E-JustizDigitalverfahren werden einfacher

Das Buneskabinett hat weitere Weichen für die E-Justiz gestellt.
(Bildquelle: sdecoret/123rf.com)
Im Juni hatte das Bundesjustizministerium (BMJV) zwei Gesetzentwürfe vorgelegt, die der weiteren Digitalisierung der Justiz Vorschub leisten sollen (wir berichteten). Nun hat das Bundeskabinett die beiden Gesetzesvorhaben beschlossen. Mit dem Gesetzentwurf zur elektronischen Präsenzbeurkundung will das BMJV die bisher papiergebundene Urkundenpraxis modernisieren. Zwar ist die elektronische Verwahrung von Urkunden in vielen Bereichen bereits gängige Praxis, für die eigentliche Beurkundung ist bislang jedoch regelmäßig eine Niederschrift in Papierform nötig. Das soll sich nun ändern: Notarinnen und Notare sowie andere öffentliche Urkundsstellen – etwa Nachlassgerichte oder Konsulate – sollen künftig Beurkundungen auch direkt digital durchführen können. Das betrifft insbesondere die Aufnahme der Urkunde, die Signatur der Beteiligten etwa auf einem Unterschriftenpad sowie die abschließende qualifizierte elektronische Signatur durch die Urkundsperson. Zur Unterstützung stellt die Bundesnotarkammer ein zentrales Signatursystem bereit. Auch die Beglaubigung von elektronisch geleisteten Unterschriften wird erleichtert. Neu geregelt wird zudem der Zugang zu beurkundeten Erklärungen: Eine elektronisch beglaubigte Abschrift soll künftig genügen, um rechtliche Wirksamkeit herzustellen – etwa bei Erbausschlagungserklärungen gegenüber dem Nachlassgericht. Ein weiterer Baustein ist die Einführung einer elektronischen Legalisation für ausländische elektronische Urkunden, die bislang nicht anerkannt werden konnten.
Einfacher zur zivilrechtlichen Klage
Der zweite beschlossene Gesetzentwurf befasst dich mit der Einführung eines digitalen Zivilverfahrens vor Amtsgerichten. Vorgesehen ist ein schlankes, durchgängig digitales Onlineverfahren für Klagen auf Zahlung einer Geldsumme – zunächst beschränkt auf bestimmte Pilotgerichte. Die Klageerhebung soll über nutzerfreundliche Eingabesysteme erfolgen, flankiert von Informationen und Abfragedialogen. Bürgerinnen und Bürger sollen dafür das Justizpostfach nutzen können, die Anwaltschaft wird über das beA eingebunden. Auch Videoverhandlungen, schriftliche Verfahren und digitale Urteilsverkündungen sollen erprobt werden. Darüber hinaus schafft das Gesetz die Grundlage für eine einheitliche Kommunikationsplattform zwischen Gerichten und Verfahrensbeteiligten – zunächst begrenzt auf die Interaktion mit der Anwaltschaft. Die Gerichtsgebühren im Onlineverfahren sollen gegenüber dem herkömmlichen Zivilverfahren reduziert werden, um einen niederschwelligen Zugang zum Recht zu ermöglichen. Die Umsetzung beider Vorhaben ist eng mit laufenden Digitalisierungsprojekten des Bundesministeriums der Justiz verknüpft. Am Onlineprojekt zur digitalen Zivilgerichtsbarkeit beteiligen sich aktuell 13 Amtsgerichte in neun Bundesländern. Die Erprobung ist auf zehn Jahre angelegt, Zwischenbewertungen sind nach vier und acht Jahren geplant. Ziel ist eine nachhaltige Modernisierung der justiziellen Verfahren und eine konsequente Ausrichtung auf digitale Abläufe.
Hannover: Elektronische Akten beim Amtsgericht
[17.07.2025] Beim Amtsgericht Hannover wird intensiv an der Umstellung von der Papier- auf die elektronische Aktenführung gearbeitet. Der Prozess beinhaltet nicht nur die Etablierung einer neuen Technologie, sondern auch einen kompletten Systemwechsel. mehr...
ITZBund: Vereinbarung mit Bundesjustiz
[10.07.2025] Die Bundesgerichte und der Generalbundesanwalt setzen bei ihrer IT künftig auf gemeinsame Standards. Eine Vereinbarung mit dem ITZBund legt den Grundstein für eine effizientere und sichere digitale Infrastruktur. mehr...
Justiz-KI: Gemeinsamer Testlauf für MAKI
[08.07.2025] Massenverfahren etwa im Bereich der Fluggastrechte belasten die Justiz. Mit MAKI erprobt Niedersachsen gemeinsam mit drei weiteren Ländern eine KI-gestützte Assistenzlösung, die mehrere Funktionen vereint. Praxistests haben begonnen. mehr...
Niedersachsen: Juristenausbildung wird reformiert
[30.06.2025] Mehr Flexibilität und elektronische Prüfungen – das Land Niedersachsen hat einen Gesetzentwurf zur Modernisierung der Juristenausbildung auf den Weg gebracht. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Einführung des E-Examens. mehr...
BMJV: Gesetzgebung für mehr E-Justiz
[24.06.2025] Das Bundesjustizministerium hat zwei Gesetzentwürfe vorgelegt, die der weiteren Digitalisierung der Justiz Vorschub leisten sollen. Geplant sind Erleichterungen für die elektronische Beurkundung und ein zivilgerichtliches Onlineverfahren, das zunächst an Amtsgerichten erprobt werden soll. mehr...
Hessen: Hochkarätiger Beirat für das Forum KI
[18.06.2025] Ein neuer Beirat mit Fachleuten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik unterstützt künftig das Forum KI des hessischen Justizministeriums. Die Mitglieder bringen vielfältige Perspektiven ein und sollen Impulse für den verantwortungsvollen KI-Einsatz in der Justiz liefern. mehr...
Justiz: KI-Strategie mit Umsetzungsfahrplan
[16.06.2025] Im Fokus des sechsten Bund-Länder-Digitalgipfels der Justizministerinnen und -minister stand die Fortführung gemeinsamer Aktivitäten für die Digitalisierung der Justiz im Rahmen eines neuen Pakts für den Rechtsstaat. Zudem wurde eine gemeinsame Erklärung zum KI-Einsatz in der Justiz verabschiedet. mehr...
Niedersachsen: Personalrat vs. E-Akte
[13.06.2025] Das Verwaltungsgericht Hannover hat Anträge des Hauptpersonalrats abgelehnt, der wegen Softwaremängeln und organisatorischer Schwierigkeiten gegen den weiteren Roll-out der E-Akte in Niedersachsens Justiz vorgehen wollte. Die Einführung kann wie geplant fortgesetzt werden. mehr...
Brandenburg: KI-Projekt MAKI in der Justiz
[12.06.2025] Brandenburg beteiligt sich an der länderübergreifenden Entwicklung der KI-Anwendung MAKI. Die Software soll Richterinnen und Richter bei Massenverfahren entlasten, etwa durch Textbausteine, Metadatenanalyse und generative KI. mehr...
Bayern/Baden-Württemberg: Erbschein digital abrufen
[05.06.2025] Die Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg fordern, das Once-Only-Prinzip auch im Nachlass- und Grundbuchverfahren einzuführen. Ein automatisierter Datenabruf, etwa um einen Erbschein zu beantragen, und ein effizienter Datenaustausch würde Bürgerinnen und Bürger sowie Behörden entlasten. mehr...
Niedersachsen: Neue Spitze für die Justiz-IT
[04.06.2025] Der Zentrale IT-Betrieb Niedersächsische Justiz betreut die gesamte Justiz-IT des Landes – von der Infrastruktur bis zur E-Akte. Nun übernimmt Daniel Stolz dessen Leitung. Er folgt auf Michael Henjes, der zum Justizministerium wechselt. mehr...
Bremen: Digitales Prüfzentrum für Jura-Referendare
[22.05.2025] In Bremen wurde ein neues Prüfzentrum eröffnet, in dem angehende Juristinnen und Juristen ihre Examensklausuren elektronisch schreiben können. Darüber hinaus sind dort ein digitales Korrekturverfahren und die Archivierung der Klausuren möglich. mehr...
Brandenburg: E-Akte am Arbeitsgericht pilotiert
[14.05.2025] Das Arbeitsgericht Brandenburg an der Havel startet als erstes Gericht der Arbeitsgerichtsbarkeit des Landes mit der Pilotphase der E-Akte. Damit hat die digitale Aktenführung alle Gerichtsbarkeiten in Brandenburg erreicht. mehr...
Fachtagung: Digitale Justiz im Fokus
[06.05.2025] Wie lassen sich Datenschutz, Datensicherheit und moderne Technik in Justiz und Verwaltung vereinbaren? Rund 140 Fachleute befassten sich beim diesjährigen Speyerer Forum mit rechtlichen, technischen und ethischen Fragen der digitalen Transformation. mehr...