Nextcloud:
Deutsche Speicherlösung für EU-Länder


[2.9.2019] Das Stuttgarter Unternehmen Nextcloud bietet Speicher-Software auf Open-Source-Basis an. Jetzt konnte es Ausschreibungen in Frankreich, den Niederlanden und Schweden für sich entscheiden.

Der deutsche Cloud-Anbieter Nextcloud hat Ausschreibungen in Frankreich, den Niederlanden und Schweden für sich entschieden und kann dort künftig seinen auf Open Source Software basierenden Cloud-Speicher anbieten. Mit dieser Entscheidung setzen vor allem die Behörden in den Ländern auf Transparenz und Quelloffenheit – und darauf, dass die Daten im Zuge digitaler Souveränität europäisches Territorium nicht verlassen. Allein das französische Innenministerium plant, 100.000 Mitarbeiter mit Nextcloud-Software auszurüsten. Das Informationstechnikzentrum Bund (ITZBund) hatte sich bereits im April 2018 für den Nextcloud-Speicher entschieden und 300.000 Mitarbeiter von Ministerien und Einrichtungen des Bundes mit entsprechender Software ausgestattet. Auch viele Hochschulen setzen auf die Speicherlösung aus Stuttgart.

Daten bleiben in Europa

Die freie Software Nextcloud ermöglicht das Speichern von Daten (Filehosting) auf einem eigenen Server. Beim Einsatz eines Clients wird der Server automatisch mit einem lokalen Verzeichnis synchronisiert. Dadurch kann von mehreren Rechnern, aber auch über einen Internetbrowser auf einen konsistenten Datenbestand zugegriffen werden. Solche Lösungen gab es bisher nur im kommerziellen Bereich. Im Gegensatz zu Speicherdiensten wie Dropbox oder die Microsoft-Lösung Onedrive muss Nextcloud auf einem privaten Server oder Webspace installiert werden. Die Integration geschieht folglich in der eigenen IT-Infrastruktur, der Betreiber muss selbst die Hardware bereitstellen. Dadurch behalten die Nutzer die vollständige Kontrolle über ihre Daten. Ziel von Nextcloud ist die Unabhängigkeit von kommerziellen Diensteanbietern im Internet.
Speicherdienste sind vor allem dort gefragt, wo mehrere Mitarbeiter über verschiedene Geräte auf einen Datenbestand zugreifen und diesen weiterverarbeiten. Für persönliche Daten wie Dokumente, Bilder, Musik und Videos bieten sich Speicherdienste ebenfalls an. Im privaten Umfeld ist der amerikanische Anbieter Dropbox beliebt, große Firmen wie Volkswagen setzen beispielsweise auf Amazon Web Services. Das Problem: Die gespeicherten Daten lagern in Rechenzentren außerhalb Europas und entziehen sich damit der Kontrolle der Nutzer. Auch ist der Datenschutz nicht gesichert.

Kein Schaden durch Dritte

Neben der Datenspeicher-Software bietet Nextcloud Onlyoffice an. Die Open-Source-Lösung für Online-Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentationen soll Word, Excel und PowerPoint ersetzen. Auch LibreOffice ist eine freie Standard-Software für Bürotätigkeiten. Im Kontext der Diskussion um digitale Souveränität sind Alternativen zu den Marktmonopolisten derzeit stark nachgefragt. Ein Datenspeicher wie Nextcloud, wenn er entsprechende IT-Sicherheit bieten kann, ist Garant dafür, dass kein Schaden durch Dritte entsteht. Damit Behördenmitarbeiter allerdings auf die gewohnte Office-Umgebung von Microsoft verzichten, ist ein systematisches Change Management notwendig und wohl auch die Einführung solcher Alternativen im großen Stil.

Helmut Merschmann

https://nextcloud.com

Stichwörter: IT-Infrastruktur, Nextcloud, Open Source Software, Filehosting, Onlyoffice



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