OSBABeschaffung von Open Source Software

[14.02.2025] Bei öffentlichen Ausschreibungen zählt meist der niedrigste Preis. Im Fall von Open Source Software ist dies oftmals zum Schaden des Auftraggebers: Sicherheits- und Wartungsprobleme drohen, wenn Anbieter zu knapp kalkulieren. Die OSBA hat ein Paper zur nachhaltig erfolgreichen Beschaffung veröffentlicht.
Ein unscharf dargestellter Mann mit weißem Hemd und grünlicher Krawatte hält zwei Karten vor sich. Auf der linken steht das Wort Procurement, auf der rechten eine symbolische Illustration für "Beschaffung".

Bei der Beschaffung quelloffener Software müssen andere Kriterien beachtet werden als bei proprietärer Software.

(Bildquelle: wladimir1804/stock.adobe.com)

Open Source Software hat viele Vorzüge. Damit sie aber erfolgreich und sicher genutzt werden kann und langfristig zur Verfügung steht, ist es wichtig, bei der Auswahl eines Anbieters auf bestimmte Nachhaltigkeitskriterien zu achten. Die Open Source Business Alliance (OSBA) hat nun ein Positionspapier vorgelegt, mit dem sie insbesondere Beschaffern in der öffentlichen Verwaltung wichtige Impulse geben will. Gezeigt wird, wie im Rahmen von Ausschreibungen Anbieter ausgewählt werden, die den erfolgreichen Einsatz der Software sicherstellen, indem sie zu einer nachhaltigen Weiterentwicklung und Pflege der Open Source Software beitragen.

Dumpingangebote bringen Projekte zum Scheitern

Bei Open Source Software (OSS) gibt es andere Entwicklungs- und Vertriebsmodelle als bei proprietärer Software. Bei proprietärer Software partizipiert der Hersteller an jeder verkauften Lizenz seiner Software – auch bei der Vergabe über einen dritten Anbieter. Bei Open Source Software hingegen werden oftmals statt der Softwarelizenz ergänzende Dienstleistungen ausgeschrieben. Diese können nicht allein vom Software-Hersteller, sondern auch von anderen Dienstleistern angeboten werden. Es kommt laut OSBA immer wieder vor, dass Anbieter mit Dumpingangeboten eine öffentliche Ausschreibung gewinnen. Ausreichender Support sowie die Aufwände für Weiterentwicklung, Pflege und eine Upstream-Veröffentlichung der Software sind oftmals nicht einkalkuliert. Im Fall von Problemen können solche Anbieter oft auch nicht angemessen unterstützen, sodass die betreffenden Projekte scheitern. Die OSBA beklagt, dass so der Ruf der Open Source Community geschädigt werde, zudem gehe der eigentliche Open-Source-Hersteller leer aus und könne nicht ausreichend in die Weiterentwicklung und Pflege seiner Software investieren.

Nachnutzung und IT-Sicherheit gefährdet

Die kontinuierliche Weiterentwicklung ist eng mit weiteren Vorteilen offener Software verbunden, die diese insbesondere für die öffentliche Verwaltung attraktiv machen: deren Nachnutzungspotenzial und die Vorteile für die IT-Sicherheit.  Die bereits entwickelte und bezahlte Software einer Behörde kann durch andere Behörden weiterverwendet werden, wenn der Quellcode auf einer Plattform wie etwa openCode zugänglich ist. Dieses Versprechen der Nachnutzung erfüllt sich aber nicht, wenn zu wenig Mittel in die Weiterentwicklung und Pflege der Software fließen oder es für die Hersteller gänzlich unwirtschaftlich wird, offene Software zu entwickeln. Das ist auch schlecht für die Auftraggeberseite, denn wenn weniger hochwertige, aktuelle Open Source Software am Markt zur Verfügung steht, wird auch die IT-Sicherheit von Open-Source-Lösungen in der öffentlichen Verwaltung gefährdet.

Kriterien für zukunftsfähige OSS-Beschaffung

Die OSBA will angesichts dieser Ausgangslage die öffentliche Verwaltung darin unterstützen, Anforderungen und Vergabekriterien so zu entwickeln, dass die Vergabestelle in die Lage versetzt wird, zuverlässig diejenigen Anbieter auszuwählen, die dauerhaft sichere und qualitativ hochwertige Software und Dienstleistungen bieten. Der Verband schlägt in seinem Positionspapier vier Prüfkriterien vor:

  • Beziehung zum Software-Hersteller und der Open Source Community: Besteht eine Geschäftsbeziehung zwischen dem Anbieter und dem Software-Hersteller beziehungsweise der entsprechenden Community und inwieweit erfolgt im Rahmen des Auftrags eine Unterstützung durch diese?
  • Sicherstellung der Upstream-Veröffentlichung vorgenommener Anpassungen: Wie trägt der Anbieter dafür Sorge, dass Änderungen an der Software nach deren Erstellung auch wieder für die Allgemeinheit verfügbar gemacht werden?
  • Sicherstellung des Third-Level-Supports: Inwiefern ist der Auftragnehmer in der Lage, qualitativen Third-Level-Support zu gewährleisten? Besitzt er hierfür die Expertise mit dem Quellcode des konkreten Produkts oder kann er die Unterstützung des Herstellers gewährleisten?
  • Absicherung der Lieferkette durch Unterstützung von Basiskomponenten: Open Source Software besteht oft aus vielen unterschiedlichen Komponenten. Unterstützt der Anbieter Entwickler und Projekte der einzelnen Softwarekomponenten, die in seinem Produkt verbaut sind? Dieser Punkt wird auch im Zusammenhang mit dem Cyber Resilience Act unter dem Stichpunkt „Sicherheit in der Lieferkette“ relevant.

„Unsere Kriterien sollen die öffentliche Verwaltung bei der Entscheidung unterstützen, mit welchem Anbieter ein Projekt nachhaltig realisiert werden kann, sodass alle im Open-Source-Ökosystem davon profitieren und die Software langfristig sicher zur Verfügung steht“, sagen Birgit Becker und Claus Wickinghoff, Sprecher der Working Group Beschaffung in der OSBA.





Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Panorama
Tief verschneiter Wald

In eigener Sache: Wir machen Winterpause

[23.12.2025] Wir wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest, erholsame Feiertage und einen guten Start in das neue Jahr. Aktuelle Meldungen gibt es hier wieder ab dem 5. Januar 2026. mehr...

Drei Frauen sitzen vor einem Plakat mit der Aufschrift "Arbeit neu gestalten"

Work4Germany: Fellowship für einen zukunftsfähigen Staat

[15.12.2025] Digitalisierung bedeutet nicht nur die Einführung neuer Technologien – sie verändert auch die Zusammenarbeit. Mit seinem Fellowship Programm Work4Germany möchte der DigitalService neue Arbeitsweisen in der Bundesverwaltung verankern. Die Bewerbungsfrist für den nächsten Durchgang startet jetzt. mehr...

Größere Menge von blauen, runden Aufklebern mit der Aufschrift "Servicestandard hilft", die auf einer weißen Tischplatte liegen.

Standardisierung: Standardverordnung Onlinezugang praktisch umsetzen

[12.12.2025] Im Juni hat der IT-Planungsrat die Standardverordnung Onlinezugang beschlossen, die im Oktober in Kraft getreten ist. Damit werden verbindliche Qualitätsanforderungen formuliert, welche die Verwaltung mit ihren digitalen Angeboten einhalten muss. DIN SPEC 66336 und der Servicestandard helfen, diese Vorgaben umzusetzen. mehr...

Person mit Laptop auf dem Sofa

Bitkom-Befragung: Digitalpolitik ist den Deutschen wichtig

[02.12.2025] Eine neue Bitkom-Befragung zeigt: Die meisten Menschen wollen endlich einfache Online-Behördengänge. Auch Datenschutz, digitale Teilhabe und mehr Sicherheit im Netz zählen zu den wichtigsten Anliegen. Digitalpolitik ist für viele von großer Bedeutung. mehr...

Gruppenfoto mit sechs Personen

Gesetzgebung: Praxisaustausch zum Digitalcheck

[01.12.2025] Im November fand zum zweiten Mal das Bund-Länder-Treffen zum Digitalcheck statt, auch Vertreterinnen und Vertreter der Europäischen Kommission waren dabei. Die Teilnehmenden tauschten sich über Erfahrungen und Chancen praxis- und digitaltauglicher Gesetzgebung aus. mehr...

Gruppenfoto der Mitglieder des Kompetenzteams Datenschutz des IT-Planungsrats.

IT-Planungsrat: Klausur des Kompetenzteams Datenschutz

[19.11.2025] Das Kompetenzteam Datenschutz – eines von drei Arbeitsformaten innerhalb des vom IT-Planungsrat strategisch vorangetriebenen Schwerpunkts Datennutzung – traf sich in Hamburg, um die Weichen für das Jahr 2026 zu stellen. mehr...

Karsten Wildberger am Messestand der eWA.

BMDS: Digitale Wohnsitzanmeldung als Erfolgsmodell

[18.11.2025] Rund 55 Millionen Bundesbürger haben Zugriff auf den Onlinedienst „elektronische Wohnsitzanmeldung“, um sich nach einem Umzug ohne Amtsbesuch umzumelden. Das BMDS sieht dies als Beleg, dass „Einer für Alle“ die beste Lösung für schnelle Flächendeckung ist. mehr...

Rauchende Schornsteine auf einem Hausdach vor blauem Himmel

Bayern: Kehrbuchdaten digital abrufen

[17.11.2025] Die sogenannten Kehrbuchdaten – Aufzeichnungen des Schornsteinfegers über seine Tätigkeiten in einem bestimmten Gebiet – können bayerische Kommunen künftig digital und an zentraler Stelle abrufen. mehr...

Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (li.) und Bundesdigitalminister Karsten Wildberger vor einer Werbewand für die neue App.

BMV: Nie mehr den Kfz-Schein suchen

[11.11.2025] Mit der neuen i-Kfz-App erreicht die Digitalisierung von fahrer- und fahrzeugbezogenen Papieren eine weitere Etappe: Bürgerinnen und Bürger können ihren Fahrzeugschein nun digital auf dem Smartphone mitführen – rechtlich anerkannt und jederzeit abrufbar. mehr...

Wehende Brandenburg-Flagge mit dem Landeswappen, das einen Adler zeigt.

Brandenburg: Neuer Standort für die DigitalAgentur

[10.11.2025] Die DigitalAgentur Brandenburg spielt eine zentrale Rolle bei der Digitalisierung des Landes – und ist ein wichtiges Bindeglied zwischen Ressorts, Landesverwaltung, Kommunen und externen Partnern. Nun hat sie ihren neuen Standort in Babelsberg bezogen. mehr...

Hände und Torso einer mutmaßlich weiblichen Person, die mit nachdenklicher Pose ein Smartphone hält.

Thüringen: App für Beratung und mehr Sicherheit

[05.11.2025] Thüringen testet in seiner Erstaufnahmeeinrichtung in Suhl die App Saba, mit der psychosoziale Belastungsfaktoren bei Geflüchteten frühzeitig erkannt werden sollen. Das Modellprojekt will Schutzbedarfe systematisch erfassen und gezielte Hilfe schneller verfügbar machen. mehr...

Schlfendes Baby, im Vordergrund hält eine Hand in Smartphone

Once Only: Entlastung beim Elterngeldantrag

[30.10.2025] Noch in diesem Jahr soll bundesweit eine Lösung zur Verfügung stehen, die Elterngeldstellen den elektronischen Abruf von Einkommensteuerdaten direkt vom zuständigen Finanzamt erlaubt. Entwickelt wurde diese im Rahmen des Verbundprojekts Konsens. mehr...

Durch Hochwasser verschlammter Fußboden in einem Haus, eine Person mit Gummistiefeln macht sauber.

Nordrhein-Westfalen: Innovative Technik für den Hochwasserschutz

[27.10.2025] Durch die Erderwärmung nehmen Starkregen- und Hochwasserereignisse zu. Das Land Nordrhein-Westfalen erprobt in einem Modellvorhaben dichte Sensornetze und Künstliche Intelligenz, um die Wasserstände auch kleinerer Gewässer zu beobachten und zu prognostizieren. mehr...

Hauptsitz des ITZBund in Bonn – Blick aus der starken Froschperspektive auf die ockerfarbene Klinkerfassade und Messingschild mit Bundesadler.

ITZBund: IT-Dienstleister des Bundes mehrfach ausgezeichnet

[27.10.2025] Mehrere renommierte Auszeichnungen würdigen die Arbeit des ITZBund. Für Open-Source-Initiativen, nachhaltige Softwareentwicklung und nutzerfreundliche Weblösungen wurde der IT-Dienstleister auf gleich mehreren Fachveranstaltungen prämiert. mehr...

Alte Frau im Rollstuhl hält die Hand einer Pflegefachkraft

Baden-Württemberg: Digitale Transformation der Pflege

[24.10.2025] Baden-Württemberg will die digitale Transformation der Pflege gezielt vorantreiben. Welche Maßnahmen konkret geplant sind, wurde in einer Erklärung zur Digitalisierung in der Langzeitpflege festgelegt, die gemeinsam mit allen relevanten Akteuren im Land erarbeitet wurde. mehr...