Digitale SouveränitätMehr als nur Datenhoheit

Die Daten in der eigenen Hand behalten? Digitale Souveränität sollte darüber hinaus gedacht werden.
(Bildquelle: wirestock/123ref.com)
Ob Exportbeschränkungen auf Tech-Güter oder Project Stargate: Die Digitalpolitik der USA verdeutlicht, welchen Stellenwert Daten als Wirtschaftsgut inzwischen auf dem internationalen Markt haben. Damit gewinnt auch auf unserer Seite des Atlantiks das Thema Digitale Souveränität – also die selbstbestimmte Kontrolle über Daten – an Brisanz. Jürgen Schomakers, CEO beim Technologieanbieter ESRI, der auf Geo-Informationssysteme (GIS), Location Intelligence und Mapping spezialisiert ist, zeigt, an welchen Stellen die Diskussion um Digitale Souveränität und die Wege dorthin zu kurz greift.
Im öffentlichen Diskurs werde Digitale Souveränität gerne auf die technisch-juristische Frage reduziert: Wo sind meine Daten gespeichert? Dabei greife diese Thematik viel weiter, so Schomakers. Die eigentliche Frage laute: Befähigen mich die Daten in der Form, wie sie mir zur Verfügung stehen, zu selbstständigen sinnvollen Entscheidungen? Denn im Zentrum der Digitalen Souveränität solle die Fähigkeit stehen, datenbasiert fundierte Entscheidungen zu treffen. Das gelte für Privatpersonen, Unternehmen, gemeinnützige Organisationen und eben auch für öffentliche Einrichtungen.
Der Rahmen für mündige Entscheidungen
Besonders deutlich zeige sich dieser Aspekt der Digitalen Souveränität am Beispiel von raumbezogenen Daten, betont der ESRI-CEO. Diese Daten seien als essenzielle Entscheidungsbasis anzusehen: im öffentlichen Sektor unter anderem für die Stadtentwicklung, Mobilitäts- und Infrastrukturplanung und Krisenprävention; in der Privatwirtschaft für die Standort- oder Prozessplanung, bei Nachhaltigkeit und Risikomanagement. Über Branchen und Sektoren hinweg bilden raumbezogene Daten das Fundament resilienter Infrastrukturen und umsichtiger Entscheidungen. Digitale Souveränität liege also nicht nur in der Speicherung, also im reinen Besitzen der Daten, sondern auch in der technischen und fachlichen Fähigkeit, sie sinnvoll auszuwerten, um einen positiven Effekt auf die reale Welt zu erzielen.
Aus Daten wird Wissen
Mit einem Geografischen Informationssystem (GIS) kann beispielsweise eine Kommune die vorliegenden Daten visualisieren und analysieren, und diese in wertvolle Informationen und Wissen umwandeln – auch für Politik und Zivilbevölkerung. Die Verbindung von geografischen Daten und Sachdaten erleichtert die GeoAI-gestützte Risikoanalyse und -prävention im Rahmen eines ganzheitlichen Gefahrenmanagements. Das betrifft beispielsweise Hochwassergebiete, in denen ein GIS den Verlauf des Wasserflusses auf Basis von Wetterprognosen simulieren kann, sowie ein ganzheitliches Gefahrenmanagement in Hochwassergebieten – von der Vorsorge und Vorbereitung bis hin zur Bewältigung und Nachbereitung. Die nicht-polizeiliche Gefahrenabwehr, etwa Feuerwehr und Rettungskräfte, profitiert beim Schutz Kritischer Infrastrukturen ebenfalls von einer konsolidierten Datenbasis.
Technologieoffenheit als Schlüssel
Digitale Souveränität bedeute auch, möglichst vielen Menschen einen einfachen Zugang zu Daten und deren Interpretation zu ermöglichen – insbesondere in Kommunen, die mit Digitalisierungsdruck, knappen Mitteln und Fachkräftemangel kämpfen. Für zukunftsfähige Verwaltungen braucht es daher eine flexible, sichere und interoperable GIS-Infrastruktur mit offenen Schnittstellen. Technologievielfalt ist dabei zentral. Der oftmals gedachte Gegensatz zwischen Open Source und proprietären Lösungen greife zu kurz. In dem Bestreben, technologische Abhängigkeiten zu reduzieren und Interoperabilität sicherzustellen, wird Digitale Souveränität oftmals mit einer vollständigen Abkehr von proprietären Lösungen gleichgesetzt. Ein technologieoffener Ansatz hingegen verbinde Marktstandards, Sicherheit und Support mit der Flexibilität integrierter Open-Source-Komponenten. So lasse sich digitale Souveränität praxisnah umsetzen – ohne Abhängigkeiten, aber mit offenem Blick für das technisch Sinnvolle.
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