OZGDigitale Rohrpost aus dem BMI

[31.05.2021] Informative Marketing-Offensive des Bundesinnenministeriums: Im OZG-Newsletter werden erfolgreiche Einzelprojekte vorgestellt, in einem Audio-Podcast kommen Experten zu Wort.
Bundes-CIO Markus Richter berichtet im Podcast über Themen wie Digitalisierung

Bundes-CIO Markus Richter berichtet im Podcast über Themen wie Digitalisierung, IT-Sicherheit oder OZG.

(Bildquelle: BMI)

Mit Amtsantritt von Markus Richter als Beauftragter der Bundesregierung für Informationstechnik (Bundes-CIO) im Mai 2020 hat sich die Kommunikation des Bundesinnenministeriums im Bereich Informationstechnik und Onlinezugangsgesetz (OZG) geändert. Richter etablierte eine Informationsplattform zum Stand der Dinge im OZG, er führte die „Digitale Rohrpost“ ein, einen Podcast, in dem er selbst über Themen wie Digitalisierung, IT-Sicherheit, OZG, Bildung und Kriminalität im Kontext des Digitalen spricht. Und es wurde ein OZG-Newsletter ins Leben gerufen, der in unregelmäßigen Abständen über Fortschritte bei der Umsetzung des Gesetzes informiert. Das sich darin ausdrückende Bemühen um Transparenz ist insofern löblich, als es ungewöhnlich ist für ein Bundesministerium, das eher für stilles Arbeiten hinter den Kulissen und bisweilen kurzfristig vorgelegte Gesetzesentwürfe bekannt ist. „Immer mehr Menschen erledigen ihre Behördengänge online“, so lautet der naheliegende Einstieg in den aktuellen Newsletter und gleichsam das Fazit des Deutschland-Index 2021, worin die OZG-Umsetzung in Kommunen und Ländern vom Kompetenzzentrum Öffentliche IT (ÖFIT) untersucht wurde. 40 Prozent der Befragten bundesweit hätten im vergangenen Jahr ein digitales Verwaltungsangebot genutzt, in Hamburg sogar 50 Prozent. Angesichts der insgesamt über 11.000 Kommunen, die laut OZG einen vollwertigen Zugang zur digitalen Verwaltungswelt erhalten sollen, liegt Markus Richter wohl richtig, wenn er im Grußwort feststellt: „Das Potenzial ist aber noch viel größer.“ Erfolgreiche Einzelprojekte Beim OZG rankt sich schließlich alles um die Frage, ob bis Fristende 2022 die im Gesetz angekündigte digitale Verwaltungswelt tatsächlich flächendeckend verfügbar ist, wobei die Zweifel inzwischen größer sind als die Zuversicht. Infolgedessen rettet sich der OZG-Newsletter in die Darstellung erfolgreicher Einzelprojekte wie BAföG digital, das bis zum Sommer bundesweit installiert sein soll und die Einzelverfahren der Bundesländer ablösen wird. In der Testphase befindet sich inzwischen ein Hotel Check-in „per ID Wallet“. Darunter ist das kontaktlose digitale Einchecken inklusive Adressenaustausch zwischen Geschäftsreisenden und Hotels zu verstehen. Vollmundig wird das Projekt von Digitalministerin Dorothee Bär als „erster Anwendungsfall für unser neues Ökosystem digitaler Identitäten“ ausgewiesen. Beim einheitlichen Unternehmenskonto, der dritten großen Schlagzeile im aktuellen Newsletter, handelt es sich tatsächlich um eine wegweisende Änderung und Vereinfachung von Abläufen bei der digitalen Interaktion zwischen Unternehmen und der Verwaltung. Auf Basis von ELSTER-Zertifikaten können Organisationen und Firmen bald Verwaltungsprozesse digital in Gang setzen. Auf der Website Mein Unternehmensportal können Firmen mit ihrer vorhandenen ELSTER-Signatur bis zu 200 Konten für Firmenmitarbeiter einrichten, die bereits enthaltenen Steuerformulare und Maschinenschnittstellen nutzen und Fachverfahren einbinden. Bei statistisch 130 Behördenkontakten pro Unternehmen im Jahr sollte dies eine enorme Arbeitserleichterung bedeuten – für beide Seiten. Podcast „Rohrpost auf die Ohren“ Nichtsdestotrotz geht die Verwaltungsdigitalisierung immer noch viel zu langsam voran. Frei nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel kann auch die „Rohrpost auf die Ohren“, wie sich der seit letztem Dezember monatlich erscheinende Audio-Podcast mit dem CIO des Bundes nennt, nicht anders, als einzelne Meilensteine bei der Verwaltungsdigitalisierung als bedeutende Teilerfolge zu verkaufen. Heute noch zu sagen, „dass die Verwaltungsdigitalisierung ein Stück weit Fahrt aufgenommen hat“ oder dass man „mehr PS auf die Straßen bringen“ wolle, bestätigt nur die Annahme vieler Beobachter, dass noch Vieles zu tun bleibt und noch lange auf sich warten lassen wird. Jedoch muss man der Podcast-Serie zugutehalten, dass sie sich bemüht, über den Tellerrand zu blicken, und keine reine Nabelschau betreibt. In Folge 2, die sich mit dem IT-Sicherheitsgesetz 2.0 befasst, kommt neben CIO Richter ausführlich auch der Informationsrechtler Dennis Kenji-Kipker zu Wort, der die aus Sicht vieler Netzaktivisten problematische Befugniserweiterung des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) darstellt und die kurzfristige Vorlage des Gesetzesentwurfs moniert. Folge 5 stellt die im Rahmen der Cybersicherheitsstrategie 2016 gegründete ZITiS in München vor, die Zentralstelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich, die IT-Sicherheitsdienstleistungen für Bundesbehörden und Nachrichtendienste übernimmt. Insgesamt informiert der Podcast anschaulich und nachvollziehbar aus dem Innenleben von Behörden, stellt aktuelle Digitaldiskurse vor und lässt Verantwortliche wie ZITiS-Chef Wilfried Karl oder Digitalministerin Dorothee Bär aus ihrem Tätigkeitsfeld berichten. Die neue Transparenzoffensive des Bundes ist eben immer auch ein Selbstmarketing – und sie verkürzt die Zeit des Wartens auf weitere Umsetzungserfolge bei der Verwaltungsdigitalisierung.

Helmut Merschmann


Stichwörter: Politik, OZG, OZG-Newsletter


Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik
Schild Welcome were open, Symboldbild Open Source Software

Bund: Open Source bevorzugt

[26.07.2024] Eine Anpassung am E-Government-Gesetz hat der Bund verabschiedet. Demnach soll der Nutzung von Open Source Software in der Bundesverwaltung künftig Vorrang eingeräumt werden. mehr...

OZG-Änderungsgesetz: Reform tritt in Kraft

[26.07.2024] Es ist der Schlusspunkt unter einem aufwendigen Verfahren: Mit Inkrafttreten des OZG-Änderungsgesetzes ist die Reform des Onlinezugangsgesetzes nun abgeschlossen. mehr...

Das Bild zeigt Andrea Nahles, Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit.

Bundesagentur für Arbeit: Zugang zu eServices mit BundID

[23.07.2024] Leistungen der Arbeitsagenturen, Jobcenter und Familienkassen können jetzt mit der BundID beantragt werden. mehr...

Blau-weißer Stander mit Rautenmuster (Bayernflagge) weht im Wind, im Hintergrund blauer Himmel.

Bayern: Verwaltung muss arbeitsfähig bleiben

[15.07.2024] Bayerns Digitalminister sieht die konsequente Digitalisierung der Verwaltung als wichtige Möglichkeit, um den künftigen Ruhestand der Babyboomer-Generation und den dadurch entstehenden Fachkräftemangel zu kompensieren. Es gelte, die Potenziale von Standardisierung, Zentralisierung und KI zu nutzen. mehr...

Ergebnisbericht Konsultationsprozess Phase 1 zum „Zielbild der OZG-Rahmenarchitektur“ - Cover

OZG-Rahmenarchitektur: Ergebnisbericht zur Konsultation

[15.07.2024] Im Rahmen der Erarbeitung eines Zielbilds für die künftige gemeinsame OZG-Rahmenarchitektur hat von Oktober 2023 bis Januar 2024 ein begleitender und partizipativ gestalteter Konsultationsprozess stattgefunden. Dessen Ergebnisse liegen jetzt vor. mehr...

Konferenzbühne mit dunklem Hintergrund, darauf ein Speaker im Anzug mit Mikro in der Hand.

SEMIC-Konferenz: Kooperation für ein interoperables Europa

[12.07.2024] Auf der diesjährigen SEMIC-Konferenz, die unter dem Motto „Interoperable Europe: From Vision to Reality“ in Brüssel stattfand, stellte Staatssekretär Markus Richter seine Vision eines interoperablen Europas vor. Dieses fußt auf einer engen Zusammenarbeit der EU-Mitgliedstaaten im Digitalisierungsbereich. mehr...

Gruppe von jungen Schulkindern sitzt vor einem Laptop, dahinter eine Lehrerin.

Bundesrat: Mehr Druck beim DigitalPakt 2.0

[11.07.2024] Mit dem DigitalPakt Schule hat der Bund Länder und Kommunen bei Investitionen in die digitale Bildungsinfrastruktur unterstützt – bis Mai dieses Jahres. Nun verhandeln Bund und Länder über die Anschlussfinanzierung. Im Bundesrat sprachen sich die Länder für eine verlässliche Fortführung bis 2030 aus. mehr...

Cover des PD-Strategiepapiers "Der Weg zur öffentlichen hand von morgen"

PD: Reformagenda für den Public Sector

[09.07.2024] In einem Strategiepapier entwirft das Beratungsunternehmen PD ein Zielbild für den Public Sector von morgen. Um den Public Sector zukunftsfähig zu machen, reichen demnach Einzelmaßnahmen nicht aus. Daher will PD vier große Reformbereiche mit einem umfassenden Ansatz adressieren. mehr...

Porträtfoto von Dr. Fabian Mehring.
interview

Digitales Bayern: Der Sound der Zukunft

[05.07.2024] Bayern segelt auf Innovationskurs, sagt Fabian Mehring. Kommune21 sprach mit dem Digitalminister des Freistaats über die Reorganisation seines Ressorts, seine Pläne für einen innovativen Staat und die Rolle der Kommunen dabei. mehr...

Cover des eGovernment Benchmark Report 2024

eGovernment Benchmark 2024: Nutzerzentrierung ist der Schlüssel

[05.07.2024] Laut dem jüngsten eGovernment-Benchmark-Report der Europäischen Kommission haben die europäischen Staaten bei der Bereitstellung digitaler Behördendienste stetige Fortschritte gemacht. Raum für Optimierungen gibt es insbesondere bei grenzüberschreitenden Diensten und bei Dienstleistungen, die von regionalen und kommunalen Behörden erbracht werden. mehr...

Porträtfoto Dörte Schall

Rheinland-Pfalz: Neue Digitalministerin ernannt

[03.07.2024] Neue Ministerin für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung in Rheinland-Pfalz wird Dörte Schall. Der bisherige CIO/CDO der Landesregierung, Fedor Ruhose, soll Chef der Staatskanzlei werden. mehr...

Thüringer Landes-CIO Hartmut Schubert im dunklen Anzug am Rednerpult, im Hintergrund eine blaue Wand.

Thüringen: Zehn Millionen Euro für kommunale Digitalisierung

[02.07.2024] Das Land Thüringen will die kommunale Digitalisierung mit zehn Millionen Euro fördern. Das geht aus der neuen Thüringer E-Government-Richtlinie hervor, die jetzt offiziell veröffentlicht wurde. Gefördert werden unter anderem digitale Fachverfahren und Schnittstellen, IT-Sicherheits-Maßnahmen und die interne Prozessoptimierung. mehr...

Cover des Jahresberichts 2023 des Sächsischen NKR.

Bürokratieabbau: Jahresbericht des Sächsischen Normenkontrollrats

[01.07.2024] Mit der Erfüllungsaufwandsdarstellung neuer Regelungen soll der Sächsische Normenkontrollrat zu mehr Transparenz beitragen und Erkenntnisse zum Bürokratieabbau in Sachsen wie auch im bundesweiten Vergleich liefern. Nun liegt der Jahresbericht für 2023 vor. mehr...

Ministerien und Ämter des Freistaats Bayern können künftig Anwendungen aus der  Kubernetes-Cloud nutzen.
bericht

Cloud-Strategie: Bundeskanzleramt verwirft Deutsche Verwaltungscloud

[27.06.2024] Mit einem ungewöhnlichen Schritt brüskiert das Kanzleramt alle Initiativen rund um die Deutsche Verwaltungscloud und drängt die Bundesländer zu einem Vertragsabschluss mit Delos, einer in Deutschland betriebenen Variante der Microsoft Azure Cloud. mehr...

Gruppenfoto: Teilnehmende der IT-Planungsrats-Klausurtagung auf der Außentreppe eines Gebäudes.

IT-Planungsrat: Weichenstellung für modernen Föderalismus

[20.06.2024] Als zentrales Steuerungsgremium für die Digitalisierung der Verwaltung gestaltet der IT-Planungsrat den organisatorischen, rechtlichen und finanziellen Rahmen der Verwaltungsdigitalisierung. In seiner letzten Sitzung traf das Gremium weitreichende Beschlüsse, die bei der Umsetzung zu mehr Tempo und Effizienz führen sollen. mehr...