Digitales BayernDer Sound der Zukunft

[05.07.2024] Bayern segelt auf Innovationskurs, sagt Fabian Mehring. Kommune21 sprach mit dem Digitalminister des Freistaats über die Reorganisation seines Ressorts, seine Pläne für einen innovativen Staat und die Rolle der Kommunen dabei.
Porträtfoto von Dr. Fabian Mehring.

Eine Prise mehr Mut, Zukunftsoptimismus und Machermentalität würde uns hierzulande gut stehen, meint Bayerns Digitalminister Fabian Mehring.

(Bildquelle: Andreas Gebert)

Herr Minister Mehring, Sie haben eine umfassende Organisationsreform des Bayerischen Staatsministeriums für Digitales eingeleitet. Können Sie erläutern, wie diese Bayern zu einem modernen, innovativen und digitalen Bundesland machen soll?

Digitalisierung ist das Master­thema unserer Zeit. Dazu passt, dass der neue Koalitionsvertrag dem Digitalministerium einen erheblichen Bedeutungszuwachs verpasst hat. Man kann sagen: Wir sind vom Polit-Start-up zu einem echten Zukunftsministerium geworden. Mit der Reorganisation des Hauses sowie der Gründung einer neuen Abteilung habe ich diesen Rückenwind aufgenommen. Infolgedessen fokussieren wir uns in den kommenden Jahren auf Verwaltungsdigitalisierung, die Digitalwirtschaft mit Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz (KI), Cloud und Virtual Reality sowie die digitale Teilhabe aller Menschen in sämtlichen Regionen Bayerns. Das Staatsministerium für Digitales wirkt dabei als Architekturbüro für einen modernen Staat.

Sie haben neue Schwerpunkte gesetzt wie Verwaltungsdigitalisierung und Digitale Wirtschaft sowie Abteilungen wie Moderner Staat und Digitales Bayern gegründet. Wie wollen Sie diese Bereiche konkret vorantreiben und welche ersten Maßnahmen sind bereits geplant?

Wir wollen einen modernen Staat erschaffen, der durch eine innovative Verwaltung besticht. Künstliche Intelligenz wird uns helfen, dem Fachkräftemangel die Stirn zu bieten, während unser Digitalcheck echte Entbürokratisierung bringt. Per Push-Government sorgen wir in Zukunft dafür, dass die Menschen den Staat wieder cool finden und sich positiv mit unserem Gemeinwesen identifizieren können. Zeitgleich entwickeln wir unseren Freistaat gezielt zu einem Premiumstandort für Zukunftstechnologien, um mit Bayerns Wirtschaft die Spitzenplätze auf den Märkten von morgen zu erobern.

Die Einführung eines Digitalchecks für bayerische Gesetze und ein Push-Government klingen nach innovativen Ansätzen. Können Sie näher erläutern, wie diese Initiativen funktionieren sollen und welchen Mehrwert sie für die Bürgerinnen und Bürger Bayerns haben?

Per Digitalcheck kommen ab sofort alle Gesetze und Verordnungen der Staatsregierung auf den digitalen Prüfstand im Digitalministerium. Dabei fungieren wir als Serviceeinheit für alle Ressorts, die sicherstellt, dass neue Digitalisierungshemmnisse vermieden und bestehende Hindernisse abgebaut werden. Damit sagen wir der Bürokratie den Kampf an. Genau das wollen wir auch bei der digitalen Verwaltung mit Push-Government schaffen. Die Menschen in Bayern sollen nicht mehr in Amtsstuben warten müssen. Stattdessen kommt der moderne Digitalstaat bei zentralen Lebensereignissen von sich aus auf seine Bürger zu und versorgt sie proaktiv mit allen notwendigen Informationen und Links.

Welche Rolle spielen die bayerischen Kommunen in Ihrer Zukunftsstrategie, wie unterstützen Sie die Städte, Gemeinden und Landkreise bei der Digitalisierung?

In Bayerns Kommunen trifft Digitalisierung auf die Lebenswirklichkeit der Menschen. Unsere Landkreise, Städte und Gemeinden sind der Kulminationspunkt der digitalen Transformation schlechthin. Mein Ziel ist, dass bis Ende 2025 die allermeisten Kommunen in Bayern als digitales Amt agieren. Meine Zuversicht speist sich aus den zahlreichen Programmen, mit denen mein Ministerium digitalen Rückenwind für die kommunale Familie erzeugt. Zwischenzeitlich beteiligen sich neun von zehn bayerischen Kommunen an unserem Förderprogramm Digitales Rathaus, mit dem wir die Digitalisierung von Verwaltungsleistungen vorantreiben. Kürzlich habe ich zudem unter Einbindung der kommunalen Spitzenverbände entschieden, dass mit unseren BayernPackages den Kommunen bald mehr als 200 Online-Services zentral zur Verfügung gestellt werden. Dabei übernimmt mein Ministerium die Hälfte der laufenden Kosten und bezahlt zusätzlich den kompletten Roll-out für Bayerns Kommunen.

„Für mich ist Digitalisierung ein Instrument im Werkzeug­koffer des modernen Staats.“

Im Hinblick auf die Förderung neuer Technologien wie Künstliche Intelligenz und Cloud-Technologien: Wie soll der geplante Innovationsbeschleuniger KI dem Mittelstand konkret helfen und welche Rolle spielt das Staatsministerium dabei?

Dank Hightech-Agenda und KI-Transferprogramm steht Bayern für die große KI-Revolution unserer Zeit bestens im Startblock. Angesichts über 100 neuer Gesetze für den digitalen Raum müssen wir umso mehr verhindern, dass uns Überregulierung aus Brüssel und Berlin den Weg in Richtung Zukunft verstellt. Deshalb konzipieren wir gerade einen europaweit einzigartigen KI-Innovationsbeschleuniger. Er bietet Bayerns Unternehmen mithilfe virtueller und realer Entwicklungs- und Testumgebungen die Möglichkeit, geplante KI-Lösungen schnell und kostengünstig zu erproben und mit den Vorgaben der KI-Verordnung in Einklang zu bringen. So schaffen wir einen einzigartigen Standortvorteil für unsere Wirtschaft im Freistaat.

Welche konkreten Erfolge bei der Digitalisierung erwarten Sie in den kommenden Jahren?

Während die Gesamtwirtschaft stagniert, wächst die Digitalwirtschaft derzeit dynamisch. Folglich ist klar, auf welchen Märkten der Sound der Zukunft spielt. Uns muss deshalb klar sein: Wenn wir unseren Wohlstand in die Zukunft tragen wollen, müssen wir Sieger der KI-Zeitenwende werden, die vor unserer Haustüre steht. Deshalb setzen wir Bayerns Segel voll auf Innovationskurs und das wirkt. Globale Tech-Champions wie Apple oder Google investieren Milliarden in München; und kürzlich konnte ich mit Aleph Alpha auch unseren europäischen KI-Pionier zu uns nach München locken. Zeitgleich liegt es mir am Herzen, auch und besonders Bayerns Mittelstand fit für das KI-Zeitalter zu machen. Dazu setzen wir auf das Programm KI-Transfer-Plus mit acht KI-Regionalzentren im ganzen Freistaat. Dort erhält bald eine dreistellige Zahl mittelständischer Betriebe professionelle Begleitung bei der praktischen Anwendung von KI im Herzen ihres Unternehmens. So spannen wir einen Transmissionsriemen von den Laboren unserer Exzellenz-Unis in das Herz des bayerischen Mittelstands. Auf diese Weise wird KI von einer Zeitungsüberschrift zu einem handfesten Standortvorteil.

Wie sieht Ihre persönliche Vision für das digitale Bayern der Zukunft aus und wo sehen Sie die größten Herausforderungen auf dem Weg dorthin?

Für mich ist Digitalisierung kein Selbstzweck, sondern ein Instrument im Werkzeugkoffer des modernen Staats. Folgerichtig muss nichts digital werden, nur um digital zu sein. Stattdessen müssen die Menschen im Mittelpunkt der digitalen Transformation stehen. Meine Vision ist die digitale Zeitenwende in unserer Heimat so zu gestalten, dass dadurch das Leben der Menschen besser und die Chancen unserer Wirtschaft größer werden. Herausfordernd empfinde ich dabei manchmal unsere typisch deutsche Mentalität. Wer auf Zukunftsmärkten erfolgreich sein will, schafft das nämlich nicht per Bedenkenträgerei, Regulierungslust und Bürokratiefrust. Stattdessen würde uns oft eine Prise mehr Mut, Zukunftsoptimismus und Machermentalität gut stehen – wir hätten jedenfalls allen Grund dazu.

Interview: Alexander Schaeff


Stichwörter: Politik, Bayern, Fabian Mehring


Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik
Die rheinland-pfälzische Digitalministerin Dörte Schall beim Strategietag 2025.

Rheinland-Pfalz: Zwischenbilanz zur Digitalisierung

[03.06.2025] Auf dem Strategietag in Worms zog Rheinland-Pfalz eine positive Zwischenbilanz zur Umsetzung der Digitalstrategie: 73 Prozent der Maßnahmen laufen, 20 Prozent sind abgeschlossen. Der Austausch diente auch der Weiterentwicklung der Strategie für 2026 und 2027. mehr...

Montage: ein aufgeklappter Laptop, er Monitor enthält Karteischubladen, eine davon ist ausgezogen und ragt aus dem Bildschirm heraus.

Bund: Grundlage für Once-Only beschlossen

[03.06.2025] Das Bundeskabinett hat dem NOOTS-Staatsvertrag zugestimmt. Das Gesetzgebungsverfahren startet nun auf Bundesebene. NOOTS soll eine technische Infrastruktur schaffen, über die Behörden Verwaltungsdaten sicher austauschen können. mehr...

Hessen: Grüner Gesetzentwurf für KI in der Verwaltung

[28.05.2025] Die Grünen im Hessischen Landtag haben einen Gesetzentwurf vorgelegt, der Rechtssicherheit für die KI-Nutzung in der Verwaltung schaffen will. Automatisierte Entscheidungen sollen dauerhaft ermöglicht, Beschäftigte entlastet und Transparenz für Bürgerinnen und Bürger sichergestellt werden. mehr...

Bundesdigitalminister Karsten Wildberger und die französische Digitalministerin Clara Chappaz schütteln sich demonstrativ die Hand.

Deutschland/Frankreich: Starke digitale Partnerschaft

[27.05.2025] Bundesdigitalminister Karsten Wildberger hat sich in Berlin mit Frankreichs Digitalministerin Clara Chappaz getroffen. Beide kündigten an, gemeinsam den Aufbau einer europäischen Digital Public Infrastructure und eine innovationsfreundliche KI-Politik voranzubringen. mehr...

Bundesdigitalminister Karsten Wildberger mit dunklem Anzug im grauen Interieur des Bundestages, mit dynamischer Gestik.

Bundestag: Grundsatzrede zur Digitalpolitik

[20.05.2025] Digitalminister Karsten Wildberger sieht in der Verwaltungsmodernisierung einen Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit Deutschlands – und stellt im Bundestag konkrete Pläne für Infrastruktur, Datenpolitik und digitale Identitäten vor. mehr...

Eine Frau und ein Mann stehen in Business-Kleidung vor einer drapierten Thüringen-Flagge und lächeln in die Kamera.

Thüringen: Eine neue CIO für das Land

[16.05.2025] Die Unternehmerin Milen Starke – zuvor geschäftsführende Gesellschafterin beim IT-Dienstleister Q-Soft – wird neue Staatssekretärin für Digitales und CIO des Landes Thüringen. Damit wird die Vakanz nach dem Ausscheiden des bisherigen CIO Hartmut Schubert neu besetzt. mehr...

Teilnehmende der 3. Digitalministerkonferenz

Digitalministerkonferenz 2025: Impulse für die digitale Zukunft

[15.05.2025] Auf der 3. Digitalministerkonferenz wurden unter anderem Beschlüsse gefasst, um die digitale Souveränität in Europa zu stärken. Im Fokus standen außerdem die Weiterentwicklung der politischen Rahmenbedingungen für Künstliche Intelligenz (KI) sowie die Auswirkungen von KI auf Demokratie und Meinungsbildung. mehr...

Gruppenfoto der Mitglieder des IT-Planungsrats auf einer kleinen Brücke stehend.

IT-Planungsrat: Erfolgreiche Klausurtagung

[14.05.2025] Bei seiner Klausurtagung in Mecklenburg-Vorpommern diskutierte der IT-Planungsrat wichtige Weichenstellungen in der Verwaltungsdigitalisierung und Staatsmodernisierung. Im Fokus standen die Registermodernisierung und die Weiterentwicklung der Deutschland-Architektur. mehr...

Ein heller Sitzungssaal, der Blick geht über Stuhlreihen und die Schultern des Publikums nach vorne. Vorn auf der Bühne befindet sich eine Projektion mit einem Diagramm sowie ein Redner am Rednerpult.

Schleswig-Holstein/Dänemark: Digitale Souveränität in Europa stärken

[13.05.2025] Schleswig-Holstein verfolgt als erstes Bundesland eine Open-Source-Strategie, um digitale Abhängigkeiten in der Landesverwaltung konsequent zu reduzieren. Digitalminister Dirk Schrödter war nun nach Dänemark eingeladen, um vor dem Parlament über den Weg seines Landes in die digitale Souveränität zu sprechen. mehr...

Gruppenfoto von rund einem Dutzend Personen auf der Außentreppe eines modernen Gebäudes.

Thüringen: Erste Sitzung des Digitalbeirats

[12.05.2025] Thüringen hat seinen neuen Digitalbeirat offiziell eingesetzt. Er soll die Landesregierung als fachkundiges und unabhängiges Gremium beraten. Zum Auftakt ging es vor allem um digitale Souveränität. mehr...

Dr. Karsten Wildberger erhält seine Ernennungsurkunde von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, am rechten Bildrand steht Bundeskanzler Friedrich Merz.

BMDV/BMDS: Digitalministerium nimmt Arbeit auf

[09.05.2025] Mit Karsten Wildberger als Digitalminister nimmt das neue Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung die Arbeit auf. Es bündelt die Zuständigkeiten aus bisher sechs Ressorts. Wildberger setzt auf Pragmatismus und zügige Umsetzung. mehr...

Berliner Rathaus, daneben der Fernsehturm

Berlin: Ernüchternde Bilanz zum Open-Source-Kompetenzzentrum

[02.05.2025] Bei einer Anhörung im Berliner Abgeordnetenhaus zur Entwicklung des Open-Source-Kompetenzzentrums kritisierte die OSBA die bislang schleppende Umsetzung. Ein klares politisches Bekenntnis für Open Source fehle bis heute – ebenso wie die entsprechende Strategie. mehr...

Business-Porträt des desginierten Digitalministers Karsten Wildberger.

Politik: Karsten Wildberger wird Digitalminister

[29.04.2025] Die Union setzt mit Karsten Wildberger als Digitalminister auf einen erfahrenen Manager. Verbände fordern nun rasch Klarheit über Kompetenzen und Ressourcen des neuen Ressorts. mehr...

Wehende Flagge mit dem Landeswappen von Sachsen.

Sachsen: Ziele des Koalitionsvertrags begrüßt

[16.04.2025] Sachsen unterstützt die im neuen Koalitionsvertrag umrissenen digitalpolitischen Vorhaben – darunter antragslose Verwaltungsleistungen, die DeutschlandID und zentrale IT-Kompetenzen des Bundes. Auch eine Grundgesetzänderung hält das Land für notwendig. mehr...

Screenshot des Titelblatts des Jahresberichts der FITKO und des IT-Planungsrats für 2024.

IT-Planungsrat / FITKO: Gemeinsamer Jahresbericht für 2024

[14.04.2025] Im gemeinsamen Jahresbericht für 2024 berichten der IT-Planungsrat und die Föderale IT-Kooperation (FITKO) über ihre Tätigkeiten und Erfolge. Erstmals kommen auch die Gremien, Arbeits- und Projektgruppen zu Wort. mehr...