste man daher den Plan, RegisSTAR über eine Citrix XenApp-Umgebung zur Verfügung zu stellen.
Einfache Software-Updates
Im Rechenzentrum baute das RZ Nord zusammen mit externem Personal eine effiziente und ausfallsichere Infrastruktur für den Betrieb von RegisSTAR auf. Die XenApp-Server, auf denen die Client-Software läuft, wurden virtualisiert, um die Ressourcenauslastung zu erhöhen und den Hardware-Bedarf zu minimieren. Außerdem setzte das RZ Nord die Provisioning-Technologie von Citrix ein, um alle XenApp-Server von einem zentralen Master-Image booten zu lassen. „Die Provisioning-Technologie entlastet uns im Alltag enorm“, sagt Florian Hasbauer, der im Projektteam des RZ Nord für die Justizdienste mitverantwortlich ist. „Wir müssen Änderungen nicht auf jedem einzelnen Server durchführen, sondern bei Software-Updates lediglich das zentrale Master-Image anpassen. Beim Neustart in der Nacht werden dann alle Server automatisch auf den aktuellsten Stand gebracht.“
Auch für die RegisSTAR-Anwender ist dies ein großer Vorteil: „Früher hatten wir bei neuen Releases die einzelnen Gerichte erst nach und nach auf die neueste Version umgestellt“, berichtet Franz Hopfinger. „Heute können immer alle Anwender zeitgleich mit der aktuellsten Version arbeiten.“ Dies hat sich auch positiv auf die Anzahl der Support-Anfragen ausgewirkt: „Durch die einheitlichen Release-Stände der Client-Software haben wir eine mögliche Fehlerquelle weitgehend ausgeschaltet und verzeichnen deutlich weniger Anfragen im Helpdesk“, bestätigt Christian Winkler, Mitarbeiter im Third Level Support der bayerischen Justiz. „Falls es doch einmal Probleme mit einer neuen Version geben sollte, kann das RZ Nord mithilfe der Provisioning-Technologie innerhalb von weniger als einer Stunde einen kompletten Rollback auf das letzte Release durchführen.“ Die Provisioning-Server sowie alle weiteren Infrastrukturdienste der Umgebung sind redundant ausgelegt, sodass auch beim Ausfall einer Komponente das Fachverfahren weiterhin zur Verfügung steht.
Verbesserte Performance
Nach der erfolgreichen Zentralisierung von RegisSTAR wurde im nächsten Schritt auch das Fachverfahren SolumSTAR in die Infrastruktur des RZ Nord verlagert. SolumSTAR ist die meistgenutzte Software für die Bearbeitung von Grundbuchangelegenheiten und wird mittlerweile in 14 Bundesländern verwendet. In Bayern kommt das Verfahren in insgesamt 73 Grundbuchämtern zum Einsatz. „Auch bei SolumSTAR war das Ziel zunächst, die dezentralen Applikationsserver zu konsolidieren, da diese größtenteils schon das Ende des Wartungszeitraums erreicht hatten“, erklärt Klaus Dluczek, der zuständige Sachgebietsleiter für das Verfahren SolumSTAR in der Gemeinsamen IT-Stelle der bayerischen Justiz. „Angesichts des hohen Datenaufkommens zwischen Clients und Applikationsservern, entschieden wir uns dann relativ schnell, auch die Client-Anwendung von SolumSTAR mit Citrix XenApp zu zentralisieren. Wir haben in Bayern jedes Jahr rund eine Million Grundbucheintragungen, bei denen jeweils 0,5 bis 1 Megabyte an Daten abgerufen werden müssen. Diesen Datenverkehr wollten wir möglichst innerhalb des Rechenzentrums abwickeln.“ Die Anwender in den Grundbuchämtern sind mit der Performance von SolumSTAR in der Praxis zufrieden. „Die Anwendung läuft heute deutlich schneller als zuvor beim dezentralen Betrieb“, betont Klaus Dluczek.
Energieverbrauch gesenkt
Aufgrund der guten Erfahrungen mit SolumSTAR und RegisSTAR hat die bayerische Justiz mittlerweile weitere Fachverfahren an das RZ Nord ausgelagert. Auch die Kassenbuchanwendungen KABU und KABUlight, der Client des elektronischen Gerichts- und Verwaltungspostfachs (EGVP), das Kosteneinziehungsverfahren (KE) sowie die Standard-Software SoPart für die sozialen Dienste der Justiz werden heute über jeweils eigene Citrix XenApp-Farmen im Rechenzentrum zur Verfügung gestellt.
Durch die Zentralisierung und Virtualisierung konnte zudem die Effizienz der Infrastruktur erheblich gesteigert werden: Statt 100 zuvor dezentral betriebener Server laufen heute nur noch 13 physische Servern im Rechenzentrum. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts bescheinigte dem RZ Nord daher auch große Fortschritte beim Thema Nachhaltigkeit: Die Konsolidierungsstrategie trägt nicht nur dazu bei, die IT der bayerischen Verwaltung leistungsfähiger zu machen, sondern schont gleichzeitig die Umwelt durch niedrigeren Energieverbrauch.
Harald Knapstein ist Senior Manager Marketing Central Europe bei Citrix.
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Bildquelle: Bayerisches Staatsministerium der Justiz und für Verbraucherschutz