OSBADigitalisierung braucht Standards

[20.01.2023] Ein Whitepaper des DIN-Normenausschusses Informationstechnik und Anwendungen befasst sich mit Normen und Standards bei der Verwaltungsdigitalisierung. An der Vorbereitung des Papiers hat auch die Open Source Business Alliance mitgewirkt. Sie unterstützt dessen Grundsätze, sieht in einigen Punkten aber zu wenig Konsequenz.

Der DIN-Normenausschuss Informationstechnik und Anwendungen (NIA) hat im Jahr 2022 das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderte Projekt Whitepaper zur Rolle der Normung bei der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung ins Leben gerufen. Unter Beteiligung verschiedenster Marktteilnehmer und Stakeholder sollen eine Zukunftsvision für die Normung in der Verwaltungsdigitalisierung entwickelt und Normungsbedarfe und Umsetzungsvorschläge formuliert werden. Das Whitepaper liegt jetzt vor. An den vorbereitenden Projekt-Workshops war auch die Open Source Business Alliance (OSB Alliance/OSBA) dabei. Der Verband begrüßt die Initiative ausdrücklich und unterstützt und unterzeichnet die im Whitepaper zur Normung und Standardisierung bei der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung herausgearbeiteten Grundsätze zur Standardisierung. Allerdings, so die OSBA in einer Pressemeldung, hätten an einigen Stellen noch konkretere Positionierungen vorgenommen oder weitreichendere Forderungen aufgestellt werden können.

Open-Source-Referenzimplementierung unverzichtbar

Der Grundsatz der Transparenz ist die wichtigste Voraussetzung für die Verbreitung von Standards. Nach dem Verständnis der OSBA gehört dazu zwingend eine Open-Source-Referenzimplementierung der technischen Aspekte eines Standards. Diese zeige, dass der Standard in der Praxis nutzbar ist und kann sogar zu dessen Verbesserung führen. Zudem sei eine Referenzimplementierung technisch genauer als eine Spezifikation auf dem Papier. Nicht zuletzt könne die grundlegende Standardkonformität der eigenen Umsetzung ganz einfach gegen die Open-Source-Referenzimplementierung geprüft werden.
Daher sei es richtig und wichtig, dass die Forderung nach einer frei zugänglichen Referenzimplementierung in das Whitepaper eingeflossen sei. Die eher unverbindliche Formulierung „sofern dies möglich und angezeigt ist“ aus dem Whitepaper schwäche diesen zentralen Punkt jedoch zu stark ab, so die OSBA. Zahlreiche proprietäre Bestandsverfahren blockierten eine schnellere Verwaltungsdigitalisierung, daher sollten Transparenz und Zugänglichkeit zu Standards nicht nur halbgar verfolgt werden. Auch eine nachträgliche Programmierung von entsprechenden Open-Source-Referenzimplementierungen biete zahlreiche Möglichkeiten, so die OSBA. Dies zeige unter anderem das Beispiel Oparl, eine Initiative zur Standardisierung des offenen Zugriffs auf parlamentarische Informationssysteme in Deutschland. Es lohne sich, zukünftig nicht nur bei neuen Entwicklungen, sondern auch bei Bestandsverfahren konsequent in Transparenz und Zugänglichkeit zu investieren, betont der Open-Source-Verband.

Politischer Rahmen muss stimmen

Die reine Definition von Standards reicht aber nicht aus – es bedürfe auch der Durchsetzung, betont die OSBA. Neben geringen Hürden bei der Umsetzung müssten die Standards auch regulatorisch verbindlich sein. Der IT-Planungsrat sei hier gefragt, um diesen Auftrag durch das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) einzufordern und durchzusetzen. Nicht zuletzt hänge der Erfolg von Digitalisierung auch davon ab, ob diese Rahmenbedingungen eine iterative Weiterentwicklung ermöglichen. Das betreffe nicht nur technische Prozesse, wie die Weiterentwicklung von Standards und deren Referenzimplementierungen, sondern auch organisatorische Maßnahmen, wie die Anpassung von Rahmenbedingungen und Verwaltungsvorgaben. So könnten technische Standards nur dann bundesweit effizient greifen, wenn in allen Ländern und Kommunen für einen Sachverhalt die gleichen Rahmenbedingungen gelten. Das zu erreichen, sei jedoch eine politische Aufgabe, keine technische. Die schleppende OZG-Umsetzung zeige deutlich, wie schwer die Verwaltungsdigitalisierung ohne diese dringend nötigen politischen Rahmenbedingungen und die erforderlichen einheitlichen Standards vorankomme.
Das Whitepaper gehe in seiner finalen Form in die richtige Richtung, bleibe aber an manchen Stellen leider etwas zu unverbindlich. Dennoch stelle es einen guten Anknüpfungspunkt für zukünftige Initiativen dar und sei ein wertvoller Diskussionsbeitrag, erklärt Ingo Steuwer, der die OSBA in dem Whitepaper-Prozess vertreten hatte.





Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Panorama
Printversion des Servicestandards liegt auf einer hellgrauen Tischfläche.

BMI/DigitalService: Servicestandard wird überarbeitet

[24.07.2024] In Kooperation mit dem DigitalService wird das Bundesinnenministerium bis Ende des Jahres daran arbeiten, den bisherigen Servicestandard weiterzuentwickeln. Ziel ist es, ein verbindliches Mindestniveau für die Qualität von OZG-Onlinediensten und anderer staatlicher Onlineangebote festzulegen. mehr...

Das Bild zeigt den Eingang zu einem Notariat mit dem Schriftzug Notar auf einer Steineinfassung.
bericht

Unternehmensgründung: Online zum Notar

[19.07.2024] Vor zwei Jahren war es erstmals in Deutschland möglich, ein Unternehmen online zu gründen, ohne einen Notartermin vor Ort wahrnehmen zu müssen. Die dafür notwendige Lösung hat der IT-Dienstleister adesso für die Bundesnotarkammer entwickelt. mehr...

Mann in weißem hemd und blauem Anzug lehnt an einem Altbau-Treppengeländer.

Hessen: Bürokratie-Melder geht online

[18.07.2024] Hessen sieht den Bürokratieabbau als Gemeinschaftsleistung, an der sich Verwaltung, Unternehmen sowie Bürgerinnen und Bürger beteiligen sollen. Für die letztgenannten stellt das Land jetzt ein Online-Formular bereit, um bürokratische Hürden zu melden. Die Hinweise sollen in die Vereinfachung von Verfahren einfließen. mehr...

Luftaufnahme von Grünflächen, vertikal durchtrennt von einem Feldweg.

Nordrhein-Westfalen: Agrarstrukturverbesserung online

[16.07.2024] Das Verwaltungsverfahren „freiwilliger Landtausch“ bietet Landwirtinnen und Landwirten die Möglichkeit, ihre Flächen zu arrondieren oder zu erweitern. Das nordrhein-westfälische Landwirtschaftsministerium hat nun einen elektronischen Zugang zur Beantragung eröffnet. mehr...

Blick gerade von vorne auf einen Laptop-Screen, auf dem der digiatle Marktplatz zu sehen ist.

Fraunhofer IESE: Marktplatz für Smart-City-Lösungen

[10.07.2024] Der vom Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software-Engineering IESE entwickelte digitale Marktplatz Deutschland.Digital ist Teil des neuen Stufenplans Smarte Städte und Regionen des BMWSB. Der Marktplatz soll Kommunen bei der Beschaffung und Implementierung digitaler Lösungen wirksam unterstützen. mehr...

Cmposite: Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger berührt Ein Mann berührt auf einem Screen ein Symbol für Digitalisierung.

Dell Technologies: Schritte zur digitalen Verwaltung

[08.07.2024] Auf dem Weg zur effizienten und bürgerfreundlichen Verwaltung wurde schon einiges erreicht, dennoch liegen die im Onlinezugangsgesetz gesteckten Ziele noch in der Ferne. Das Technologie- und IT-Unternehmen Dell hat Vorschläge, wie sich das ändern ließe. mehr...

Blick auf eine Autobahn, rechts und links Rastlagen mit parkenden LKW.

BMDV: Digitale Parkplatz-Suchhilfe für Lkw

[05.07.2024] Daten zur Parkplatzbelegung an Rastanlagen sollen Lkw-Fahrer künftig bei der Parkplatzsuche unterstützen und für mehr Verkehrssicherheit sorgen. Dazu sollen Informationen aus Mautstellen ausgewertet werden. Bis Mitte 2026 soll der digitale Stellplatzinformationsdienst die Parkplatz-Auslastung aller Rastanlagen anzeigen können. mehr...

Stlisierte Darstellung eines Bücherstapels und einiger Euro-Scheine und -Münzen.

Sachsen-Anhalt: Komplett digitale BAföG-Anträge

[04.07.2024] In Sachsen-Anhalt können Anträge auf Sozialleistungen nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) bereits seit 2020 online gestellt und bearbeitet werden. Nun erfolgt der letzte Schritt zum vollständig elektronischen Verfahren: Mit Einführung der E-Akte können die Anträge auch revisionssicher elektronisch abgelegt werden. mehr...

Kollage: Foto eines Bürogebäudes, über das links das EMAS-Logo gelegt ist mit Text „EMAS geprüftes Umweltmanagement Reg. No. DE-110-00044“

ITZBund: EMAS erfolgreich eingeführt

[25.06.2024] An elf seiner Liegenschaften hat das ITZBund die Audits nach den hohen Anforderungen des Europäischen Umwelt-Management-Systems EMAS erfolgreich absolviert. Der IT-Dienstleister sieht sich als Wegbereiter für eine nachhaltige Digitalisierung in der gesamten Bundes-IT. mehr...

Baden-Württemberg: Förderung für LoRaWAN

[21.06.2024] Fraunhofer IAO und das IAT der Universität Stuttgart sollen die Anwendung von LoRaWAN in baden-württembergischen Kommunen erforschen und praxistaugliche Anwendungsfälle entwickeln. Das Land unterstützt das Vorhaben mit 383.000 Euro. mehr...

3d Rendering, ein helles Tablet mit visualisierter Smart City

BMWSB: Stufenplan für „Smarte Städte und Regionen“

[14.06.2024] Einen Stufenplan für „Smarte Städte und Regionen“ hat das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) verabschiedet. Er soll ein Rahmenwerk für die Digitalisierung der Stadt- und Regionalentwicklung schaffen. Vorgeschlagen wird unter anderem die Einrichtung eines Marktplatzes für digitale Lösungen. mehr...

Illustration/Compositebild in verschiedenen Blautönen, Weiß und Gelb mit dem Logo von Beteiligung NRW.

Nordrhein-Westfalen: Erfolgsgeschichte für Online-Partizipation

[04.06.2024] Seit gut zwei Jahren stellt das Land Nordrhein-Westfalen seinen Ministerien, Landes- und Kommunalverwaltungen eine Beteiligungsplattform zur Verfügung, mit der diese eigene Beteiligungsverfahren durchführen können. Das Angebot kommt an: Über 260 Mandanten wurden inzwischen umgesetzt. mehr...

forsa-Umfrage: Begrenztes Vertrauen in KI

[29.05.2024] Datengesteuertes Handeln in Politik und Verwaltung, unter Rückgriff auf vielfältige Daten aus unterschiedlichsten Quellen – das ist eine der Möglichkeiten, die Künstliche Intelligenz eröffnet. Viele Deutsche fühlen sich bei dem Gedanken, dass der Staat mit KI Entscheidungen trifft, aber eher unwohl, wie eine aktuelle Umfrage zeigt. mehr...

In einem hellgrau gestrichenen, freundlicher Raum steht eine Frau an einem Flipchart, um sie herum eine Gruppe von Personen, die zuhört.

FITKO: OZG-Erfahrungsaustausch in Erfurt

[28.05.2024] Auf Einladung der FITKO treffen im Rahmen des OZG-Erfahrungsaustauschs Vertreterinnen und Vertreter von Bund und Ländern regelmäßig zusammen. Wichtige Themen des letzten Treffens in Erfurt waren der Roll-out von OZG-Leistungen in die Fläche und die Anbindung von Fachverfahren sowie die Registermodernisierung. mehr...

Screenshot der Startseite des bayrischen Karriereportals "Sei daBay"

Bayern: Karriereportal ab sofort online

[22.05.2024] Auf einer zentralen Website versammelt Bayern alle Informationen über die Beschäftigung beim Land als Arbeitgeber, verschiedene Berufsbilder und Einstiegsoptionen und natürlich Jobangebote im öffentlichen Dienst. Über die integrierte Stellenbörse ist es möglich, sich direkt online zu bewerben. mehr...