[4.7.2023] Die eIDAS-2.0-Verordnung macht den Weg frei für den elektronischen Handy-Ausweis in Europa. Wie die Bundesbürgerinnen und -bürger zur digitalen Speicherung von Ausweisdokumenten stehen, hat der Digitalverband Bitkom in einer Umfrage ermittelt.
Mit der Einigung zur eIDAS-2.0-Verordnung hat Brüssel jetzt den Weg für den elektronischen Handy-Ausweis frei gemacht. Bürgerinnen und Bürger in der EU sollen sich künftig digital ausweisen können. Dafür wird mit der EU Digital Identity Wallet eine digitale Brieftasche eingeführt, in der ein elektronischer Personalausweis und weitere digitale Identitäten gespeichert werden können. Der Digitalverband Bitkom hat zu diesem Anlass eine Umfrage mit 1.002 Personen ab 16 Jahren in Deutschland durchgeführt.
Eine Mehrheit der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger (58 Prozent) würde demnach Personalausweis oder Führerschein, aber auch andere Dokumente wie die Gesundheitskarte oder Zeugnisse, gerne auf dem Smartphone speichern. 27 Prozent wollen eine solche Funktion auf jeden Fall nutzen, 31 Prozent würden sie eher nutzen. Demgegenüber würden 16 Prozent ein solches Angebot eher nicht nutzen wollen, 23 Prozent auf keinen Fall. Zwei Drittel der Smartphone-Nutzerinnen und -Nutzer (65 Prozent) würden dabei eine Lösung bevorzugen, mit der alle Dokumente in einer Wallet abgelegt werden können, 13 Prozent sprechen sich für mehrere Apps für die verschiedenen Ausweise aus. 18 Prozent haben keine Präferenz.
Pro und Contra aus Bürgersicht
Als wichtigen Vorteil der digitalen Speicherung von Ausweisen auf dem Smartphone nennen 55 Prozent der Deutschen den Verzicht auf die Produktion von Karten und Dokumenten, womit die Umwelt geschont wird. 50 Prozent gehen davon aus, dass Dokumente von den Behörden schneller ausgestellt werden können. 44 Prozent halten es für bequemer, 41 Prozent hoffen, dass die Dokumente zur Identifikation bei Online-Diensten verwendet werden können, 36 Prozent erwarten Kosteneinsparungen und 30 Prozent gehen davon aus, dass sie mit den digitalen Dokumenten Online-Verwaltungsleistungen in Anspruch nehmen können. Rund ein Drittel (32 Prozent) sieht keine Vorteile.
Die größten Sorgen hinsichtlich der digitalen Speicherung von Ausweisen auf dem Smartphone sind der Missbrauch durch Kriminelle (78 Prozent), die Angst vor Verlust (68 Prozent) sowie der Missbrauch durch ausländische Staaten (57 Prozent). Ebenfalls eine knappe Mehrheit befürchtet Probleme beim Ausweisen, falls das Smartphone defekt oder der Akku leer sein sollte (56 Prozent). 46 Prozent haben Angst vor technischen Störungen. 31 Prozent machen sich Sorgen vor einem Missbrauch der Technik durch den deutschen Staat, 27 Prozent vor einer zwangsweisen digitalen Registrierung ihrer Identität und ebenfalls 27 Prozent vor einer zu komplizierten Bedienung. 25 Prozent sehen die Gefahr eines Missbrauchs durch Unternehmen, 23 Prozent haben Angst vor einem Smartphone-Zwang. 18 Prozent haben keine Sorgen bei der Speicherung von Ausweisdokumenten auf dem Smartphone.
Deutschland kann sich keinen Sonderweg leisten
Der Erfolg der EU Digital Identity Wallet hängt aus Bitkom-Sicht davon ab, wie nutzerfreundlich die Umsetzung wird. Dass in der Verordnung pauschal für alle Anwendungen ein hohes Schutzniveau mit entsprechend komplexen Sicherheitsvorgaben festgelegt wurde, könnte sich dabei als Hemmnis erweisen. „Der bessere Weg wäre eine flexible Anpassung des notwendigen Sicherheitsniveaus an die jeweiligen Anwendungsfälle“, sagt Susanne Dehmel, Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung. „Bereits existierende eID-Systeme in Europa funktionieren schon erfolgreich auf einem niedrigeren, aber ebenfalls sicheren Niveau. Daran haben sich viele Bürgerinnen und Bürger bereits gewöhnt.“ Sie ergänzt: „Deutschland hat bei der Digitalisierung und gerade bei digitalen Verwaltungsleistungen so viel aufzuholen, dass wir uns keine Sonderwege mehr leisten können.“ Deutschland dürfe jetzt also nicht den Fehler machen, einen eigenen technologischen Weg abseits der europäischen Standards zu verfolgen. „Ein Ökosystem Digitale Identitäten, das auf der neuen eIDAS-Verordnung basiert, bietet die einmalige Chance, viele Lücken in der deutschen eID-Entwicklung zu schließen, die in der vergangenen Dekade entstanden sind“, erklärt Dehmel. „Dazu gehört, dass auch in Deutschland privatwirtschaftliche Akteure zertifizierte EU Digital Identity Wallets ausstellen können.“ So entstehe Wettbewerb um nutzerfreundliche, sichere Angebote, verschiedene Nutzergruppen werden erreicht und viele unterschiedliche Anwendungsszenarien entwickelt.
(ve)
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