BSIMaßnahmen nach globalen IT-Ausfällen

[31.07.2024] Nach der globalen IT-Sicherheitspanne vom 19. Juli formuliert das BSI einen klaren Aktionsplan. Künftig will die Sicherheitsbehörde Softwarehersteller stärker in die Pflicht nehmen. Langfristig will das BSI erreichen, dass die Systemarchitekturen von Sicherheitstools resilienter und weniger fehleranfällig werden.
Bluescreen mit traurigem Smiley

Nach der globalen IT-Panne erwartet das BSI Kooperation von Crowdstrike und Microsoft und legt einen konkreten Zeitplan für umzusetzende Maßnahmen fest.

(Bildquelle: Joshua Hoehne/Unsplash)

Nach den weltweiten IT-Störungen am 19. Juli 2024 hat das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erste Maßnahmen entwickelt, um vergleichbare Vorfälle künftig zu vermeiden. Dem zugrunde lagen laut BSI Gespräche mit den Software-Unternehmen Crowdstrike und Microsoft; auch mit Herstellern vergleichbarer Softwarelösungen will das BSI Gespräche führen und seine Maßnahmen entsprechend weiterentwickeln. Dabei will die Cybersicherheitsbehörde darauf hinwirken, dass das jeweilige Betriebssystem auch bei schwerwiegenden Fehlern immer mindestens in einem abgesicherten Modus gestartet werden kann. Damit soll eine etwaige Fehlerbehebung für die Betroffenen künftig erleichtert werden.

Langfristig beabsichtigt das BSI, neue und resiliente Komponenten konzipieren und umsetzen zu lassen, welche die gleiche Funktionalität und Schutzwirkung entfalten wie bisher – und dabei weniger tiefgreifende Eingriffsrechte in die Betriebssysteme benötigen. Damit sollen die Auswirkungen etwaiger Softwarefehler minimiert werden. Darüber hinaus kündigt das BSI an, dass es mit Crowdstrike Maßnahmen vereinbaren wolle, durch welche die Betriebsstabilität von Kundensystemen auch bei der Installation kurzfristig notwendiger Software-Updates sichergestellt wird. Bereits umgesetzte Maßnahmen will die Cybersicherheitsbehörde auf Wirksamkeit überprüfen.

Ein strengerer Blick auf die Softwareentwicklung

Um diese Ziele zu erreichen, hat das BSI einen Zeitplan mit kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen entworfen. Bis spätestens 15. August 2024 soll eine Analyse der Betroffenheit vom Sicherheitsvorfall in Deutschland erfolgen; die Wiederherstellungsquote betroffener Systeme verfolgt werden (mit Stand 25. Juli 2024 21:54 Uhr MESZ sind laut Crowdstrike bereits 97 Prozent aller Systeme mit Windows-Sensoren wieder online) und eine Zusammenführung bereits erfolgter kurzfristiger Warnungen mit erwarteten häufigen Schwachstellen und Risiken (Common Vulnerabilities and Exposures, kurz: CVEs) zum Vorfall auf Basis des etablierten Meldeprozesses erfolgen.

Bis spätestens 30. September 2024 plant das BSI die Auswertung des folgenden ausführlichen und abschließenden Analyseberichts (Root Cause Analysis) sowie eine Überprüfung des aktuellen und weiterentwickelten Testkonzepts von Crowdstrike durch das BSI in Abstimmung mit weiteren internationalen Partnerbehörden sowie Diskussionen zu erforderlichen Anpassungen mit Crowdstrike. Ebenfalls vorgesehen ist die Klärung künftiger Maßnahmen zur Sicherstellung eines zügigen Roll-outs der Logiken/Signaturen unter strikter Gewährleistung der Betriebsstabilität von Kundensystemen und die Prüfung der Wirksamkeit des von Crowdstrike bereits angekündigten Ausrollprozesses von Updates bei Kunden. Organisationen, die Crowdstrike-Produkte nutzen, sollen hinsichtlich der grundsätzlichen Betriebsrisiken sensibilisiert werden.

Langfristig – bis Jahresende – will das BSI konkrete Möglichkeiten zur Evaluierung der Softwareentwicklungsprozesse der Hersteller (basierend auf BSI TR-03185) durch unabhängige Dritte diskutieren und beruft sich dabei auf bereits erfolgte Ankündigungen von Crowdstrike. Zudem soll eine Zusammenarbeit des BSI mit Crowdstrike und Microsoft etabliert werden, um auch bei schwerwiegenden Fehlern eines eingesetzten Endpoint Detection and Response-Tools (EDR) ein Starten des Systems zu ermöglichen. Mit allen relevanten Stakeholdern zur Architektur von EDR-Tools sollen Erstgespräche zur Erhöhung derer Resilienz erfolgen.

Diese Maßnahmen sollen im Jahr 2025 fortgesetzt und vertieft werden. So sollen Konzeption und Umsetzungen neuer, resilienterer Architekturen zur Ausführung von EDR-Tools mit minimal erforderlichen Privilegien bei gleicher Funktionalität und Schutzwirkung erfolgen. Dabei sollen dann auch alle weiteren Hersteller dieser Produktkategorie, aller relevanten Betriebssystemplattformen sowie ganz allgemein der Hersteller von Produkten mit (derzeit noch) hohen Privilegien einbezogen werden.





Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: IT-Sicherheit
Oberkörper und Häne einer Person in einer Büroumgebung, die auf einem silbernen Laptop tippt.

Baden-Württemberg: CSBW erweitert Schulungsangebot

[28.10.2025] Die Cybersicherheitsagentur Baden-Württemberg unterstützt den öffentlichen Sektor mit Schulungen dabei, Wissen aufzubauen und aktuell zu halten. Nun gibt es neue Lerninhalte in den Bereichen Krisenkommunikation und Künstliche Intelligenz. mehr...

Materna Virtual Solution: iOS Files App in TrustDok integriert

[24.10.2025] Das Unternehmen Materna Virtual Solution integriert die iOS Files App in TrustDok und erhält die Einsatzerlaubnis des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). mehr...

BSI/LSI: Bund-Länder-Team für Cybersicherheit

[08.10.2025] Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik und das bayerische Landesamt für Sicherheit in der Informationstechnik vertiefen ihre Zusammenarbeit. Vereinbart sind regelmäßige Leitungstreffen, Fachhospitationen und Erfahrungsaustausch zu KI- und Cloud-Sicherheit. mehr...

HP Sure Station

NCP / Rohde & Schwarz: Partnerschaft für sicheren Behörden-Laptop

[02.10.2025] Die Unternehmen NCP, Rohde & Schwarz und HP wollen den digitalen Arbeitsplatz sicherer machen. Herzstück ist die HP Sure Station, die jetzt im Rahmen der Smart Country Convention vorgestellt wurde. Das Notebook erfüllt hohe Sicherheitsstandards und wurde speziell für den Einsatz in Behörden und sensiblen Bereichen entwickelt. mehr...

Auswärtiges Amt/ZenDiS: Containerhärtung auf openCode

[29.09.2025] Damit Software-Container in einer Cloud sicher sind, müssen sie kontinuierlich gehärtet werden. Das geschieht meist ressourcenintensiv durch die jeweilig Einsetzenden. Auf openCode startet ein neues Projekt, dass diese Aufgabe vereinfachen will – zunächst für openDesk und PLAIN. Mitstreiter werden gesucht. mehr...

Kritische Infrastrukturen (KRITIS) und staatliche Einrichtungen werden für Hacker immer interessanter.

KRITIS-Dachgesetz: Bitkom fürchtet Rechtsunsicherheit

[11.09.2025] Der Branchenverband Bitkom sieht das jetzt beschlossene KRITIS-Dachgesetz kritisch. Dieses lasse Unterschiede zur NIS2-Umsetzung bestehen, schaffe Doppelregulierungen und sehe zu knappe Fristen vor. Zudem moniert der Verband, dass Teile der Bundesverwaltung sowie die Landesverwaltungen vom Gesetz ausgenommen werden. mehr...

Person mit Lapttop auf Sofa, das Bild ist überlagert mit diversen Vorhängeschloss-Icons.

Berlin: Bessere Zusammenarbeit in der Cybersicherheit

[05.09.2025] Berlin richtet eine Koordinierungsstelle Cybersicherheit ein. Sie soll Informationsflüsse bündeln, die Ressorts vernetzen und als Schnittstelle zu Bund, Ländern und dem geplanten BSI-Flächennetzwerk fungieren. mehr...

Eingangsbereich des Bundesministeriums des Innern mit Bundesadler

Bund: Stärkung der Cybersicherheit

[03.09.2025] Das Bundeskabinett hat Eckpunkte zur Erhöhung der Cybersicherheit beschlossen – darunter den Ausbau der Cyberabwehrbefugnisse der Sicherheitsbehörden des Bundes, die Vertiefung der zivil-militärischen Zusammenarbeit und die Schaffung von Grundlagen für den „Cyber-Dome“. mehr...

Close-up der Hände eines Mannes im Business-Anzug, der ein Tablet hält und bedient.

Materna Virtual Solution: Ultramobile Office-Suite fürs iPad

[13.08.2025] Materna Virtual Solution hat mit SecurePIM WorkSPACE eine Office-Suite für das indigo-Ökosystem vorgestellt. Die Lösung ist für iPads optimiert und soll Behörden den sicheren mobilen Umgang mit VS-NfD-eingestuften Daten ermöglichen. mehr...

EU-Flagge mit einmontiertem Schloss-Icon.

NIS2-Richtlinie: Noch viele Punkte offen

[31.07.2025] Der Kabinettsbeschluss zur Umsetzung der NIS2-Richtlinie wird in der Branche begrüßt. Verbände wie Bitkom, eco und BREKO mahnen jedoch Nachbesserungen an. Im Bundestag komme es nun darauf an, unklare Punkte zu klären und die Umsetzung zügig und rechtssicher abzuschließen. mehr...

Kabinettsitzung im Bundeskanzleramt - Mitglieder der Bundesregierung sitzen an einem ovalen Tisch vor einer holzvertäfelten Wand rechts und einer Fensterfront links.

Bundesregierung: NIS2-Richtlinie beschlossen

[31.07.2025] Das Kabinett hat den Gesetzentwurf zur Umsetzung der NIS2-Richtlinie beschlossen. Damit gelten künftig für deutlich mehr Unternehmen als bisher gesetzliche Pflichten zur Stärkung der Cybersicherheit, zudem erhält das BSI neue Befugnisse für Aufsicht und Unterstützung. mehr...

Gemeinsames Türschild von CSBW, LKA und Polizei.

Baden-Württemberg: Sicherheitsorganisationen unter einem Dach

[23.07.2025] In Stuttgart-Bad Cannstatt haben vier zentrale Organisationen der Sicherheitsarchitektur Baden-Württembergs ein gemeinsames Domizil bezogen. Das neue Gebäude soll Innovation, Cyberschutz, kriminalistische Expertise und Digitalisierung wirksam miteinander verbinden. mehr...

BSI und Land Baden-Württemberg präsentieren Kooperationsvereinbarung

Baden-Württemberg: Kooperation mit dem BSI

[15.07.2025] Das Land Baden-Württemberg und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) vertiefen ihre Zusammenarbeit im Bereich Cybersicherheit. Geplant sind unter anderem gemeinsame Sensibilisierungs- und Schulungsmaßnahmen. mehr...

Ein effektives Daten-Management spielt auch bei der Polizei eine wichtige Rolle.

Mecklenburg-Vorpommern: Angriff auf Polizei-Server

[10.07.2025] Auch ein weitestgehend oder ganz abgewehrter Cyberangriff kann beträchtlichen Schaden anrichten und zu lang andauernden Ausfällen führen. Dies zeigt gerade die Aufarbeitung eines IT-Sicherheitsvorfalls bei dienstlichen Mobilgeräten der Landespolizei Mecklenburg-Vorpommern. mehr...

Ausschnitt aus dem DsiN-Index.

DsiN-Sicherheitsindex 2025: Digitale Sicherheit stagniert

[07.07.2025] Laut DsiN-Sicherheitsindex 2025 liegt das digitale Schutzniveau vieler Internetnutzender unterhalb der Bedrohungslage. Der Index stagniert bei 55,7 Punkten. Laut Studie gerät auch erstmals die größte Nutzergruppe unter die kritische Schwelle – ihre Bedrohungslage übersteigt das persönliche Schutzniveau. mehr...