ÖFITDigitalisierung macht Sprung nach vorn

Prof. Dr. Peter Parycek und Nicole Opiela vom Kompetenzzentrum Öffentliche IT übergeben Bundes-CIO Dr. Markus Richter (l.) den Deutschland-Index der Digitalisierung 2023.
(Bildquelle: Paul Hahn/Fraunhofer FOKUS)
Wie steht es um die Digitalisierung in Deutschland auf Länderebene? Wie entwickeln sich Infrastruktur, Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft? Welche Länder verzeichnen große Fortschritte, welche geraten ins Hintertreffen? Mit dem Deutschland-Index der Digitalisierung veröffentlicht das Kompetenzzentrum Öffentliche IT (ÖFIT) am Fraunhofer-Institut FOKUS seit 2017 alle zwei Jahre ein aktuelles Lagebild der Digitalisierung in den bundesdeutschen Ländern. Im Rahmen des Zukunftskongresses Staat & Verwaltung (19. bis 21. Juni 2023, Berlin) hat das Forschungsinstitut gemeinsam mit Bundes-CIO Markus Richter den aktuellen Deutschland-Index vorgestellt. Demnach liegen in der Gesamtbetrachtung die Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen an der Spitze, gefolgt von Nordrhein-Westfalen und Hessen. Bei den ostdeutschen Flächenländern führt Sachsen das Rennen an.
Digitale Verwaltungsdienste im Aufwind
Vor zwei Jahren (wir berichteten) konnten laut ÖFIT in den untersuchten Kommunen im Schnitt nur 1,2 der 5 betrachteten Dienstleistungen Kfz-Anmeldung, Wohngeldantrag, Gewerbeanmeldung, Baugenehmigung und Melderegisterauskunft online durchgeführt werden. Diese Zahl hat sich im aktuellen Deutschland-Index mehr als verdoppelt auf nunmehr 2,7 Online-Leistungen. Am stärksten ist der Anstieg mit einer Vervierfachung der Zahlen bei der Baugenehmigung, die inzwischen in jeder fünften Kommune online erfolgen kann.
Auch die Zufriedenheit mit den digitalen Angeboten der Verwaltung hinsichtlich Auffindbarkeit, Bedienbarkeit und Nutzen hat sich deutlich erhöht, sagt ÖFIT-Leiter Peter Parycek. Ob Online-Verwaltungsleistungen genutzt würden, hänge dabei vor allem von der Frage ab, wie intensiv auch andere digitale Angebote im Alltag genutzt würden.
Deutliche Unterschiede bei der Infrastruktur
Die digitale Infrastruktur entwickelt sich unterschiedlich. Bei der Grundversorgung mit 50 Mbit/s nähern sich die Länder einer nahezu flächendeckenden Versorgung an. Erhebliche Ungleichgewichte ergeben sich aber bei fortschrittlichen Versorgungstechnologien wie Glasfaser und 5G.
Die Nutzung digitaler Angebote nimmt auch nach Ende der Corona-Beschränkungen weiter zu. So sind rund 8 von 10 Befragten jeden Tag online – ein Wachstum von 14 Prozent. Auch die Zahl der Homeoffice-Arbeitenden blieb stabil (32 Prozent der internetnutzenden Erwerbstätigen), entwickelt sich in den Ländern jedoch unterschiedlich.
Im Bereich der Wirtschaft tun sich regional die größten Unterschiede auf. Vom insgesamt wachsenden Fachkräftebedarf sind die digitalen Boom-Regionen besonders stark betroffen. Zwar nimmt die Zahl der IT-Beschäftigten überproportional zu, doch die Zahl der unbesetzten IT-Stellen steigt in weit größerem Ausmaß. Hätten sich alle Stellen besetzen lassen, wäre beispielsweise in Berlin rechnerisch ein IT-Beschäftigtenwachstum von 22 statt 16 Prozent möglich gewesen, in Hessen von 13 statt 8 Prozent.
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