TechnologienKI, Blockchain und AR
Öffentliche Verwaltungen stehen vielfältigen, technologisch geprägten Trends gegenüber, die bestehende Strukturen und Prozesse sowie etablierte Arbeitsformen und Werkzeuge verändern und sogar in Frage stellen. Ein Blick in Fachzeitschriften und auf die Programme einschlägiger Tagungen zeigt: Künstliche Intelligenz, Blockchain und Augmented Reality werden hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit im öffentlichen Sektor derzeit intensiv diskutiert und erprobt.
Lernende und regelbasierte Systeme
Künstliche Intelligenz (KI) nimmt bei der Gestaltung der digitalen Transformation der öffentlichen Verwaltung eine zunehmend bedeutende Rolle ein. KI-basierte Software-Systeme, die Teilaufgaben der Verwaltungstätigkeit selbstständig bearbeiten können, bieten vielversprechende Ansätze, Automatisierung und Assistenz auch bei komplexen Tätigkeiten auszuweiten. Dabei stehen vielfältige Ansätze und Methoden zur Auswahl. Grundsätzlich wird zwischen lernenden und regelbasierten Systemen unterschieden. KI-Systeme können in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden. Zum einen können sie unterstützende Aufgaben abbilden, etwa zur Analyse von Identitäten durch Bild- oder Dialekterkennung oder in Form von Sprachassistenten, um Informationen zu vermitteln und einfache Anliegen anzustoßen. Zum anderen können sie auch einzelne Prozessschritte automatisieren, zum Beispiel Anträge auf Vollständigkeit prüfen, in Entscheidungssituationen Bearbeitern relevante Informationen zur Verfügung stellen und Vorhersagen treffen.
KI mit Strategie
Die Nachvollziehbarkeit von Empfehlungen und Ergebnissen und die Zusammenarbeit von Mensch und KI-System sind besondere Herausforderungen. Die Anforderungen an die Nachvollziehbarkeit hängen dabei vom Einsatzszenario ab. Vollständigkeits- und Plausibilitätsprüfungen von Anträgen oder auch Informationsdienste durch Sprachassistenten sind mit Blick auf die Erklärbarkeit des Ergebnisses sicher weniger kritisch als die KI-basierte (Teil-)Automatisierung von Entscheidungsprozessen bei Sozialleistungen. Auch die Datenbasis, auf der die Funktionalität des KI-Systems beruht, sowie die Qualität der Ergebnisse stehen im Fokus und sind im konkreten Einsatzszenario zu bewerten. Damit einher gehen Fragen nach der Wirtschaftlichkeit solcher Systeme. Die Bundesregierung (wir berichteten) und manche Länder haben KI-Strategien erarbeitet, die unter anderem den Einsatz von KI bei hoheitlichen Aufgaben und den Kompetenzaufbau im öffentlichen Sektor adressieren.
Dokumentation in der Blockchain
Öffentliche Verwaltungen arbeiten bürokratisch: Entscheidungen werden schriftlich dokumentiert, teilweise in Registern. Blockchains dokumentieren ebenfalls, protokollieren Informationen jedoch nicht über einzelne Organisationen, zum Beispiel Behörden, sondern über Dezentralisierung und Beteiligung. Informationen werden also nicht mehr an einer zentralen Stelle abgelegt und dort geschützt, sondern verteilt bei verschiedenen Teilnehmern. Diese verfügen über Kopien der Informationen. Wird eine Kopie manipuliert, liegt die richtige Information immer noch bei der Mehrheit der Teilnehmer. Informationen zu Transaktionen, wie etwa dem Kauf eines Grundstücks, werden durch kryptografische Verfahren verkettet, sodass das nachträgliche Ändern einzelner Informationen nicht unbemerkt bleibt. Neue Transaktionen können nur mit großem Aufwand durch den Einsatz von Rechenleistung zur Lösung eines mathematischen Rätsels hinzugefügt werden, was durch mehrere Teilnehmer im Wettbewerb geschieht. Auf diese Weise würde eine ungültige Transaktion durch die Wettbewerber aufgedeckt werden. Im Detail gibt es diverse Formen. So haben zum Beispiel nicht immer alle Nutzer eine Kopie der Informationen über die vergangenen Transaktionen und nicht jeder Nutzer kann Transaktionen selbst hinzufügen.
Vertrauen schaffen
Letztlich wird Vertrauen auch bei Blockchain-basierten Prozessen nicht nur durch die technologische Lösung geschaffen, sondern auch durch grundsätzliche Gestaltungsentscheidungen im konkreten Anwendungsfall und flankierende organisatorische Vereinbarungen. Im öffentlichen Sektor gibt es vielfältige Anwendungsoptionen: Verträge, Zeugnisse und Urkunden, aber auch Register, wie Grundbücher, können in Form einer Blockchain geführt werden. Denkbar ist auch die Anwendung bei elektronischen Wahlen und Abstimmungen oder bei Bezahlverfahren. Ziel ist es, Vertrauen unabhängig von einzelnen Organisationen zu schaffen, Korruption abzuwehren und Prozesse zu beschleunigen. Wie im Fall von künstlicher Intelligenz sind Ziele, Rahmenbedingungen und die konkrete technische wie auch organisatorische Ausgestaltung im jeweiligen Anwendungsfall ausschlaggebend für den nutzenstiftenden Einsatz von Blockchain. Auch im Fall von Blockchain hat die Bundesregierung eine Strategie erarbeitet, um in der Lage zu sein, Potenziale zu erschließen, aber auch Missbrauchsmöglichkeiten zu verhindern (wir berichteten).
Unterstützung bei Bezug zu realer Umwelt
Computer bieten in vielfältigen Lebenssituationen Informationen und Hilfestellungen. Augmented Reality (AR) ermöglicht es, diese Informationen in enger Beziehung zur jeweiligen realen Situation bereitzustellen. Dafür können mobile Geräte wie Smartphones und Tablets oder auch AR-Brillen zum Einsatz kommen. Sichtbar sind dann sowohl die direkte Umwelt als auch die zusätzlichen Informationen. Zum Beispiel können Reparaturen gemäß Schritt-für-Schritt-Anleitung mit Bezug zum realen Gegenstand durchgeführt werden. Mittels AR-Brille ist in diesem Fall kein Wechsel zwischen Anleitung und Tätigkeit notwendig. Es stellt sich die Frage, wie diese Technologie im öffentlichen Sektor genutzt werden kann. Neben vergleichbaren Szenarien wie der Assistenz bei der Instandhaltung von Infrastruktur oder technischen Geräten sind auch Anwendungen in der Aus- und Weiterbildung denkbar. Während der zu erlernenden Handlungen werden einzelne Schritte und Hintergrundinformationen angezeigt. Darüber hinaus kann AR immer dann Hilfestellung bieten, wenn Prozesse und Tätigkeiten einen Bezug zur realen Umwelt haben, etwa zu Personen, Orten oder Gegenständen. In der Ordnungsverwaltung können zum Beispiel Fahrzeuge leicht identifiziert und Informationen direkt angezeigt werden. Im Tourismus ist die Darstellung von unterhaltsamen Informationen je nach tatsächlichem Standort und der Blickrichtung eine Einsatzmöglichkeit, die auch im Kontext von Beteiligungsangeboten genutzt werden kann. Auf diese Weise können laufende Partizipationsprozesse und Gestaltungsoptionen vor Ort bekannt und anschaulich vermittelt werden.
So vielfältig öffentliche Verwaltungen und ihre Aufgaben sind, so vielfältig sind auch die Anwendungsszenarien der Technologien. Um also Optionen entdecken und analysieren zu können, ist es notwendig, sowohl die Technologien als auch die spezifische Anwendungsdomäne im öffentlichen Sektor im Detail zu berücksichtigen. Zusammenarbeit und Offenheit bilden einen erfolgversprechenden Weg, um neue Technologien zu erproben und erfolgreich einzusetzen.
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe Mai 2020 von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
BDBOS: Jens Koch wird neuer Präsident
[01.10.2024] Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat Jens Koch zum neuen Präsidenten der Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BDBOS) ernannt. Koch gilt als erfahrener Sicherheitsexperte und tritt sein Amt am 1. Oktober 2024 an. mehr...
BMI/Bitkom: Schnellerer IT-Einkauf für die öffentliche Hand
[01.10.2024] Nach Verhandlungen mit der durch den Bitkom vertretenen IT-Wirtschaft hat die öffentliche Hand alle elf bisherigen Leistungsbereiche der EVB-IT in einer neuen Rahmenvereinbarung vereint. Zudem steht jetzt auch ein digitales Vertragserstellungstool zur Verfügung, was den Zugang zu öffentlichen Ausschreibungen vereinfachen soll. mehr...
Niedersachsen: Digitale Erfassung von Ordnungswidrigkeiten
[27.09.2024] Mit dem Projekt „elektronischer Datenerfassungsbeleg“ (eDEB) startet Niedersachsen die Digitalisierung der Erfassung von Ordnungswidrigkeiten. Polizei und Kommunen sollen von einem vereinfachten und schnelleren Verfahren profitieren, das den klassischen Papierzettel ablöst. mehr...
Bayern: Open-Source-Lösung für Städtebauförderung
[27.09.2024] Seit März 2024 nutzen das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr und die Bezirksregierungen das neue IT-Verfahren Städtebauförderung 2.0. Die von adesso entwickelte Open-Source-Webanwendung optimiert die Verwaltung von Förderprojekten und beschleunigt die Bearbeitungsprozesse. mehr...
Bayern: Orientierung im Förderdschungel
[26.09.2024] Bayern hat eine Suchmaschine gestartet, die Bürger, Unternehmen und Institutionen schnell durch den Dschungel der Fördermöglichkeiten führt. Der Förderfinder soll die Suche vereinfachen, modernisieren und beschleunigen. mehr...
Bayern: Neuer IT-Standort in Aichach
[24.09.2024] Das Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung schafft 20 neue IT-Arbeitsplätze im Raum Augsburg. Mit dem Ausbau des IT-Dienstleistungszentrums in Aichach will der Freistaat Bayern die digitale Zukunft vorantreiben und dem Fachkräftemangel entgegenwirken. mehr...
Bitkom-Umfrage: KI im Katastrophenschutz befürwortet
[13.09.2024] Starkregen, Überschwemmungen, Gewitterstürme – eine bessere Vorhersage von Extremwetter und anderen Naturkatastrophen sowie die zuverlässige Information der Bevölkerung wird immer wichtiger. Der Bitkom untersuchte, welche Vorhersagemethoden und welche Alarmierungswege die Bevölkerung bevorzugt. mehr...
Forschungsprojekt InGe: Lagebildinstrument für Gewaltvorfälle
[11.09.2024] Beleidigt, bedroht, angegriffen – immer wieder sind öffentlich Beschäftigte in ihrem Berufsalltag physischer und psychischer Gewalt ausgesetzt. Um solche Vorfälle besser zu erfassen und auszuwerten, hat Baden-Württemberg ein softwaregestütztes Instrument entwickelt. Dieses hat die Pilotierung erfolgreich abgeschlossen und soll bald ausgerollt werden. mehr...
BVA: Digitalisierung des Migrationsmanagements
[10.09.2024] Digitalisierungsmaßnahmen im Migrationsmanagement setzt das Bundesverwaltungsamt um. In den Bereichen Visum, Grenze und Aufenthalt sollen Effizienz und Zukunftsfähigkeit der Systeme weiter steigen. mehr...
E-Government-Wettbewerb 2024: Digitale Vorreiter ausgezeichnet
[09.09.2024] Alljährlich – nun schon zum 23. Mal – zeichnen das Beratungsunternehmen BearingPoint und der Technologieanbieter Cisco im Rahmen des E-Government-Wettbewerbs Projekte aus, die technologisch innovativ den öffentlichen Sektor voranbringen. Nun stehen die Gewinnerprojekte der Jury und des Publikumsvotings fest. mehr...
Sachsen-Anhalt: Digitale Immobilienwertermittlung
[04.09.2024] Die elektronische Übersendung von Immobilienkaufverträgen hat sich in Sachsen-Anhalt schnell als neue Verfahrensweise etabliert. mehr...
Thüringen: Fahrtenschreiber-Karten online beantragen
[02.09.2024] In Thüringen können ab sofort Werkstatt- und Unternehmenskarten für digitale Fahrtenschreiber online beantragt werden. Diese sind notwendig, um ein solches Gerät einbauen, warten oder auslesen zu können. Der EfA-Dienst wurde von Thüringen entwickelt. mehr...
Baden-Württemberg: Äcker, Apps und Beihilfen
[29.08.2024] In Baden-Württemberg trägt eine App dazu bei, Landwirte von aufwendigem „Papierkram“ zu entlasten. Anträge für Förder- und Beihilfeprogramme können mithilfe der App profil (bw) digital beantragt und verwaltet werden. Insbesondere die Nachweiserbringung wird wesentlich erleichtert. mehr...
ZenDiS/B1 Systems: SaaS-Angebot für openDesk
[28.08.2024] Die open-source-basierte Office-Suite für die öffentliche Verwaltung, openDesk, ist bisher nur für den Eigenbetrieb ohne Service und Support zu haben. Das ändert sich nun: Das ZenDiS hat dem IT-Dienstleister B1 Systems den Zuschlag für eine Enterprise Edition erteilt, dazu gehört auch ein SaaS-Angebot. mehr...
Bundesverwaltungsamt: Beihilfe-App kann jetzt E-Rezept
[22.08.2024] Die Beihilfe-App des Bundesverwaltungsamts soll es Beamtinnen und Beamten erleichtern, finanzielle Unterstützung im Krankheits- und Pflegefall zu beantragen. Mit dem letzten Update ist die Anwendung nun auch in der Lage, E-Rezepte unkompliziert zu verarbeiten. mehr...