StudieBehörden holen auf

[26.04.2021] Die Corona-Pandemie hat dafür gesorgt, dass die Anstrengungen rund um die Verwaltungsdigitalisierung intensiviert wurden. Laut der Studie IT-Trends Public von Capgemini setzen sich Behörden nun unter anderem verstärkt mit intelligenten Technologien auseinander.

Die öffentliche Verwaltung in Deutschland macht bezüglich der Nutzung intelligenter Technologien erste Fortschritte. Häufig können Behörden das Potenzial technologischer Lösungen aber noch nicht voll ausschöpfen. Das ergab die Studie IT-Trends Public 2021 von Capgemini. Im Oktober vergangenen Jahres wurden hierfür insgesamt 94 Funktionsträger aus der öffentlichen Verwaltung in Deutschland, von deren IT-Dienstleistern sowie 72 Führungskräfte aus der Wirtschaft befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass die öffentliche Hand intelligente Technologien in geringerem Umfang als die Wirtschaft nutzt. Gut elf Prozent der Behörden setzten sich intensiv oder sehr intensiv mit Technologien wie Machine Learning oder Predictive Analytics auseinander; in der Wirtschaft sind es knapp 16 Prozent. Die vergangenen zwölf Monate haben die Behörden aber genutzt, um sich stärker mit dem Thema zu beschäftigen, sodass die Nutzungsquote leicht stieg.

Kaum im Alltag eingesetzt

Ihren Erfolg mit intelligenten Technologien schätzen die IT-Verantwortlichen aus der Verwaltung ähnlich wie ihre Kollegen aus der Wirtschaft ein: im Mittelfeld. Präferiert werden einfache Anwendungsfälle wie die Automatisierung manueller Arbeiten. Mithilfe intelligenter Technologien Services zu personalisieren, Vorhersagen zu erstellen oder Empfehlungen zu generieren, schätzen die Fachanwender derzeit nicht als besonders hilfreich ein, allerdings werden solche Lösungen bislang auch kaum im Alltag eingesetzt. Wenn in einigen Jahren erste Erfahrungen damit gesammelt wurden, könnte die Bewertung bereits ganz anders ausfallen. „Insbesondere bei intelligenten Technologien ist es sinnvoll, kleine Pilotprojekte zu starten und dann zu entscheiden, ob sich die Skalierung lohnt. Man benötigt in diesem Bereich nicht zwingend schon zu Beginn eine Gesamtstrategie. Deshalb empfehle ich, sich möglichst früh mit der Technologie vertraut zu machen und Erfahrungen zu sammeln“, erklärt Marc Reinhardt, Head of Public Sector & Health bei Capgemini.

Fehlende Daten

Doch offenbar wünschen sich viele Behörden mehr Unterstützung, um die ersten Projekte anzugehen: 85 Prozent der Teilnehmenden befürworten den Ausbau nationaler Kompetenzzentren für künstliche Intelligenz (KI), rund 70 Prozent den Ausbau von Förderprogrammen. Verwaltungen, die intelligente Technologien nicht nutzen, nennen als wichtigsten Grund hierfür fehlende Daten. Darüber hinaus mangelt es einigen an Budget oder es existieren rechtliche Hürden.
Bei der Nutzung von Cloud-Lösungen bevorzugt die öffentliche Verwaltung Services europäischer Anbieter. Der Anteil außereuropäischer Provider wird in den kommenden Jahren wohl noch weiter sinken, denn fast drei von vier Antwortenden aus der öffentlichen Verwaltung möchten Kapazitäten nach Europa verlagern. Fast 91 Prozent von ihnen begründen das mit dem Wunsch nach höherer Datensouveränität, knapp 82 Prozent führen den Datenschutz an. 40 Prozent würden gerne Dienste nach Europa verlagern, um GAIA-X-Services zu nutzen, und bekunden damit ein im Vergleich zur Wirtschaft sehr hohes Interesse an diesem Konzept.

Wichtigste Anforderung

Wie im Vorjahr ist der Ausbau der Digitalisierung für die meisten Umfrageteilnehmer die wichtigste Anforderung an die IT. Die Folgen der Corona-Pandemie haben in den Augen von knapp 98 Prozent der Befragten dazu geführt, dass die Anstrengungen im Bereich Digitalisierung intensiviert wurden. Darüber hinaus forciert die öffentliche Hand die Ausrichtung an den Bedürfnissen der Bürger und Unternehmen, die Entwicklung neuer IT-Produkte und Services sowie die Erhöhung von Datensicherheit und Effizienz. „Die Corona-Pandemie hat erneut belegt, dass manche Behörden bei der Digitalisierung noch Nachholbedarf haben. Gleichzeitig hat der Handlungsdruck vieles möglich gemacht, dessen Umsetzung ohne diese Notsituation eventuell noch viele Jahre in Anspruch genommen hätte“, erklärt Marc Reinhardt.

Personal statt Technologie

Unterdessen steigt die Komplexität der IT-Landschaften weiter. Hauptverursacher sind gesetzliche Vorgaben und die steigende Zahl an Homeoffice-Arbeitsplätzen. Auch die zunehmenden Anforderungen der Bürger tragen dazu bei. Um trotzdem einen stabilen IT-Betrieb zu gewährleisten, setzen Behörden in erster Linie auf Standardisierung, stocken das Personal auf und ordnen Überstunden an. „Im Vergleich zur Wirtschaft versucht die öffentliche Hand, Probleme eher mit Personal als mit Technologie zu lösen“, kommentiert Reinhardt. „Aufgrund der Demografie müssen Beschäftigte aber fast schon zwingend mit technologischen Lösungen entlastet werden, beispielsweise durch intelligente Automatisierung oder lernende Systeme.“

Thomas Heimann ist Enterprise Architect Director bei Capgemini und Co-Autor der IT-Trends-Studie.


Stichwörter: Panorama, Capgemini, Studie


Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Panorama
Hände und Torso einer mutmaßlich weiblichen Person, die mit nachdenklicher Pose ein Smartphone hält.

Thüringen: App für Beratung und mehr Sicherheit

[05.11.2025] Thüringen testet in seiner Erstaufnahmeeinrichtung in Suhl die App Saba, mit der psychosoziale Belastungsfaktoren bei Geflüchteten frühzeitig erkannt werden sollen. Das Modellprojekt will Schutzbedarfe systematisch erfassen und gezielte Hilfe schneller verfügbar machen. mehr...

Schlfendes Baby, im Vordergrund hält eine Hand in Smartphone

Once Only: Entlastung beim Elterngeldantrag

[30.10.2025] Noch in diesem Jahr soll bundesweit eine Lösung zur Verfügung stehen, die Elterngeldstellen den elektronischen Abruf von Einkommensteuerdaten direkt vom zuständigen Finanzamt erlaubt. Entwickelt wurde diese im Rahmen des Verbundprojekts Konsens. mehr...

Durch Hochwasser verschlammter Fußboden in einem Haus, eine Person mit Gummistiefeln macht sauber.

Nordrhein-Westfalen: Innovative Technik für den Hochwasserschutz

[27.10.2025] Durch die Erderwärmung nehmen Starkregen- und Hochwasserereignisse zu. Das Land Nordrhein-Westfalen erprobt in einem Modellvorhaben dichte Sensornetze und Künstliche Intelligenz, um die Wasserstände auch kleinerer Gewässer zu beobachten und zu prognostizieren. mehr...

Hauptsitz des ITZBund in Bonn – Blick aus der starken Froschperspektive auf die ockerfarbene Klinkerfassade und Messingschild mit Bundesadler.

ITZBund: IT-Dienstleister des Bundes mehrfach ausgezeichnet

[27.10.2025] Mehrere renommierte Auszeichnungen würdigen die Arbeit des ITZBund. Für Open-Source-Initiativen, nachhaltige Softwareentwicklung und nutzerfreundliche Weblösungen wurde der IT-Dienstleister auf gleich mehreren Fachveranstaltungen prämiert. mehr...

Alte Frau im Rollstuhl hält die Hand einer Pflegefachkraft

Baden-Württemberg: Digitale Transformation der Pflege

[24.10.2025] Baden-Württemberg will die digitale Transformation der Pflege gezielt vorantreiben. Welche Maßnahmen konkret geplant sind, wurde in einer Erklärung zur Digitalisierung in der Langzeitpflege festgelegt, die gemeinsam mit allen relevanten Akteuren im Land erarbeitet wurde. mehr...

Baden-Württembergs Landes-CIO Stefean Krebs

Baden-Württemberg: Stefan Krebs ist CIO des Jahres 2025

[23.10.2025] Der Chief Information Officer der Landesverwaltung Baden-Württemberg, Stefan Krebs, wurde als „CIO des Jahres“ im Bereich Public Sector ausgezeichnet. Insbesondere bei KI hat die Landesverwaltung in den vergangenen Jahren bedeutende Schritte unternommen. mehr...

Das Fraunhofer FOKUS-Institutsgebäude.

Fraunhofer FOKUS: Impulse für den „Marktplatz der Zukunft“

[23.10.2025] Das Fraunhofer-Institut FOKUS hat eine Studie veröffentlicht, die untersucht, wie EfA-Leistungen flächendeckend bei Kommunen etabliert werden können. Die Studie analysiert bestehende föderale Plattformstrukturen und zeigt, wie diese praxisnah weiterentwickelt werden können. mehr...

Schmale Asphaltstraße, die unter einer engen, gemauerten Rundbogen-Brücke hindurchführt.

LASuV Sachsen: Digitale Karten für Schwertransport-Routen

[22.10.2025] Das sächsische Landesamt für Straßenbau und Verkehr (LASuV) modernisiert seine Verfahren für Großraum- und Schwertransporte. Digitale Karten ersetzen die bisherigen Negativlisten. Dies erleichtert die Routenplanung, entlastet die Verwaltung und verbessert den Schutz der Infrastruktur. mehr...

Andrea Nahles, Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, spricht auf einer Messebühne.

Bundesagentur für Arbeit: Digitale Verwaltung konsequent umsetzen

[20.10.2025] Die Bundesagentur für Arbeit gilt als digitaler Vorreiter. So hat sie als erste Großbehörde alle OZG-Vorgaben erfüllt, setzt auf KI und Automatisierung und bietet innovative digitale Services für ihre Kunden. Die BA-Vorstandsvorsitzende Andrea Nahles skizziert einen Sechs-Punkte-Plan für die Verwaltungsdigitalisierung. mehr...

Sei 30 Jahren trägt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik zur Cyber-Sicherheit bei.

Brandenburg: Neues Mitglied bei govdigital

[17.10.2025] Die govdigital eG hat ein neues Mitglied: Mit dem Brandenburgischen IT-Dienstleister (ZIT-BB) stößt ein weiterer öffentlicher IT-Dienstleister zur Genossenschaft. Gemeinsam wollen die Partner die digitale Verwaltung vor allem schneller, sicherer und effektiver machen. mehr...

Angeschnittenes Bild eines Mannes in weißem Arztkittel, der an einem Tisch in einem hellen Büro auf seinem Laptop tippt.

Baden-Württemberg/Bayern: Digitale Vernetzung im ÖGD

[16.10.2025] Baden-Württemberg und Bayern wollen ihre Gesundheitsämter gemeinsam digitalisieren. Ziel der länderübergreifenden Kooperation ist eine schnelle digitale Vernetzung der Ämter und einheitliche Standards im Öffentlichen Gesundheitsdienst. mehr...

Gelbes Schild mit der aufschrift Passkontrolle/Passport Control

EES: Start für digitales Ein- und Ausreisesystem der EU

[14.10.2025] Am Flughafen Düsseldorf startet der Betrieb des neuen digitalen EU-Ein- und -Ausreisesystems. Es ersetzt Stempel im Pass durch digitale Erfassung von Reise- und Biometriedaten und soll bis 2026 an allen deutschen Flug- und Seehäfen verfügbar sein. mehr...

Blick auf zwei aufgeschlagene Seiten des eGovernment-Monitors 2025, headline: "Leistungsfähigkeit des Staates"

eGovernment Monitor 2025: Staatsvertrauen zurückgewinnen

[23.09.2025] Die Initiative D21 hat den neuen eGovernment Monitor vorgestellt. Er zeigt: Digitale Verwaltungsleistungen werden noch immer ungern genutzt. Doch gerade gelungene Digitalisierung im Behördenkontakt kann Vertrauen in Staat und Demokratie stärken. mehr...

eGovernment-Wettbewerb 2025: Die Gewinner stehen fest

[22.09.2025] Die Preisträgerinnen und Preisträger des 24. eGovernment-Wettbewerbs stehen fest. Die ausgezeichneten Projekte wollen konkrete Antworten auf Herausforderungen des Verwaltungsumbaus geben – mit KI, der Digitalisierung von Prozessen und durch bessere Bürgerservices. mehr...

Composite: eine menschliche Hand vor einem hellen Hintergrund mit türkisfarbenen, abstrakten Strukturen, die Hand berührt ein 6_eck auf dem das Wort "Data" steht.

EU Data Act: Umsetzungshilfen für Unternehmen

[17.09.2025] Seit vergangener Woche gilt der EU Data Act. Doch die Bundesregierung hat weder Aufsichtsstrukturen noch Verfahren festgelegt – Unternehmen stehen vor Unsicherheiten. Erste Praxishilfen bieten der Bitkom und die Bundesnetzagentur mit eigenen Infoangeboten. mehr...