Smart Country ConventionCloud First bei Registern

Panel am AWS-Stand über die Modernisierung von Registern und Fachverfahren durch Cloud-Technologie.
(Bildquelle: K21 media GmbH)
Auf der Smart Country Convention in Berlin diskutierte Amazon Web Services (AWS) gestern (1. Oktober 2025) gemeinsam mit Partnerunternehmen über die Zukunft der Registermodernisierung. Am AWS-Stand kamen Denis Krechting, Managing Director von Possible, Andreas Möller, Senior Architect bei adesso, und Thomas Strottner, Vice President von Edgeless Systems, zu Wort. Im Zentrum standen die Fragen: Wie lassen sich Fachverfahren effizient digitalisieren? Welche Rolle spielt die Cloud – und wie kann die öffentliche Verwaltung dabei ihre Souveränität wahren?
„Wir können nicht nur groß, sondern auch ganz klein.“ Mit diesen Worten eröffnete Denis Krechting vom Beratungsunternehmen Possible die Gesprächsrunde. Er machte deutlich, dass es nicht allein um große Schlagworte wie Künstliche Intelligenz oder Hyperscaler geht, sondern um konkrete Lösungen für den Verwaltungsalltag. „Fachverfahren und Register sind das Rückgrat digitaler Verwaltung. Ihre Modernisierung eröffnet die Chance, neue Technologien mit Fachwissen und Innovationskraft zu verknüpfen“, sagte Krechting.
Andreas Möller von adesso betonte, dass die Verwaltung bereits heute über eine Vielzahl digitaler Fachverfahren verfügt. „Das Problem ist weniger die Technik als die fehlende Standardisierung“, so Möller. Antragsstrecken könnten plattformartig aufgebaut und so für unterschiedliche Verfahren wiederverwendbar werden. Die technische Basis sei bereits vorhanden, was oft fehle, sei die „Übersetzungsleistung“ zwischen Verwaltungsbedarf und technischer Umsetzung.
Confidential Computing sorgt für Souveränität
Das Thema Digitale Souveränität wurde besonders intensiv diskutiert. Einerseits bedeutet sie, dass Behörden ihre Daten eigenständig verwalten und über deren Verwendung bestimmen können. Zum anderen soll eine Abhängigkeit von einzelnen Betreibern vermieden werden. In diesem Zusammenhang stellte Thomas Strottner von Edgeless Systems Confidential Computing vor. Dieser Ansatz sorgt dafür, dass selbst Cloud-Betreiber keinen Zugriff auf sensible Daten erhalten. Dies wird durch Prozessoren ermöglicht, die Daten auch zur Laufzeit verschlüsseln, sowie durch Fernattestierungen, die nachweisen, dass Anwendungen in isolierten Umgebungen laufen.
Edgeless Systems hat diese Technologie bereits in der elektronischen Patientenakte (ePA) umgesetzt, wo sie für den vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Betreiberausschluss sorgt. „Mit AWS können wir dieselben Sicherheitsmechanismen jetzt auch für Registerverfahren einsetzen“, erklärte Strottner. Über Managed Kubernetes lasse sich Register as a Service in der Cloud skalierbar und sicher betreiben – inzwischen auch für KI-Workloads auf Nvidia-Grafikkarten.
Sovereignty Pledge von AWS
Im Zusammenhang mit digitaler Souveränität verweist AWS selbst auf die Sovereignty Pledge, ein offizielles Versprechen des Hyperscalers, alle Kunden mit den „fortschrittlichsten Steuerungs- und Kontrollmechanismen für Souveränitätsanforderungen“ in der Cloud auszustatten – ohne Abstriche bei Performance, Innovation oder Skalierbarkeit. Das Unternehmen spricht davon, „Control without compromise“ – also Kontrolle ohne Kompromisse – zu ermöglichen, gerade in Regionen wie Europa, in denen digitale Souveränität ein zunehmend dominanter politischer und regulatorischer Anspruch ist. „Wir wollen die Vorteile der Hyperscaler – Skalierbarkeit, Effizienz und Verfügbarkeit – mit den Anforderungen der Verwaltung nach Souveränität verbinden“, hieß es am AWS-Stand.
Eigenbetrieb wird unwirtschaftlich
Neben dem Thema Sicherheit wurde auch die Kostenfrage bei dem Panel angesprochen. „Heute kann man 55 Prozent günstiger entwickeln als noch vor wenigen Jahren“, sagte Possible-Chef Denis Krechting. Der Eigenbetrieb von Servern „im Keller“ wird zunehmend unwirtschaftlich – nicht nur wegen der teuren Hardware, wie etwa GPUs, sondern auch wegen des hohen Energiebedarfs und der Komplexität moderner IT-Infrastrukturen.
Andreas Möller von adesso machte auf einen weiteren wichtigen Punkt aufmerksam: Die Registermodernisierung ist nicht nur eine technische Kür, sondern gesetzlich vorgeschrieben. Sowohl das Registermodernisierungsgesetz als auch die Vorgaben des IT-Planungsrats schreiben die Modernisierung von Registern nach dem Grundsatz „Cloud First“ explizit vor.
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