Baden-WürttembergVerwaltung agil transformieren
Mit seinem agilen Masterplan für die Transformation der Verwaltung will das Land Baden-Württemberg die Kultur, Arbeitsweise und Organisation innerhalb der Verwaltung grundlegend modernisieren (wir berichteten). In so genannten Transformationspiloten – kurzen, dreimonatigen Pilotprojekten – testen die Ministerien neue Ansätze und Lösungen. „Statt langer Planung ist direktes Erproben und Umsetzen angesagt. Ausprobieren und Scheitern sind ausdrücklich erlaubt“, umreißt der Koordinator der Landesregierung für Verwaltungsmodernisierung, Florian Stegmann, die Herangehensweise. Erweist sich ein Ansatz als erfolgreich, wird er für die gesamte Landesverwaltung empfohlen und als großes Transformationsprojekt ausgerollt. Erweist sich ein Ansatz als weniger zielführend, kann die Richtung schnell angepasst werden.
Nun hat die Landesregierung Baden-Württemberg die erste Runde der 23 Transformationspiloten abgeschlossen; die Auswertung ist jetzt verfügbar. Demnach wurden zwei der Transformationspiloten als Best Practice eingestuft, sechs Projekte gehen in eine weitere Runde, elf Projekte werden größer ausgerollt und vier Projekte verschoben beziehungsweise nicht weiterverfolgt. Insgesamt habe sich der Ansatz bewährt, so Stegmanns Fazit. Im Herbst 2023 soll die zweite Runde der Transformationspiloten beginnen.
Neue Lernkultur in der Verwaltung
Ein Beispiel für die Transformationspiloten ist der Pilot „BürgerInnen und Behörden mit Künstlicher Intelligenz (KI) entlasten“. Können Luftbilder automatisch ausgewertet werden, um Veränderungen an Gebäuden zu erkennen? Statt direkt ein teures KI-Großprojekt aufzusetzen, hat der Transformationspilot erprobt, ob eine automatische Auswertung funktioniert und welche Voraussetzungen dafür notwendig sind. Dieses Wissen kann die Landesverwaltung nun für mögliche weitere, größere KI-Projekte nutzen.
Ein weiterer Baustein der ersten Pilotphase waren Tests zum selbstorganisiertem Arbeiten. Der „Start-up-Bauhof Herrenberg“ arbeitet seit einigen Jahren ohne Meister. Die Mitarbeitenden organisieren sich selbst und bekommen das Meistergehalt als Bonus ausgezahlt. Dieses Best-Practice-Beispiel aus einer Kommune hat drei Teams in den Landesministerien inspiriert. Sie haben erprobt, wie Selbstorganisation in der Landesverwaltung funktionieren kann. Ein Team konnte mit Methoden der Selbstorganisation die Zufriedenheit deutlich steigern. Die Qualität der Arbeitsergebnisse ist seitdem gestiegen. Zwei Teams wollten Selbstorganisation auch organisatorisch verankern und sind „erfolgreich gescheitert“. Sie haben entschieden, den Ansatz Selbstorganisation vorerst nicht weiter zu verfolgen. „Die gesammelten Erkenntnisse sind von großem Wert, um das Thema Selbstorganisation für die Verwaltung weiterzuentwickeln. Das ist genau die Lernkultur, die auch erfolgreiche Wirtschaftsunternehmen auszeichnet“, so Stegmann.
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