ZukunftskongressCloud als Plattform für Innovation

Podiumsdiskussion auf dem Zukunftskongress über souveräne Digitalisierung.
v.l.: Thomas Hollmann, Bundesagentur für Arbeit; Agnes Heftberger, Microsoft Deutschland; Nikolaus Hagl, Delos Cloud; Viktor Bauer, SAP; Constanze Stedele, Delos Cloud
(Bildquelle: K21 media GmbH)
Souveräne Digitalisierung in der Cloud – Wie Deutschland zum Vorbild in Europa wird. So lautete der Titel einer Podiumsdiskussion, die gestern (23. Juni 2025) auf dem Zukunftskongress Staat & Verwaltung in Berlin stattfand. In einem von Constanze Stedele (Delos Cloud) moderierten lebendigen Gespräch diskutierten Vertreter führender Technologieunternehmen und der Bundesagentur für Arbeit über die Herausforderungen und Chancen der digitalen Transformation des öffentlichen Sektors. Mit dabei waren: Viktor Bauer (SAP), Nikolaus Hagl (Delos Cloud), Agnes Heftberger (Microsoft) und Thomas Hollmann (Bundesagentur für Arbeit).
Der Cloud-Moment: Vom Tabu zur Notwendigkeit
Zum Auftakt der Diskussion zeichnete Viktor Bauer, Leiter des Geschäftsbereichs Public & Energy bei SAP, die Veränderung in der Wahrnehmung von Cloudlösungen nach. „Früher wurde man beinahe aus dem Raum geworfen, wenn man das Wort Cloud erwähnte“, sagte er rückblickend. Heute sei das ganz anders. Die Cloud werde als Innovationsmotor verstanden, insbesondere im Kontext von generativer KI. Allerdings werde die Cloud oft noch zu sehr auf die Infrastruktur reduziert. „Wir müssen die Cloud als Plattform für Innovation denken, nicht nur als Rechenzentrum in der Wolke“, forderte Bauer. Digitale Souveränität bedeute in diesem Zusammenhang weit mehr als nur die Datenstandorte: Sie umfasse die Datenhoheit, die rechtliche und technische Kontrolle sowie die betriebliche Autarkie. SAP versucht, genau diese vier Dimensionen mit Angeboten wie der SAP Sovereign Cloud abzubilden. „Ob alle vier Dimensionen immer notwendig sind, muss jedoch jede Organisation für sich bewerten“, so Bauer.
Nikolaus Hagl, Geschäftsführer von Delos Cloud, brachte es so auf den Punkt: „Wir diskutieren beim Thema Cloudtransformation zu viel in der Theorie. Es braucht drei Dinge: Motivation, Mut – und einfach machen.“ Mit diesen „drei M“ rief er dazu auf, nicht länger auf perfekte Rahmenbedingungen zu warten, sondern pragmatisch voranzugehen. Hagl sieht darin eine gemeinsame Verantwortung von Verwaltung, Industrie und Gesellschaft: „Gerade wir in der öffentlichen IT haben jetzt die Chance, Geschichte zu schreiben. Es ist nicht mehr die Frage, ob Cloud und Souveränität zusammenpassen – sondern wie wir es konkret umsetzen.“
Differenziertes Verständnis von digitaler Souveränität
Agnes Heftberger, Vorsitzende der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland, plädierte für ein differenziertes Verständnis von digitaler Souveränität. „Es geht um die Frage, wie viel Kontrolle ich über welche Daten oder Workloads haben will – und wie ich diese Kontrolle technisch und organisatorisch absichere“, so Heftberger. Mit Blick auf die gestiegenen Ansprüche Europas betonte Heftberger, dass Microsoft bereits seit Längerem an souveränen Cloudangeboten arbeite. Mit der Microsoft Cloud for Sovereignty sowie Partnerangeboten wie der Delos Cloud stelle das Unternehmen souveräne Lösungen bereit, die besonders auf sicherheitskritische Anforderungen zugeschnitten sind. Deutschland und Frankreich seien hier führend in Europa, wobei es ein erhebliches Interesse aus anderen Ländern gebe.
Gleichzeitig forderte die Chefin von Microsoft Deutschland ein Umdenken: „Wir müssen aufhören, souveräne Digitalisierung als Abgrenzung von amerikanischen Anbietern zu denken. Entscheidend ist nicht, ob ein Anbieter aus den USA kommt, sondern ob er sich europäischen Prinzipien verpflichtet.“ Microsoft habe jüngst digitale Prinzipien für Europa veröffentlicht und sich darin unter anderem verpflichtet, unrechtmäßige Datenzugriffe notfalls bis zur höchsten Gerichtsbarkeit zu bekämpfen.
BA: Strategisch unabhängig – pragmatisch offen
Thomas Hollmann, Geschäftsführer Anwender-IT im IT-Systemhaus der Bundesagentur für Arbeit (BA), brachte die Perspektive einer der größten Behörden Deutschlands ein. Für ihn steht fest: „Digitale Souveränität bedeutet nicht, sich vollständig unabhängig zu machen – das ist illusorisch. Es geht um bewusste Entscheidungen über Abhängigkeiten.“ Die BA habe eine systematische Erfassung und Bewertung der Abhängigkeiten von IT-Lösungen durchgeführt. Daraus hätten sich risikobasierte Entscheidungen für oder gegen bestimmte Cloudangebote ergeben. „Wir setzen auf Vielfalt und Wettbewerb – das fördert Innovation und sorgt für Alternativen“, sagte Hollmann. Auch US-Hyperscaler seien dabei nicht per se ausgeschlossen.
Er betonte besonders die Bedeutung der Unterstützung durch die Führungskräfte. Dass sich Andrea Nahles, die Vorstandsvorsitzende der BA, öffentlich zur Cloudtransformation bekannt hat, sei ein entscheidender Erfolgsfaktor gewesen. Ein weiterer Meilenstein war die gemeinsame Cloud-Ausschreibung mit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung und der Deutschen Rentenversicherung – ein Beispiel dafür, wie Kooperation und Marktoffenheit gleichzeitig funktionieren können.
Erfolgsfaktoren: Vom Denken zum Machen
Im weiteren Verlauf der Diskussion kristallisierten sich mehrere Handlungsmaximen heraus, die sich aus der bisherigen Erfahrung ableiten lassen:
• Pragmatisierung der Debatte: Die technischen, juristischen und organisatorischen Voraussetzungen für die Nutzung von Clouddiensten im öffentlichen Sektor seien längst geschaffen. Jetzt brauche es realistische, praxisorientierte Bewertungen und den Mut zur Umsetzung.
• Top-Management-Commitment: Ohne klare Rückendeckung aus der Führungsspitze wird eine Transformation nicht gelingen. Beispiele wie die Bundesagentur für Arbeit zeigen, wie wichtig Leadership ist.
• Öffentlich-rechtliche Kooperation: Anstelle kleinteiliger Einzelprojekte sei eine stärkere Bündelung der Kräfte – insbesondere unter den öffentlichen IT-Dienstleistern – erforderlich.
• Hybride Brücken bauen: Die BA setzt erfolgreich auf hybride Cloudmodelle, inklusive Kompetenzaufbau und Mitarbeiterbeteiligung.
Europa im Blick: Deutschland als Vorbild?
Mehrfach wurde Deutschland auf dem Podium als europäischer Vorreiter im Bereich digitaler Souveränität benannt – sowohl von SAP als auch von Microsoft. Die hier entstehenden Standards könnten Blaupausen für andere EU-Staaten werden. Dabei sei die politische Partnerschaft mit Frankreich ein zentraler Hebel. SAP-Manager Bauer verwies zudem auf die Erfahrungen des Unternehmens in den USA, wo SAP seit über 20 Jahren souveräne Lösungen für das Militär bereitstellt. „Wir wissen, wie das geht. Und was wir hier in Deutschland mit Delos Cloud umsetzen, kann international Schule machen.“
Fazit: Jetzt ist der Moment
Am Ende der Diskussion stand ein Appell: Die Digitalisierung ist nicht nur eine technische, sondern auch eine kulturelle und strategische Aufgabe. Die Teilnehmer waren sich einig: „Jetzt ist der Moment, nicht nur über Souveränität zu reden, sondern sie auch umzusetzen.“ Mit dem Mut, Entscheidungen zu treffen. Mit dem Willen, Partnerschaften einzugehen. Und mit dem Vertrauen in die eigene Kompetenz.
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