BitkomKonzertierte Aktion

[27.10.2020] Der Digitalverband Bitkom reagiert mit einem Positionspapier zur forcierten Verwaltungsmodernisierung auf den Jahresbericht des Nationalen Normenkontrollrats.

Als Reaktion auf den Jahresbericht des Normenkontrollrats (NKR) zum Stand der Verwaltungsdigitalisierung hat der Digitalverband Bitkom ein Positionspapier „In 10 Schritten zum digitalen Staat“ vorgelegt. Der NKR hatte schon Anfang September in seinem „Monitor Digitale Verwaltung #4“ den Rückstand bei der digitalen Modernisierung von Staat und Verwaltung angemahnt und eine Gesamtstrategie für die Zeit nach der OZG-Frist im Jahr 2022 gefordert (wir berichteten). Nun zieht das unabhängige Kontrollgremium in seinem Jahresbericht unter der Überschrift „Krise als Weckruf“ abermals eine gemischte Bilanz (wir berichteten). Die Corona-Pandemie habe den erheblichen Rückstand bei Digitalisierung und Verwaltungsmodernisierung auf allen staatlichen Ebenen offengelegt. Zugleich verdeutliche die Pandemie die Schlüsselrolle der Verwaltung. Deswegen sei als Lehre aus der Krise das Thema Verwaltungsmodernisierung stärker in den Vordergrund zu rücken. Sehr langsame Fortschritte Der Bitkom greift in seinem Positionspapier die Vorbehalte des NKR auf und stellt fest, dass trotz „unzähliger Strategien, Abstimmungsforen und Wettbewerben zur digitalen Transformation der öffentlichen Hand“ es nur sehr langsame Fortschritte gebe. Als Ergebnis seien Bund, Länder und Kommunen mit ihrer IT-Infrastruktur nur unzureichend auf die Pandemie vorbereitet gewesen. Obwohl kurzfristig Schriftformerfordernisse und digitale Antragstellung – beispielsweise bei der Online-Fahrzeuganmeldung – ermöglicht oder erleichtert worden sind, seien Medienbrüche, arbeitsunfähige Behörden und lange Wartezeiten an der Tagesordnung gewesen. „Solche Fälle sind mit Blick auf die nie da gewesenen Auswirkungen der Corona-Pandemie einerseits nachvollziehbar. Sie legen aber auch die Versäumnisse der letzten Jahre schonungslos offen“, heißt es seitens des Bitkom. Vor allem müssten die Verwaltungsprozesse vollständig digital und von den Anwendern aus gedacht und konzipiert werden. „Digital first“ und „Nutzerzentrierung“ lautet die Bitkom-Losung, nach der allerdings die OZG-Umsetzung seit drei Jahren schon verfährt. Masterplan Kommune In der Folge fordert der Bitkom eine konzertierte Aktion bei der Verwaltungsmodernisierung. Digitale Verwaltungsleistungen müssten flächendeckend und durchgängig online zugänglich sein. Das Onlinezugangsgesetz solle fristgerecht umgesetzt werden und „den größten Teil der Verwaltungsleistungen umfassen“. Das Konjunkturpaket von drei Milliarden Euro zusätzlich für die OZG-Umsetzung müsse „dort ankommen, wo die Mehrheit der Verwaltungsleistungen angeboten werden – auf der kommunalen Ebene“. Zentrale Umsetzungsfelder seien dabei der Portalverbund, der Zusammenschluss aller Landes- und kommunalen Bürgerportale und die Registermodernisierung. Das Bitkom-Papier berichtet, wenn es auf Referenzimplentierungen, Interoperabilität, Schriftformerfordernis und IT-Organisation zu sprechen kommt, über viel Bekanntes. Mit dem Beispiel Griechenland, das ein Ministerium für digitales Regierungswesen aufweist und innerhalb kürzester Zeit über 500 Verwaltungsleistungen digitalisiert habe, ist ein neuer Musterschüler neben den bekannten Vorreitern Estland und Großbritannien gefunden worden. Hiervon könne und müsse Deutschland lernen. Gemeint ist damit der „Mut, den Status quo schnell und entschlossen hinter sich zu lassen“. Digitale Kluft befürchtet Das Bitkom-Papier ist im Vorfeld der Smart Country Convention erschienen, einer vom Bitkom initiierten Fachmesse, die diese Woche (27. bis 29. Oktober 2020) in digitaler Form stattfinden wird. Im Bereich Smart Cities und Smart Regions befürchtet der Verband eine „digitale Kluft“, besonders hinsichtlich der wirtschaftliche Schieflage, in die viele Kommunen geraten, wenn sie öffentliche Einrichtungen wie Theater, Schwimmbäder und Museen trotz rückläufiger Gewerbesteuern weiter zu finanzieren haben. Es gelte nun die Digitalisierung der Kommunen langfristig zu sichern, weswegen aus dem vom Bund im Konjunkturpaket vorgeschlagenen kommunalen Solidarpakt 2020 ein „Masterplan digitale Kommune“ werde müsse. Auf der Wunschliste stehen auch noch die Digitalisierung der öffentlichen Beschaffung, Netzausbau, Open Data und sichere digitale Identifizierung.

Helmut Merschmann




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik
Ein Schreibtisch mit aufgeklapptem Laptop, dahinter sitzt ein mann, der sich die Hände vors Gesicht schlägt.

eco-Umfrage: Mit Digitalpolitik unzufrieden

[07.11.2025] Ein halbes Jahr nach Gründung des Digitalministeriums zeigt sich laut einer Umfrage des eco: 68 Prozent der Befragten sind unzufrieden mit der Digitalpolitik. Der Verband fordert klare Prioritäten, verbindliche Ziele und mehr Koordination zwischen Bund, Ländern und Kommunen. mehr...

Porträt von Elena Yorgova-Ramanauskas

Saarland: Digitalisierungsstrategie für die Landesverwaltung

[07.11.2025] Eine digitale, bürgernahe und effiziente Verwaltung: Das ist das Ziel der neuen Strategie zur Digitalisierung der saarländischen Landesverwaltung, die jetzt vorgestellt wurde. Sie umfasst fünf Handlungsfelder und ist mit konkreten Maßnahmen hinterlegt. mehr...

Bundesdigitalminister Karsten Wildberger mit Papiern unter dem Arm in einem dynamischen Bildsetting

Bürokratieabbau: Bund beschließt umfassende Entlastungen

[06.11.2025] Effizienz ja, Overhead nein – so lässt sich das Entlastungspaket zusammenfassen, welches der Bund gestern beschloss. Anfängliche Erwartungen wurden übertroffen: Das Kabinett hat sich auf über 50 Eckpunkte geeinigt, die nun in Gesetzesform gebracht werden müssen. Damit sollen Entlastungen in Milliardenhöhe realisiert werden. mehr...

BMDS: Aufbruch, Umbruch, Durchbruch

[31.10.2025] Das im Mai gegründete und noch im Aufbau befindliche Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung hat in einem Eckpunktepapier sein ehrgeiziges Zielbild für die zukünftige Arbeit entworfen. Dabei will es vieles anders machen als gewohnt. mehr...

Gruppenbild der Teilnehmenden an der Sitzung des Kommunalgremiums.

IT-Planungsrat: Kommunaler Input zu digitalstrategischen Themen

[22.10.2025] Der IT-Planungsrat stellt die strategischen Weichen für die Verwaltungsdigitalisierung – und bindet dabei auch kommunale Perspektiven ein. Beim letzten Treffen des Kommunalgremiums ging es um die zentralen Bereitstellung von EfA-Leistungen und eine Aufgabenneuordnung zur Entlastung von Kommunen. mehr...

Outdoor-Gruppenbild des IT-Planungsrates im Sommer 2025

IT-Planungsrat: Strategische Umsetzungsvorhaben vorgestellt

[21.10.2025] Strategische Digitalisierungsprojekte aus Bund und Ländern werden ab sofort auf der Website des IT-Planungsrats präsentiert. Die 22 Vorhaben sollen zeigen, wie die föderale Digitalstrategie in Bereichen wie KI, Cloud, Schnittstellen und Netzinfrastrukturen in Zukunft konkret umgesetzt wird. mehr...

Diagramme und Datenvisualisierung in leuchtenden Farben.

Bitkom-Dataverse: Datenbank zum digitalen Deutschland

[21.10.2025] Mit dem Bitkom-Dataverse soll das größte kostenlose Onlineportal mit Zahlen und Statistiken zum Digitalen Deutschland entstehen. Es umfasst Daten unter anderem aus den Bereichen Bildung, Künstliche Intelligenz, Cybersicherheit, Verwaltung sowie Mobilität. Auch die Bitkom-Indizes wie der Länderindex oder Smart-City-Index sind enthalten. mehr...

Minister Manfred Pentz.

Hessen: Bürokratieabbau nutzt allen

[15.10.2025] Hessens Entbürokratisierungsminister Manfred Pentz hat im Landtag das Erste Bürokratieabbaugesetz vorgestellt. Das Gesetzespaket mit 120 Maßnahmen wurde vom Kabinett beschlossen, um Verwaltung, Wirtschaft und Bürgerinnen und Bürger spürbar zu entlasten. mehr...

Berliner Rathaus, daneben der Fernsehturm

Berlin: Schritte zur Verwaltungsreform

[14.10.2025] Mit einem ressortübergreifenden Vorgehen startet Berlin die Umsetzung seiner umfassenden Verwaltungsreform. Ziel ist eine einheitlich gesteuerte, moderne Verwaltung: mit klaren Zuständigkeiten, digitaler Infrastruktur und mehr Transparenz über Vorschriften und Prozesse. mehr...

Schleswig-Holstein: Tempo für die Digitalisierung – per Gesetz

[13.10.2025] Mit einem Digitalisierungsbeschleunigungsgesetz will Schleswig-Holstein vollständig digitale Verwaltungsprozesse, ein Datendoppelerhebungsverbot und eine Pflicht zur elektronischen Registerführung einführen. Der Entwurf geht jetzt in die Verbändeanhörung. mehr...

Dr. Karsten Wildberger , Bundesminister für Digitales und Staatsmodernisierung hält seine Keynote auf der SCCOn 2025
bericht

BMDS: „Wir haben Wildwuchs entwickelt.“

[07.10.2025] Bundesdigitalminister Karsten Wildberger stellte auf der Smart Country Convention in Berlin die Modernisierungsagenda der Bundesregierung vor. Als deren dickstes Brett bezeichnete er die Verwaltungsdigitalisierung. mehr...

NKR-Jahresbericht 2025: Klarer Kurs Richtung Bürokratieabbau

[07.10.2025] Der Nationale Normenkontrollrat hat Bundesdigitalminister Karsten Wildberger seinen Jahresbericht 2025 übergeben. Das Gremium sieht Fortschritte beim Bürokratieabbau, warnt aber vor neuen Belastungen. Für echten Wandel fordert es verbindliche Standards und klare politische Steuerung. mehr...

Porträt des NKR-Vorsitzenden Lutz Goebel vor dunklem Hintergrund.

NKR: Die Modernisierungsagenda ist erst der Anfang

[06.10.2025] Der Nationale Normenkontrollrat drängt in einem Statement zur jüngst beschlossenen Modernisierungsagenda des Bundes auf eine politisch klar gesteuerte Umsetzung. Nur so ließen sich Bürokratieabbau, Verwaltungsreformen und föderale Abstimmung wirksam erreichen. mehr...

Bund/Länder: Föderale Modernisierungsagenda soll kommen

[06.10.2025] Bund und Länder wollen bis Dezember eine Föderale Modernisierungsagenda erarbeiten, welche die Modernisierungsagenda des Bundes ergänzt. Auf dem Bund-Länder-Panel der SCCON betonten Vertreterinnen und Vertreter beider Ebenen die Bedeutung gemeinsamer Pilotprojekte und engen Austauschs. mehr...

Screenshot aus dem Dashboard Digitale Verwaltung

Bayern: Digitalstrategie wirkt

[06.10.2025] Bayerns Kommunen liegen in puncto Digitalisierung bundesweit vorne. Das zeigt das Dashboard Digitale Verwaltung, wo der Freistaat die ersten 50 Plätze belegt und auch die Top 100 dominiert. Das Digitalministerium führt dies unter anderem auf die zentral bereitgestellten BayernPackages zurück. mehr...