KIRechtliche Vorgaben bremsen Einsatz

[23.06.2020] Mit dem Thema künstliche Intelligenz (KI) tut sich die öffentliche Verwaltung noch schwer. Grund dafür sind unter anderem die rechtlichen Rahmenbedingungen für deren Einsatz. Das zeigt der Branchenkompass Public Sector von Sopra Steria und dem F.A.Z.-Institut.
Jeder zweite Behördenentscheider (53 Prozent) nennt laut dem Branchenkompass Public Sector die hohen Standards beim Datenschutz und in der Datensicherheit als Hindernis für den Einsatz von KI in der öffentlichen Verwaltung.

Jeder zweite Behördenentscheider (53 Prozent) nennt laut dem Branchenkompass Public Sector die hohen Standards beim Datenschutz und in der Datensicherheit als Hindernis für den Einsatz von KI in der öffentlichen Verwaltung.

(Bildquelle: Karsten Neglia/123rf.com)

Die öffentliche Verwaltung in Deutschland tut sich in der Breite schwer mit neuen Technologien wie künstlicher Intelligenz (KI). Zu diesem Ergebnis kommt der Branchenkopass Public Sector 2020 von Sopra Steria und dem F.A.Z.-Institut (wir berichteten). Demnach bremsen aus Sicht von 60 Prozent der Entscheider die aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen eine stärkere Nutzung. Nur drei von 100 Behördenmanagern hielten zudem die eigene Organisation für ausreichend vorbereitet. Zudem gebe es Zweifel an der technischen Reife.
Künstliche Intelligenz und Automatisierungstechnologien sind kein Neuland für die öffentliche Verwaltung, informiert Sopra Steria. Die Technologie helfe der Steuerfahndung und errechne den optimalen Zuschnitt für die Schulbezirke einer Gemeinde. Die Bundesagentur für Arbeit nutze KI-Anwendungen für die Qualitätssicherung in Code-Zeilen, und bei Grenzkontrollen soll die Technologie künftig beim schnellen Abgleich biometrischer Daten zum Einsatz kommen.
Behördenmanager würden gerne stärker auf die neuen Technologien zurückgreifen: 81 Prozent der befragten Entscheider könnten sich laut Umfrage vorstellen, künftig mithilfe von Algorithmen Fehler und Anomalien in Anträgen automatisiert zu erkennen und damit Doppelarbeiten und Betrugsversuche zu verhindern.

Hohe Standards als Hindernis

Zwei Drittel der Behörden wollen laut Branchenkompass Text- und Sprachdokumente verstärkt durch KI-Lösungen auswerten und weiterverarbeiten sowie Informations- und Auskunftsdienste verbessern. Denkbar sei, dass Machine-Learning-Lösungen die Bearbeitung elektronischer Rechnungen unterstützen. Derzeit seien trotz E-Rechnung einige manuelle Arbeitsschritte notwendig, die sich mithilfe neuer Technologien automatisieren ließen.
Die öffentliche Verwaltung sehe sich in der konkreten Umsetzung allerdings gebremst durch gesetzliche Vorgaben. Jeder zweite Behördenentscheider (53 Prozent) nennt laut Umfrage die hohen Standards beim Datenschutz und in der Datensicherheit als Hindernis. Entsprechende Vorgaben würden beispielsweise verhindern, dass Daten in der behördlichen Praxis zusammengeführt und verknüpft werden. Für den effektiven KI-Einsatz wäre dies jedoch erforderlich. Die herrschenden Standards sollen eigentlich für Klarheit sorgen und Orientierung bieten, so Sopra Steria.

Innovationen voranbringen

„Die hohen aktuellen Datenschutzregelungen, aber auch der angestrebte Code of Conduct zur datenschutzkonformen Nutzung von Gesundheitsdaten sind eine Chance, weil sie für alle gelten“, erklärt Ronald de Jonge, Leiter Management Consulting im Geschäftsbereich Public Sector von Sopra Steria. Für Bundes- und Landesbehörden, Ministerien sowie für Städte und Gemeinden geht es laut dem Unternehmen darum, sich innerhalb dieses Rahmens frei zu bewegen. Dazu gehöre auch, Innovationen stärker aus Eigenantrieb voranzubringen. 94 Prozent der Behörden würden den Dialog mit anderen Verwaltungen suchen, um Innovationen voranzutreiben. 92 Prozent würden aktiv, wenn der Gesetzgeber neue Vorgaben macht.
Deutlich weniger Behörden gehen laut Branchenkompass neue Wege: Demnach suchen nur 13 Prozent beispielsweise die Zusammenarbeit mit Start-ups und nur 27 Prozent würden kreatives und nutzerorientiertes Denken durch die Einführung neuer Methoden fördern. „Viele Verwaltungen müssen hier kulturell noch den Schalter umlegen, um das Potenzial von KI-Lösungen, aber auch anderer Technologien wie Blockchain und Cloud Computing auszuschöpfen“, führt de Jonge weiter aus.

Hoffnung auf KI- und Datenpolitik

Viele Manager in den Behörden werden nach Angaben von Sopra Steria auf das Programm zur EU-Ratspräsidentschaft der Bundesregierung setzen. Die formulierten Ziele zur Nutzung künstlicher Intelligenz, die Idee für europäische Datenräume und rechtliche Voraussetzungen für sichere Ablagemöglichkeiten von Daten auf dem Smartphone könnten neue Impulse bringen. „Es ist darüber hinaus wichtig, dass sich die Verwaltungen dieses Themas selbst annehmen“, sagt Ronald de Jonge. Dazu gehöre, dass Behörden beispielsweise organisatorisch getrennte Datensilos, uneinheitliche Datenstrukturen oder -formate, wo sie können, aufbrechen. „Zudem eignen sich verstärkte Investitionen in Anonymisierungsverfahren, um Bedenken in der Bevölkerung zu berücksichtigen, die gerade in Deutschland oft groß sind, wenn der Staat Daten in großen Mengen systematisch nutzt“, so de Jonge.





Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Panorama
Ein Mann mit Anzug und ein Mann mit Warnweste stehen vor einem geöffneten Elektronik-Schaltkasten und unterhalten sich. Im Hintergrund Himmel und Bäume.

Nordrhein-Westfalen: Pegelnetz wächst weiter

[11.07.2025] Als Reaktion auf die Hochwasserkatastrophe von 2021 erweitert Nordrhein-Westfalen bis Ende 2025 sein Netz an Hochwassermeldepegeln um 45 Prozent. Einer der neuen Standorte ging nun im bergischen Welzen in Betrieb. Insgesamt entstehen 26 neue Messstellen. mehr...

Ingo Behnel, Alexander Pröll und Dr. Markus Richter sitzen auf Sesseln zusammen und unterhalten sich.

Internationaler Austausch: Digitale Kompetenzen stärken

[11.07.2025] Deutschland will die digitalen Basiskompetenzen seiner Bevölkerung deutlich stärken. Bei einem Austausch mit Österreich – das hier im EU-Vergleich besser dasteht – wurden erfolgreiche Ansätze diskutiert und nächste Schritte angekündigt. mehr...

Wappen Thüringen

Dashboard Digitale Verwaltung: Thüringen auf Platz drei

[08.07.2025] Das Dashboard zum bundesweiten Stand der Digitalen Verwaltung zeigt, dass Thüringen in den vergangenen Monaten einen großen Sprung gemacht hat: Bei den digital verfügbaren Verwaltungsleistungen hat der Freistaat zur Spitzengruppe aufgeschlossen. mehr...

Unter Bäumen stehen zwei junge Männer mit einer großen Präsentationstafel, auf der ein Screenshot der neuen Service-Standard-Website gezeigt wird.

Servicestandard: Viel erreicht im Juni

[03.07.2025] Der Servicestandard unterstützt Verwaltungsmitarbeitende und IT-Dienstleister, auf effiziente Weise nutzerfreundliche digitale Services zu entwickeln. Eine neue Website hilft bei der praktischen Umsetzung. Die Mitwirkung von Fachleuten ist beim Ausbau des Servicestandards unentbehrlich. mehr...

Rückansicht eines jungen, code-schreibenden Mannes und seines Bildschirms, im Hintergrund weitere Personen an Monitoren.

Hamburg/Schleswig-Holstein: Designbaukasten für den modernen Staat

[03.07.2025] Gemeinsam mit einer bundesweiten Fach-Community arbeiten Hamburg und Schleswig-Holstein an KERN, einem modularen UX-Standard für digitale Verwaltungslösungen. Nun präsentieren die beiden Länder umfassende Erweiterungen und Verbesserungen. mehr...

Digitale Verwaltung: Luft nach oben

[02.07.2025] Laut einer Umfrage der Firma Iron Mountain sind viele Bürgerinnen und Bürger mit digitalen Verwaltungsdiensten unzufrieden. Gewünscht wird mehr Transparenz, etwa durch Online-Einsicht in Unterlagen. Grundlage dafür ist die strukturierte Digitalisierung von Akten. mehr...

Berlin: Innovationswettbewerb für Verwaltungslösungen

[01.07.2025] Mit der City Challenge ruft Berlin Start-ups, KMU sowie Forschungsinstitute auf, bis zum 27. Juli digitale Lösungen für konkrete Herausforderungen innerhalb der Verwaltung einzureichen. Die besten Vorschläge sollen als Pilotprojekte umgesetzt werden. mehr...

Stapel von Umzugskartons

In eigener Sache: K21 media zieht um

[30.06.2025] Seit 2001 versorgen die Publikationen von K21 media Kommunen, Entscheider auf Landes- und Bundesebene sowie Stadtwerke mit aktuellen und umfassenden Informationen zu relevanten Themen. Nun schlägt der Verlag sein Hauptquartier in der Landeshauptstadt Stuttgart auf. mehr...

Berlin: Mehr Sicherheit für Daten und Digitalisierungsprojekte

[23.06.2025] Verwaltungen benötigen wirksame Werkzeuge, um datengetriebene, smarte Innovationen nachhaltig umzusetzen. Die Stadt Berlin setzt nun auf einen digitalen Leitfaden zur Data Governance, der bei der Planung und Umsetzung datengetriebener Vorhaben konkret unterstützt. mehr...

Eine Gruppe von sieben Personen hat sich vor einem Roll-Out-Banner mit dem Umweltzeichen "Blauer Engel" für ein Gruppenfoto aufgestellt. Zwei davon präsentieren Urkunden.

Green IT: „Blaue Engel“ für Software

[17.06.2025] Bei Software fließt nicht nur der Energieverbrauch, sondern auch die Produktlaufzeit in die Nachhaltigkeitsbeurteilung ein. Das Bundesumweltministerium hat nun die ersten Umweltkennzeichen für energie- und ressourceneffiziente Software vergeben. mehr...

Wappen mit Aufschrift „Polizei“ auf Uniformärmel genäht. Im Hintergrund ein Schild „Bundesrepublik Deutschland“.

Bundespolizei: Personalverwaltung mit PVSplus

[12.06.2025] Seit Juni 2025 nutzt die gesamte Bundespolizei mit rund 55.000 Beschäftigten das Personalverwaltungssystem PVSplus. Es ist die bislang größte angebundene Behörde im Rahmen des vom ITZBund verantworteten Roll-outs des Verfahrens. mehr...

Mann mit Strohhut und Tablet in der Hand kniet zwischen junger Gerste und untersucht eine der Ähren.

Baden-Württemberg: Leichter Zugang zu Agrar-Fachverfahren

[11.06.2025] Landwirtinnen und Landwirte in Baden-Württemberg können ab sofort über ein zentrales Landwirtschaftsportal auf die benötigten digitalen Fachanwendungen zugreifen. Insbesondere das Single-Sign-On verspricht mehr Bedienkomfort. mehr...

ZIA-Präsidentin Iris Schöberl, Ministerin Nicole Razavi und die Juryvorsitzende Barbara Ettinger-Brinckmann bei der ZIA-Preisvergabe.

Baden-Württemberg: Auszeichnung für digitale Baugenehmigung

[10.06.2025] Baden-Württemberg ist vom Zentralen Immobilien Ausschuss für die Digitalisierung der Baugenehmigungsverfahren im Land ausgezeichnet worden. Die Jury würdigte vor allem den Vorbildcharakter der baden-württembergischen Landesbauordnung. mehr...

Hoher Stapel von Aktenmappen, dahinter ist unscharf ein Laptop zu erkennen.

BMWE: Innovation ohne Bürokratie

[10.06.2025] Das BMWE hat das Innovationsförderprogramm INNO-KOM modernisiert. Seit Juni 2025 läuft die gesamte Antragstellung digital. Zudem können frühere Unterlagen referenziert werden. Insgesamt werden so Forschungseinrichtungen entlastet und Kooperationen mit dem Mittelstand gefördert. mehr...

IT-Planungsrat/FITKO: Was macht das Föderale IT-Architekturboard?

[04.06.2025] Das Föderale IT-Architekturboard macht zentrale Informationen zu Projekten, Beschlüssen und Sitzungen erstmals öffentlich zugänglich. Das Gremium berät seit 2021 den IT-Planungsrat bei strategischen Fragen der föderalen IT-Architektur. mehr...