NiedersachsenMisserfolg bei der Verwaltungsdigitalisierung?

[12.03.2021] Niedersachsens Landesrechnungshof sieht den Erfolg der Verwaltungsdigitalisierung gefährdet. Mit seiner Beratenden Äußerung Verwaltungsdigitalisierung will er Ministerien und parlamentarischen Gremien eine Diskussionsvorlage für das weitere Vorgehen liefern.

Der Niedersächsische Landesrechnungshof (LRH) hat mit seiner Beratenden Äußerung Verwaltungsdigitalisierung einen Sachstandbericht, Hinweise auf Schwachstellen sowie Empfehlungen für eine beschleunigte Umsetzung vorgelegt. Aktuell werde der Erfolg der Verwaltungsdigitalisierung in Niedersachsen als gefährdet angesehen – ohne eine zeitnahe Gesamtsteuerung drohe ein unwirtschaftlicher und nicht zu beherrschender digitaler Flickenteppich, erklärte die Präsidentin des Landesrechnungshofs, Sandra von Klaeden im Niedersächsischen Landtag. Neben der Umsetzung der vom Onlinezugangsgesetz (OZG) geforderten Verwaltungsservices sei es für eine Vielzahl von Verwaltungsleistungen erforderlich, die anfallenden Daten auch verwaltungsintern vollständig elektronisch weiterzuverarbeiten. Erst dieser Schritt werde zu einer leistungsfähigeren und wirtschaftlichen Verwaltung führen.
Die Landesregierung hat zur Umsetzung unter anderem das Programm Digitale Verwaltung in Niedersachsen (DVN) aufgelegt. Dessen Ziel ist es, bis zum 1. Juli 2021 zentrale Grundkomponenten – die so genannten Basisdienste – bereitzustellen. Zudem sollen Vorgehensmodelle als Blaupausen für die digitale Transformation der öffentlichen Verwaltung zur Verfügung gestellt werden. Damit soll es den Verwaltungsbereichen ermöglicht werden, ihre Verwaltungsleistungen mit Unterstützung durch das Programm DVN online anzubieten.

Der Überblick fehlt

Auf der Grundlage von Prüfungserkenntnissen ist der LRH laut eigenen Angaben zu der Überzeugung gelangt, dass die gesetzlichen Ziele aktuell kaum noch zu erreichen sind. Der Erfolg der Verwaltungsdigitalisierung sei insgesamt als gefährdet einzuschätzen, sofern die Landesregierung nicht zielgerichtet umsteuere. Zusätzliche interne Digitalisierungsanstrengungen seien jetzt erforderlich. Als wesentlichen Befund seiner Prüfungen stellt der LRH fest, dass kein Gesamtüberblick über die erforderlichen Maßnahmen und deren Kosten bestehe. Auch habe der LRH insgesamt keine hinreichende ressortübergreifende Umsetzungs- und Steuerungsstruktur für die Verwaltungsdigitalisierung vorgefunden. Viele entscheidende Fragen für die Landes-IT werden bisher nur in Ressortstrukturen bearbeitet, die den hohen Anforderungen der Verwaltungsdigitalisierung nicht gerecht werden. Der LRH sehe jedoch den Bedarf für eine Gesamtsteuerung. Die erforderliche Kompetenz zur Bündelung, Koordination und Entscheidung fehle bisher. Der LRH schlägt ein neu zu bestimmendes hochrangiges Gremium mit weitgehenden Eingriffsmöglichkeiten vor, das über die wesentlichen Fragen der Verwaltungsdigitalisierung auch in den Ministerien mit höherer Verbindlichkeit entscheidet.
Darüber hinaus benennt der LRH weitere Kritikpunkte, darunter den nicht eingehaltenen Zeitplan und die Personalausstattung, die nicht ausreiche. Zudem müssten viele der bislang eingesetzten Fachverfahren für die geplante Anbindung an die Basisdienste ertüchtigt oder ersetzt werden. Dafür fehlten jedoch Überblick, Umsetzungskonzepte und Mittel. Die Verwaltungsbereiche seien nur unzureichend auf die anstehenden Digitalisierungsaufgaben vorbereitet.





Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik
Bundesdigitalminister Karsten Wildberger mit Papiern unter dem Arm in einem dynamischen Bildsetting

Bürokratieabbau: Bund beschließt umfassende Entlastungen

[06.11.2025] Effizienz ja, Overhead nein – so lässt sich das Entlastungspaket zusammenfassen, welches der Bund gestern beschloss. Anfängliche Erwartungen wurden übertroffen: Das Kabinett hat sich auf über 50 Eckpunkte geeinigt, die nun in Gesetzesform gebracht werden müssen. Damit sollen Entlastungen in Milliardenhöhe realisiert werden. mehr...

BMDS: Aufbruch, Umbruch, Durchbruch

[31.10.2025] Das im Mai gegründete und noch im Aufbau befindliche Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung hat in einem Eckpunktepapier sein ehrgeiziges Zielbild für die zukünftige Arbeit entworfen. Dabei will es vieles anders machen als gewohnt. mehr...

Gruppenbild der Teilnehmenden an der Sitzung des Kommunalgremiums.

IT-Planungsrat: Kommunaler Input zu digitalstrategischen Themen

[22.10.2025] Der IT-Planungsrat stellt die strategischen Weichen für die Verwaltungsdigitalisierung – und bindet dabei auch kommunale Perspektiven ein. Beim letzten Treffen des Kommunalgremiums ging es um die zentralen Bereitstellung von EfA-Leistungen und eine Aufgabenneuordnung zur Entlastung von Kommunen. mehr...

Outdoor-Gruppenbild des IT-Planungsrates im Sommer 2025

IT-Planungsrat: Strategische Umsetzungsvorhaben vorgestellt

[21.10.2025] Strategische Digitalisierungsprojekte aus Bund und Ländern werden ab sofort auf der Website des IT-Planungsrats präsentiert. Die 22 Vorhaben sollen zeigen, wie die föderale Digitalstrategie in Bereichen wie KI, Cloud, Schnittstellen und Netzinfrastrukturen in Zukunft konkret umgesetzt wird. mehr...

Diagramme und Datenvisualisierung in leuchtenden Farben.

Bitkom-Dataverse: Datenbank zum digitalen Deutschland

[21.10.2025] Mit dem Bitkom-Dataverse soll das größte kostenlose Onlineportal mit Zahlen und Statistiken zum Digitalen Deutschland entstehen. Es umfasst Daten unter anderem aus den Bereichen Bildung, Künstliche Intelligenz, Cybersicherheit, Verwaltung sowie Mobilität. Auch die Bitkom-Indizes wie der Länderindex oder Smart-City-Index sind enthalten. mehr...

Minister Manfred Pentz.

Hessen: Bürokratieabbau nutzt allen

[15.10.2025] Hessens Entbürokratisierungsminister Manfred Pentz hat im Landtag das Erste Bürokratieabbaugesetz vorgestellt. Das Gesetzespaket mit 120 Maßnahmen wurde vom Kabinett beschlossen, um Verwaltung, Wirtschaft und Bürgerinnen und Bürger spürbar zu entlasten. mehr...

Berliner Rathaus, daneben der Fernsehturm

Berlin: Schritte zur Verwaltungsreform

[14.10.2025] Mit einem ressortübergreifenden Vorgehen startet Berlin die Umsetzung seiner umfassenden Verwaltungsreform. Ziel ist eine einheitlich gesteuerte, moderne Verwaltung: mit klaren Zuständigkeiten, digitaler Infrastruktur und mehr Transparenz über Vorschriften und Prozesse. mehr...

Schleswig-Holstein: Tempo für die Digitalisierung – per Gesetz

[13.10.2025] Mit einem Digitalisierungsbeschleunigungsgesetz will Schleswig-Holstein vollständig digitale Verwaltungsprozesse, ein Datendoppelerhebungsverbot und eine Pflicht zur elektronischen Registerführung einführen. Der Entwurf geht jetzt in die Verbändeanhörung. mehr...

Dr. Karsten Wildberger , Bundesminister für Digitales und Staatsmodernisierung hält seine Keynote auf der SCCOn 2025
bericht

BMDS: „Wir haben Wildwuchs entwickelt.“

[07.10.2025] Bundesdigitalminister Karsten Wildberger stellte auf der Smart Country Convention in Berlin die Modernisierungsagenda der Bundesregierung vor. Als deren dickstes Brett bezeichnete er die Verwaltungsdigitalisierung. mehr...

NKR-Jahresbericht 2025: Klarer Kurs Richtung Bürokratieabbau

[07.10.2025] Der Nationale Normenkontrollrat hat Bundesdigitalminister Karsten Wildberger seinen Jahresbericht 2025 übergeben. Das Gremium sieht Fortschritte beim Bürokratieabbau, warnt aber vor neuen Belastungen. Für echten Wandel fordert es verbindliche Standards und klare politische Steuerung. mehr...

Porträt des NKR-Vorsitzenden Lutz Goebel vor dunklem Hintergrund.

NKR: Die Modernisierungsagenda ist erst der Anfang

[06.10.2025] Der Nationale Normenkontrollrat drängt in einem Statement zur jüngst beschlossenen Modernisierungsagenda des Bundes auf eine politisch klar gesteuerte Umsetzung. Nur so ließen sich Bürokratieabbau, Verwaltungsreformen und föderale Abstimmung wirksam erreichen. mehr...

Bund/Länder: Föderale Modernisierungsagenda soll kommen

[06.10.2025] Bund und Länder wollen bis Dezember eine Föderale Modernisierungsagenda erarbeiten, welche die Modernisierungsagenda des Bundes ergänzt. Auf dem Bund-Länder-Panel der SCCON betonten Vertreterinnen und Vertreter beider Ebenen die Bedeutung gemeinsamer Pilotprojekte und engen Austauschs. mehr...

Screenshot aus dem Dashboard Digitale Verwaltung

Bayern: Digitalstrategie wirkt

[06.10.2025] Bayerns Kommunen liegen in puncto Digitalisierung bundesweit vorne. Das zeigt das Dashboard Digitale Verwaltung, wo der Freistaat die ersten 50 Plätze belegt und auch die Top 100 dominiert. Das Digitalministerium führt dies unter anderem auf die zentral bereitgestellten BayernPackages zurück. mehr...

Blick über an einen langen Tisch, an dem Regierungsmitglieder sitzen.

Bund: Fahrplan für den modernen Staat

[02.10.2025] Die Bundesregierung hat ihre Modernisierungsagenda als einen bindenden Fahrplan mit klaren Fristen und Monitoring beschlossen. Über 80 Maßnahmen in fünf Handlungsfeldern sollen Bürokratie abbauen und Bürger, Unternehmen wie auch die Verwaltung selbst entlasten. mehr...

Ein Tortendiagramm zeigt den Umsetzungsstand digitaler Vorhaben in Bundesministerien, führend ist das Digitalministerium.

Bitkom: Neuer Monitor Digitalpolitik

[30.09.2025] Mit seinem neuen Monitor Digitalpolitik stellt der Bitkom einen Statusbericht zur Digitalpolitik bereit. Das erste Fazit: Das Digitalministerium zeigt Wirkung – aber mehr als die Hälfte der digitalpolitischen Vorhaben dieser Legislatur wartet noch auf den Startschuss. mehr...