InterviewUltramobiles Arbeiten mit BSI-Siegel

[27.03.2024] Mit dem indigo-Konzept von Apple können auch Behörden iPhones und iPads sicher nutzen. Materna Virtual Solution unterstützt seine Kunden dabei mit einem eigenen Kompetenz-Center und speziell entwickelten Lösungen. move-online sprach darüber mit Christian Schumer, CEO & Senior Vice President Sales von Materna Virtual Solution.
Das Bild zeigt Dr. Christian Schumer, CEO & Senior Vice President Sales von Materna Virtual Solution.

Dr. Christian Schumer: „Wir entwickeln Lösungen, die den Spagat zwischen Usability und Sicherheit meistern.“

(Bildquelle: Materna Virtual Solution)

Herr Schumer, können Sie uns die Systemlösung Apple indigo vorstellen und erläutern, warum es speziell für Behörden und deren Anforderungen an die Sicherheit von VS-NfD eingestuften Daten entwickelt wurde?

Das Projekt indigo ist eine Initiative von Apple in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Hauptziel war es, die vorhandenen Sicherheitsmechanismen in dem Apple-Betriebssystem für externe Anwendungen zu öffnen, damit sie von Behörden für die Verarbeitung sensibler Daten, so genannten Verschlusssachen – Nur für den Dienstgebrauch (VS-NfD), genutzt werden können. Die im Apple-Betriebssystem enthaltene Secure Enclave ermöglicht es, auf Apple-Geräten einen sicheren Schlüssel zu erzeugen, mit dem dann die Kommunikation innerhalb der Behörden abgesichert wird. Das Projekt hat nun vom BSI eine Einsatzerlaubnis erhalten und kann in den jeweiligen Bundesbehörden genutzt werden.

Handelt es sich also um ein Betriebssystem, das speziell für den Einsatz in deutschen Behörden entwickelt wurde?

Es ist nicht nur ein Betriebssystem, sondern vielmehr ein Programm bestehend aus dem Apple-Betriebssystem mit dem dazugehörigen Sicherheitsanker, der nun auch anderen Entwicklern weltweit zur Verfügung steht und integraler Bestandteil der Plattform ist. Damit indigo aber für den deutschen Markt eingesetzt werden kann, bedarf es der Beachtung von Handlungsanweisungen, so genannten VSA, an den Nutzenden sowie dem Abschluss von dedizierten Apple-Serviceverträgen. Erst damit ist indigo für das Verarbeiten von VS-NfD-Daten erlaubt.

Sie arbeiten auch mit dem BSI zusammen, um die Sicherheitsstandards zu gewährleisten. Wie sieht diese Zusammenarbeit aus?

Die Zusammenarbeit mit dem BSI ist unerlässlich, um unseren Kunden, den Behörden, ein Höchstmaß an Sicherheit zu gewährleisten. Unsere Produkte und Anwendungen müssen vor dem Einsatz in Behörden vom BSI geprüft und freigegeben beziehungsweise zugelassen werden. Diese Prüfung umfasst eine umfassende Bewertung des Quellcodes, der Funktionalität sowie der Sicherheits- und Datenschutzaspekte unserer Lösungen. Wir stehen in ständigem Kontakt mit dem BSI, um sicherzustellen, dass unsere Produkte den strengen Sicherheitsanforderungen entsprechen. Nach erfolgreichem Abschluss dieser Prüfungen erhalten wir vom BSI eine Zertifizierung, die bescheinigt, dass unsere Produkte für den Einsatz in Bundesbehörden geeignet sind. Diese Freigabe oder Zulassung gibt den Behörden die Sicherheit, dass unsere Lösungen höchsten Sicherheitsstandards entsprechen.

Welche kundenspezifischen Anwendungen haben Sie bisher entwickelt? 

Neben den von Apple angebotenen Standardanwendungen wie Mail, Kalender und Kontakte haben wir spezielle Lösungen entwickelt, um den Anforderungen von Behörden noch besser gerecht zu werden. TrustOwl, unser sicherer Intranet-Browser, ermöglicht den mobilen Zugriff auf interne Ressourcen und Anwendungen, was für den täglichen Betrieb von Behörden von zentraler Bedeutung ist. TrustDok, eine weitere Innovation, ermöglicht die sichere Bearbeitung und Speicherung klassifizierter Dokumente auf dem Smartphone oder dem Tablet unter Einhaltung aller Sicherheitsvorschriften. Diese Anwendungen erweitern das Ökosystem, sodass es den spezifischen Bedürfnissen von Behördenmitarbeitern gerecht wird. Unser Ziel ist es, ein umfassendes, sicheres und effizientes ultramobiles Arbeitsumfeld für Behördenmitarbeiter zu schaffen, indem wir das Beste aus der Apple-Technologie mit unseren maßgeschneiderten Lösungen kombinieren und erweitern.

Wie funktioniert die Integration mobiler Anwendungen mit bestehenden Fachverfahren in Behörden?

Unsere mobilen Anwendungen bieten erweiterte Schnittstellen, um auf verschiedene Datenquellen im Bundesnetz zuzugreifen, Daten zu konsolidieren und zu visualisieren. Ziel ist es, den Behördenmitarbeitern ein Nutzungserlebnis zu bieten, das dem ihrer privaten Smartphones entspricht und gleichzeitig die Sicherheitsanforderungen erfüllt. Dabei nutzen wir auch moderne Smartphone-Funktionen wie Kamera und Sensoren, um die Bedienung der Fachanwendungen zu vereinfachen und zu modernisieren. In enger Zusammenarbeit mit unseren Kunden entwickeln wir so Lösungen, die den Spagat zwischen Usability und Sicherheit meistern.

Wie unterstützen Sie Behörden konkret bei der Einführung von Apple indigo und den entwickelten Anwendungen?

Unser Ansatz zur Unterstützung von Behörden bei der Einführung von Apple indigo und damit verbundenen Anwendungen ist umfassend und mehrstufig. Zunächst führen wir eine gründliche Anforderungsanalyse durch, um die spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen der jeweiligen Behörde zu verstehen. Darauf aufbauend entwickeln wir ein maßgeschneidertes Konzept, das neben der technischen Umsetzung auch organisatorische und prozessuale Aspekte berücksichtigt. Dazu gehört die Einrichtung der notwendigen technischen Infrastruktur wie sichere VPN-Verbindungen und Back-End-Konfigurationen ebenso wie die Durchführung von Schulungen und Awareness-Maßnahmen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Unser Ziel ist es, eine sichere, effiziente und rechtskonforme Nutzung von Apple indigo und den speziell entwickelten Anwendungen zu ermöglichen. Dabei stehen wir den Behörden von der Planungsphase bis zum operativen Betrieb mit Rat und Tat zur Seite, um einen reibungslosen Übergang und eine optimale Nutzung der neuen Technologien zu gewährleisten.

Gibt es Pläne, diese Technologie auch in Landesverwaltungen oder Kommunen einzuführen?

Die Einführung von Apple indigo in den Landesverwaltungen und Kommunen ist sicherlich ein logischer nächster Schritt. Der Bedarf an sicherer Kommunikation und Datenverarbeitung ist nicht auf die Bundesebene beschränkt. Gerade in der heutigen Zeit, in der sichere Kommunikationswege immer wichtiger werden, ist es wichtig, dass auch Länder und Kommunen Zugang zu Technologien wie Apple indigo haben. Wir sehen großes Potenzial für den Einsatz von Apple indigo über die Bundesbehörden hinaus. Die BSI-Einsatzerlaubnis und die Sicherheitsarchitektur von Apple indigo bieten ein hohes Sicherheitsniveau, das auch für Landesverwaltungen und Kommunen attraktiv ist. Natürlich müssen auf diesen Ebenen spezifische Anforderungen und Rahmenbedingungen berücksichtigt werden, aber das grundlegende Sicherheitskonzept von Apple indigo ist auch für nicht-staatliche Institutionen einfach nutzbar.

Welche zukünftigen Entwicklungen und Innovationen plant Materna Virtual Solution für das Apple-indigo-Ökosystem, um den sich ändernden Anforderungen von Behörden gerecht zu werden?

Neben TrustOwl und TrustDok wird es bald TrustCam geben, also eine sichere Kamera für Behörden. Denn wenn man als Behördenmitarbeiter ein Foto macht und es teilen will, müssen bestimmte Sicherheitsrichtlinien eingehalten werden. Ein weiteres Produkt ist TrustGPT. Diese Lösung ermöglicht es, Dokumente, die mit TrustDok hochgeladen wurden, einfach zusammenzufassen und dann Fragen dazu zu stellen. Die nächste Datenquelle wird das Intranet sein. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen dann nicht mehr im Intranet suchen, sondern können einfach Fragen stellen. Dieses Konzept ist erweiterbar auf persönliche Daten, zum Beispiel aus dem E-Mail-Posteingang. Wir werden also demnächst auch KI-Dienste anbieten, die sicher aus deutschen Rechenzentren betrieben werden. Mit Blick auf die Zukunft von Apple indigo arbeiten wir also kontinuierlich an der Weiterentwicklung und Anpassung der Technologie an neue Sicherheitsbedrohungen und -anforderungen. Die zunehmende Digitalisierung in allen Bereichen der öffentlichen Verwaltung wird den Bedarf an sicheren und effizienten Technologielösungen weiter erhöhen. Apple indigo ist dafür hervorragend positioniert und wird eine Schlüsselrolle dabei spielen, die digitale Transformation sicher und effizient zu gestalten.

Interview: Alexander Schaeff

Dr. Schumer, ChristianDr. Christian Schumer ist Senior Vice President Corporate Development und Mitglied des Executive Management Boards bei Materna. In seiner Verantwortung liegt die Weiterentwicklung der Unternehmensstrategie und die Ausgestaltung des Gruppenportfolios. Seit Juli 2022 ist er darüber hinaus als Chief Executive Officer für die Unternehmensentwicklung der Materna Virtual Solution zuständig.



Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: IT-Sicherheit
Das Bild zeigt Ministerialdirektor Elmar Steinbacher, Leitende Oberstaatsanwältin Tomke Beddies und Ministerin der Justiz und für Migration Marion Gentges

Baden-Württemberg: Chefin für Cybercrime-Zentrum

[14.05.2024] Die baden-württembergische Justizministerin Marion Gentges hat Ministerialrätin Tomke Beddies zur Leiterin des neuen Cybercrime-Zentrums Baden-Württemberg ernannt. mehr...

Das Bild zeigt das Titelblatt des Bundeslagebilds Cyber-Kriminalität 2023.

Cyber-Kriminalität: Bedrohungslage bleibt hoch

[14.05.2024] Die Bundesregierung und die Sicherheitsbehörden präsentieren das Bundeslagebild Cybercrime für das Jahr 2023. Die Zahlen zeigen einen besorgniserregenden Anstieg der Internet-Kriminalität in Deutschland. mehr...

Das Bild zeigt Bundesinnenministerin Nancy Faeser.

Cyber-Sicherheit: Umsetzung der NIS2-Richtlinie

[08.05.2024] Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat einen neuen Gesetzentwurf vorgelegt, mit dem das deutsche IT-Sicherheitsrecht umfassend modernisiert werden soll. Das Gesetz, das auf der EU-Richtlinie NIS2 basiert, sieht strengere Sicherheitsanforderungen und Meldepflichten für ein breiteres Spektrum von Unternehmen vor. mehr...

Porträt von Dagmar Hartge

Brandenburg: Tätigkeitsbericht zum Datenschutz

[08.05.2024] Der Tätigkeitsbericht der brandenburgischen Landesbeauftragten für den Datenschutz und für das Recht auf Akteneinsicht liegt vor. Zu den Schwerpunktthemen gehören unter anderem Künstliche Intelligenz, die datenschutzrechtliche Bewertung von Facebook-Fanpages sowie die Aufarbeitung des Cyber-Angriffs auf die Stadt Potsdam im Dezember 2022. mehr...

Symbolbild: hochgereckte Roboterhand vor dunkelblauem Hintergrund, auf dem eine Konstellation verbundener leuchtender Punkte erkennbar ist.

BSI: KI verändert Cyber-Bedrohungen

[03.05.2024] Künstliche Intelligenz ist keine weit entfernte Zukunftsvision mehr. Mit ihren verschiedenen Ansätzen und Lösungen ist die Technologie inzwischen im (IT-)Alltag angekommen – auch bei Kriminellen. Das BSI will herausfinden, wie sich Cyber-Angriffe dadurch verändern. mehr...

Brustbild von Roman Poseck in dunklem Anzugjackett und violettem Schlips.

Hessen/Bund: Cyber-Abwehr neu strukturieren?

[02.05.2024] Das Hessische CyberCompetenceCenter – Hessen3C – besteht seit fünf Jahren. Aus diesem Anlass stattete Innenminister Roman Poseck dem ihm unterstellten Kompetenzzentrum einen Besuch ab. Dabei äußerte er sich auch über eine mögliche Neuaufstellung der bundesweiten Cyber-Abwehr. mehr...

Außenansicht der SLUB, ein quadratisches, mehrstöckiges Flachdachgebäude mit ein paar, unregelmäßig angebrachten quadratischen Fenstern. Davor Wiese und der Anschnitt eines flachen Brunnens, der ebenfalls als Rechteck angelegt ist.

Sachsen: Schutz digitaler Bibliotheksbestände

[29.04.2024] Mit einer neuen, bedrohungsorientierten Firewall schützt die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) ihre digitalen Sammlungen vor Cyber-Angriffen. Auch ein VPN Client wurde installiert, der die Arbeitsumgebung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Homeoffice schützt. mehr...

Das Bild zeigt eine Hand mit einem digital verfremdeten Vorhängeschloss.

Datenschutzgesetz: Kritik der Datenschutzkonferenz

[23.04.2024] Die Datenschutzkonferenz der Länder kritisiert in einer aktuellen Stellungnahme den Entwurf zur Änderung des Bundesdatenschutzgesetzes. Sie fordert klarere Regelungen zum Schutz von Betriebsgeheimnissen, strengere Regeln für das Scoring und eine stärkere Kontrolle bei länderübergreifenden Datenverarbeitungen. mehr...

Bayern: Zero Trust im Behördennetz

[12.04.2024] Einen Fahrplan für die sukzessive Einführung einer Zero-Trust-Architektur im Bayerischen Behördennetz hat das Landesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (LSI) gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut AISEC aufgestellt. mehr...

Porträtfoto des bayerischen Finanz- und Heimatministers Albert Füracker.

Cyber-Sicherheit: Dezentrale IT-Sicherheit als Schlüssel

[08.04.2024] Die deutschen Bundesländer sollen im Kampf gegen Cyber-Bedrohungen stärker zusammenarbeiten. Die dezentrale Struktur und die schnelle Kommunikation seien entscheidend für den Schutz Kritischer Infrastrukturen und staatlicher IT-Systeme, so Bayerns Finanz- und Heimatminister Albert Füracker. mehr...

Das Bild zeigt ein stilisiertes Vorhängeschloss mit Code-Zeilen im Hintergrund.

BSI: Schwachstellen im Exchange Server

[29.03.2024] Eine Untersuchung des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zeigt, dass in Deutschland mindestens 17.000 Microsoft Exchange Server durch kritische Sicherheitslücken gefährdet sind. Das BSI ruft zur sofortigen Aktualisierung und sicheren Konfiguration der Systeme auf. mehr...

BSI: Neuer Mindeststandard für Browser

[21.03.2024] Das BSI hat den Mindeststandard für Webbrowser aktualisiert, die in der Bundesverwaltung, aber auch in Ländern und Kommunen zum Einsatz kommen. In seiner aktuellen Fassung berücksichtigt der Mindeststandard nun auch Anforderungen für Browser, die mobil eingesetzt werden. mehr...

Das Bild zeigt einen Bildschrim mit geöffnetem Security-Programm.

Cybersecurity Report: Bedrohung auf Rekordniveau

[14.03.2024] Der aktuelle Cybersecurity Report von Trend Micro zeigt, dass Angriffe auf IT-Systeme immer raffinierter werden. Deutschland gehört zu den am stärksten betroffenen Ländern, insbesondere im Bereich Ransomware. Im Fokus der Angreifer stehen staatliche Einrichtungen und Kritische Infrastrukturen. mehr...

Nahaufnahme vom Dach eines roten Fahrzeuges mit einem Feuerwehr-Schild.

BSI/DFV: Mehr IT-Sicherheit für Feuerwehren

[08.03.2024] Um die Informationssicherheit bei Feuerwehren und in Leitstellen besser zu schützen, wollen der Deutsche Feuerwehrverband und das BSI ihre Zusammenarbeit intensivieren. Das BSI hat Checklisten veröffentlicht, die Feuerwehren den Weg in eine Basisabsicherung bahnen sollen. mehr...