Tech4GermanyDie Kurzzeit-Fellows

[24.08.2020] Mit acht Stipendien des Netzwerks Tech4Germany sollen Bundesbehörden und Ministerien fit für die digitale Zukunft gemacht werden. 32 IT-Experten greifen dabei dem Staat unter die Arme.
Fellowship-Programm: Junge Digitaltalente greifen dem Staat unter die Arme.

Fellowship-Programm: Junge Digitaltalente greifen dem Staat unter die Arme.

(Bildquelle: Dmitrii Shironosov/123rf.com)

Unlängst sind die neuen Fellowship-Programme von „Deutschlands Technologie-Taskforce“, wie sich Tech4Germany auf der Internet-Seite selbst bezeichnet, gestartet. Zum dritten Mal greifen 32 junge Digitaltalente, die häufig aus der Wirtschaft kommen, dem Staat unter die Arme, um „die Bundesregierung und Verwaltung fit für die Digitalisierung“ zu machen. Tech4Germany ist eine Art Fachkräftevermittlung, die unter der Schirmherrschaft des Bundeskanzleramts externe IT-Fachleute in unterschiedliche Verwaltungsbereiche bugsiert. Die Idee: Das agile Know-how von jungen Entwicklern, Programmierern und Designern soll der Verwaltung bei ihren Digitalisierungsprojekten zur Verfügung stehen. Drei Monate lang halten sich die jungen Experten dort auf und entwickeln Prototypen nach nutzerzentrierten Kriterien.

Einsatzgebiete der Fellows

Die Fellowship-Programme betreffen beispielsweise das Auswärtige Amt, dessen Govdata-Portal durch eine Visualisierung der Datensätze nutzerfreundlicher sowohl für Datenlieferanten als auch für Datenanwender gestaltet werden soll. Bei der Deutschen Rentenversicherung helfen die Fellows, eine Online-Beratung zu entwickeln. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes soll mithilfe eines digitalen Wegweisers von wiederkehrenden Anfragen entlastet werden, um so Fachexpertise für beratungsintensive Fälle bereithalten zu können. Beim Bundesfinanzministerium sollen digitale Steuerlotsen für Rentner eingeführt werden. Und um die Bürgerkommunikation innerhalb der Bundesverwaltung zu optimieren, wird dem Bundesinnenministerium bei der Entwicklung eines Chatbots geholfen.

Neues Rechtsinformationsportal

Ein Fellowship-Projekt des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz zielt ebenfalls auf eine nutzerfreundliche Neugestaltung ab. Die drei bisher separaten Web-Präsenzen für Gesetze im Internet, Rechtsprechung im Internet und Verwaltungsvorschriften im Internet, hinter denen sich große juristische Datenbanken verbergen, sollen nun zu einem einzigen Rechtsinformationsportal zusammengefasst, modernisiert und nach nutzerfreundlichen Kriterien neugestaltet werden. Das tut auch not. Denn in ihrer jetzigen Form sind die drei Web-Portale ein Paradebeispiel für eine sperrige und unpraktische Informationsbereitstellung seitens der öffentlichen Hand. Da erscheinen selbst die ebenfalls altbackenen Justizportale der Länder geradezu systematisch und zugänglich.
Die drei bestehenden Justizplattformen sollen nun abgelöst werden von einem einheitlichen Zugang zu den Rechtsinformationen des Bundes. Im Zuge der Überarbeitung sollen auch Umfang, Qualität und Recherchierbarkeit der Rechtsinformationen verbessert werden. Durch die Erweiterung des Angebots an Metadaten will der Bund zudem Forderungen nach Bereitstellung von mehr Open Data erfüllen. Die Staatssekretärin im Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, Margaretha Sudhof, erklärte dazu: „Ich freue mich sehr über die Unterstützung unseres Projekts durch ein Fellowship mit Tech4Germany. Gemeinsam mit den Fellows wollen wir Lösungen entwickeln, wie wir Rechtsinformationen des Bundes allen Bürgerinnen und Bürgern auf nutzerfreundliche Art und Weise im Internet zur Verfügung stellen können. Ich bin zuversichtlich, dass es uns gelingen wird, im Rahmen des Fellowships eine Vision für ein solches Rechtsinformationsportal zu entwickeln.“

Ministerien stehen Schlange

Den Fellows und Mentoren von Tech4Germany wird das sicherlich gelingen. Das Non-Profit-Startup ist erst im Sommer 2019 gegründet worden, und bereits jetzt stehen Ministerien Schlange, um in den Genuss eines Fellowships zu gelangen. Bei der aktuellen Runde konnten nur 8 Projekte von 60 Anträgen berücksichtigt werden. Das hängt auch an der Zahl verfügbarer IT-Experten, die im Verwaltungskontext arbeiten möchten. Den besten Ruf genießt die öffentliche Verwaltung nämlich nicht. Nach einer aktuellen Umfrage des Bitkom bewirbt sich nur jedes Dritte Start-up auf öffentliche Ausschreibungen und ebenso viele haben überhaupt einmal den Zuschlag für einen Auftrag erhalten. Oft liegt das an den Vergabekriterien, die eine Vielzahl von Referenzen verlangen, welche jung-dynamische Start-ups häufig noch nicht vorweisen können.

Clash of Cultures?

Umgekehrt kursiert in Ministerien unter Verwaltungsmitarbeitern oft der Vorbehalt, dass den Externen vor allem ein juristischer Hintergrund fehlt, und die Aufgabe der Verwaltung sei es nun einmal, Gesetze – auch als Software – gesetzestreu umzusetzen. Zudem seien die dreimonatigen Fellowships zu kurz, um die jungen Mitarbeiter mit den Gepflogenheiten der Verwaltung vertraut zu machen. Ein Clash of Cultures ist den Initiatoren von Tech4Germany nur zu bewusst. Christina Lang, eine der Gründerinnen von Tech4Germany, erklärte einmal, dass ohnehin nur Verwaltungen mit intrinsischem Veränderungswillen an den Stipendienprogrammen teilnehmen. Umgekehrt würden die Fellows schnell merken, dass eine rasche Umsetzung nicht einfach ist, da die Regularien zwar sinnvoll, aber eben auch hinderlich sind.

Helmut Merschmann


Stichwörter: Politik, Tech4Germany


Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik
Hendrik Wüst in Segnungspose am Rednerpult.

Staatsmodernisierung: Konferenz vor der Konferenz

[03.12.2025] Mit einer „Konferenz für einen zukunftsfähigen Staat“ in Berlin wollte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst die Weichen für die bevorstehende Ministerpräsidentenkonferenz stellen, deren zentrale Themen Bürokratieabbau und Staatsmodernisierung sein werden. mehr...

Porträt Oliver Süme

eco: Zu kleiner Etat für den digitalen Aufbruch

[02.12.2025] Im November einigte sich der Haushaltsausschuss auf den BMDS-Etat für 2026. Viel Spielraum hat das Digitalministerium dennoch nicht, moniert der Internetwirtschaftsverband eco. Die Gelder fließen größtenteils in längst geplante Vorhaben, Mittel für echte Innovationen wie etwa KI liegen bei anderen Häusern. mehr...

Gruppenfoto (Innenaufnahme): Mitglieder des It-Planungsrats im November 2025

IT-Planungsrat: Wichtige Digitalvorhaben beschlossen

[27.11.2025] Der IT-Planungsrat hat bei seiner letzten Sitzung des Jahres zentrale Beschlüsse zur Verwaltungsdigitalisierung gefasst. Er konkretisiert die EUDI-Wallet-Anbindung, übernimmt den KI-Marktplatz MaKI, stärkt Open-Source-Beschaffung und verstetigt die EfA-Lenkungsgruppe. mehr...

Bis zum Jahr 2030 soll es in Deutschland Glasfaser flächendeckend bis ins Haus geben.

Föderale Modernisierungsagenda: Jetzt muss gehandelt werden

[25.11.2025] Der Nationale Normenkontrollrat mahnt die in der Föderalen Modernisierungsagenda vorgesehene bessere Aufgabenbündelung mit Nachdruck an. Die Ministerien müssten dieses Projekt konsequent weiterverfolgen, um Effizienz und Entlastung der Kommunen zu sichern. mehr...

Blick über vollbesetzten Konferenztisch mit Landeswimpeln, großer Unschärfebereich im Vordergrund, Fokus iegt auf Schleswig-Holsteins Digitalminister Dirk Schrödter

Digitalministerkonferenz: Verwaltung im Fokus

[25.11.2025] Auf der vierten Digitalministerkonferenz fassten die Digitalministerinnen und -minister der Länder zentrale Beschlüsse zur Staats- und Verwaltungsmodernisierung. Sie wollen den Deutschland-Stack vorantreiben, wollen „Digital Only“ verbindlich verankern und fordern Tempo bei der Registermodernisierung. mehr...

Registermodernisierung: NOOTS-Staatsvertrag verabschiedet

[24.11.2025] Das Gesetz zum Staatsvertrag über das Nationale Once-Only-Technical-System hat den Bundesrat passiert. Nach Angaben der Bundesregierung kommt damit die Registermodernisierung von Bund, Ländern und Kommunen voran. mehr...

Blick von oben in einen abgedunkelten, großen, hohen Konferenzraum mit viel Publikum. Au der blau beleuchteten Bühne sieht man Karsten Wildberger.

EU-Summit: Das war der Gipfel zur europäischen Digitalen Souveränität

[20.11.2025] Der Gipfel für Europäische Digitale Souveränität brachte rund 1.000 Spitzenvertreterinnen und -vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in Berlin zusammen. Das BMDS sieht darin den Startschuss für ein wettbewerbsfähigeres und souveräneres Europa. mehr...

Bundesdigitalminister Karsten Wildberger spricht im Bundestag.

Bund/BMDS: Der Digitalhaushalt steht

[17.11.2025] Der Haushaltsausschuss des Bundestags hat den Haushalt 2026 für das Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung mit einem Gesamtvolumen von rund 4,47 Milliarden Euro gebilligt. Damit verfügt das BMDS erstmalig über einen eigenen, vollständigen Einzelplan, hinzu kommen Mittel aus dem Sondervermögen. mehr...

Thüringer Wappen

Thüringen: Ärmel hoch für Bürokratierückbau

[14.11.2025] Die Thüringer Landesregierung hat das Erste Thüringer Entlastungsgesetz initiiert. Es soll Bürokratie abbauen, Verfahren digitalisieren und Kommunen, Wirtschaft sowie Bürgerinnen und Bürger entlasten. Der Landtag berät voraussichtlich noch im Dezember über das Gesetz. mehr...

Hamburg-CIO Annika Busse

Hamburg: Annika Busse ist die neue CIO

[10.11.2025] Annika Busse ist die neue CIO der Freien und Hansestadt Hamburg. Die bisherige stellvertretende Hamburg-CIO hat zum 1. November die Nachfolge von Jörn Riedel angetreten, der nach langjährigem Wirken in den Ruhestand verabschiedet wurde. mehr...

Ein Schreibtisch mit aufgeklapptem Laptop, dahinter sitzt ein mann, der sich die Hände vors Gesicht schlägt.

eco-Umfrage: Mit Digitalpolitik unzufrieden

[07.11.2025] Ein halbes Jahr nach Gründung des Digitalministeriums zeigt sich laut einer Umfrage des eco: 68 Prozent der Befragten sind unzufrieden mit der Digitalpolitik. Der Verband fordert klare Prioritäten, verbindliche Ziele und mehr Koordination zwischen Bund, Ländern und Kommunen. mehr...

Porträt von Elena Yorgova-Ramanauskas

Saarland: Digitalisierungsstrategie für die Landesverwaltung

[07.11.2025] Eine digitale, bürgernahe und effiziente Verwaltung: Das ist das Ziel der neuen Strategie zur Digitalisierung der saarländischen Landesverwaltung, die jetzt vorgestellt wurde. Sie umfasst fünf Handlungsfelder und ist mit konkreten Maßnahmen hinterlegt. mehr...

Bundesdigitalminister Karsten Wildberger mit Papiern unter dem Arm in einem dynamischen Bildsetting

Bürokratieabbau: Bund beschließt umfassende Entlastungen

[06.11.2025] Effizienz ja, Overhead nein – so lässt sich das Entlastungspaket zusammenfassen, welches der Bund gestern beschloss. Anfängliche Erwartungen wurden übertroffen: Das Kabinett hat sich auf über 50 Eckpunkte geeinigt, die nun in Gesetzesform gebracht werden müssen. Damit sollen Entlastungen in Milliardenhöhe realisiert werden. mehr...

BMDS: Aufbruch, Umbruch, Durchbruch

[31.10.2025] Das im Mai gegründete und noch im Aufbau befindliche Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung hat in einem Eckpunktepapier sein ehrgeiziges Zielbild für die zukünftige Arbeit entworfen. Dabei will es vieles anders machen als gewohnt. mehr...

Gruppenbild der Teilnehmenden an der Sitzung des Kommunalgremiums.

IT-Planungsrat: Kommunaler Input zu digitalstrategischen Themen

[22.10.2025] Der IT-Planungsrat stellt die strategischen Weichen für die Verwaltungsdigitalisierung – und bindet dabei auch kommunale Perspektiven ein. Beim letzten Treffen des Kommunalgremiums ging es um die zentralen Bereitstellung von EfA-Leistungen und eine Aufgabenneuordnung zur Entlastung von Kommunen. mehr...