NIS2-RichtlinieNoch viele Punkte offen

[31.07.2025] Der Kabinettsbeschluss zur Umsetzung der NIS2-Richtlinie wird in der Branche begrüßt. Verbände wie Bitkom, eco und BREKO mahnen jedoch Nachbesserungen an. Im Bundestag komme es nun darauf an, unklare Punkte zu klären und die Umsetzung zügig und rechtssicher abzuschließen.
EU-Flagge mit einmontiertem Schloss-Icon.

Der Gesetzentwurf zur nationalen Umsetzung der europäischen NIS2-Richtlinie wurde beschlossen.

(Bildquelle: pixinoo/123rf.com)

Gestern (30. Juli 2025) hat das Bundeskabinett den Gesetzentwurf zur Umsetzung der EU-Richtlinie NIS2 beschlossen (wir berichteten). Ziel der europäischen Vorgabe ist es, ein einheitlich hohes Niveau an Cybersicherheit in der EU zu schaffen. Nun soll diese Anforderung in deutsches Recht überführt und zugleich das Informationssicherheitsmanagement in der Bundesverwaltung neu geregelt werden. Fachverbände loben den überfälligen Schritt, kritisieren aber Lücken und offene Fragen, die im parlamentarischen Verfahren geklärt werden müssten. Ulrich Plate, Leiter der Kompetenzgruppe KRITIS beim Verband der Internetwirtschaft, eco, betont: „Die eigentliche Arbeit beginnt erst jetzt, im parlamentarischen Verfahren.“ Dort werde sich zeigen, ob die Bundesregierung bereit sei, bei Ausnahmen, Zuständigkeiten und Übergangsfristen für Klarheit zu sorgen.

Keine Ausnahmen für die Verwaltung

Der Digitalverband Bitkom sieht in dem Kabinettsbeschluss einen Fortschritt. Die Richtlinie könne sowohl für europaweit einheitliche Regeln sorgen als auch die Sicherheitslage insgesamt verbessern, so der Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. Entscheidend sei jedoch, dass Deutschland die Vorgaben „eins zu eins“ umsetze und keine nationalen Sonderwege gehe. Gerade Unternehmen bräuchten verlässliche und einheitliche Rahmenbedingungen in der EU. Kritisch bewertet der Bitkom, dass die Bundesverwaltung offenbar von den strengeren Anforderungen der Richtlinie ausgenommen bleiben soll. Das sei ein falsches Signal: „Gerade der Bund und die öffentliche Verwaltung sollten und müssen Vorreiter bei der Cybersicherheit sein“, so Wintergerst.

Unklar sei außerdem, welche Unternehmen genau unter den Anwendungsbereich der Richtlinie fallen – insbesondere dann, wenn nur ein Teil ihrer Tätigkeit kritische Funktionen betrifft. Auch fehle bislang eine erkennbare Abstimmung mit der europäischen CER-Richtlinie zur physischen Resilienz kritischer Einrichtungen. Der Verband fordert daher, das parlamentarische Verfahren zur Klärung dieser Punkte zu nutzen. Angesichts der bereits laufenden EU-Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland müsse das Gesetz unmittelbar nach der Sommerpause verabschiedet werden.

Klärungsbedarf bei Ausnahmen und Zuständigkeiten

Auch der Internetwirtschaftsverband eco begrüßt den Kabinettsbeschluss. KRITIS-Experte Ulrich Plate nennt die Entscheidung überfällig. Die Richtlinie sei ein notwendiger Impuls für die strukturelle Modernisierung Kritischer Infrastrukturen. Ähnlich wie der Bitkom betont auch der eco, dass der nun beschlossene Entwurf zahlreiche offene Fragen lasse. Besonders problematisch sei die geplante Ausnahme für Unternehmen mit angeblich „vernachlässigbarer“ kritischer Tätigkeit. Diese könne sich vor dem Europäischen Gerichtshof als unhaltbar erweisen. Plate fordert daher mehr Klarheit zu Zuständigkeiten, Übergangsfristen und Ausnahmen – und warnt vor einem „regulatorischen Flickenteppich“, falls Mitgliedstaaten wie Deutschland ihre Umsetzung nicht konsequent auf europäische Harmonisierung ausrichten.

Rechtssicherheit für die Telekommunikationsbranche

Positiv äußert sich der Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO). Geschäftsführer Stephan Albers sieht im Gesetz einen wichtigen Schritt für mehr Sicherheit und Rechtsklarheit in der Telekommunikationsbranche. Die betroffenen Unternehmen könnten damit die bereits begonnenen Umsetzungen auf verlässlicher Grundlage fortsetzen. Die EU-weiten Mindeststandards schafften nicht nur ein angemessenes Schutzniveau, sondern auch Rechtssicherheit bei Haftungsfragen. Kritik übt BREKO allerdings an der vorgesehenen Regelung zu sogenannten kritischen Komponenten. Der Gesetzentwurf ermögliche Untersagungen nicht nur bei 5G-, sondern auch bei Glasfaserkomponenten – selbst wenn diese bereits im Betrieb seien. Das werfe für Unternehmen Rechts- und Investitionsrisiken auf. BREKO fordert eine Überarbeitung, um Bürokratie zu vermeiden und Rechtssicherheit herzustellen.





Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: IT-Sicherheit
EU-Flagge mit einmontiertem Schloss-Icon.

Cyber-Sicherheit: NIS2-Umsetzungsgesetz in Kraft

[11.12.2025] Seit vergangener Woche gilt die nationale Umsetzung der EU-Richtlinie NIS2, mit der sich die Anforderungen an die Cyber-Sicherheit der Bundesverwaltung und bestimmter Unternehmen erhöhen. Das BSI bereitet die Einführung eines NIS2-Meldeportals zum 6. Januar 2026 vor. mehr...

Foto einer größeren Personengruppe, die vor einer Projektion mit der Aufschrift "HCSP" posiert.

Hessen: Akteure für digitale Resilienz vernetzen

[25.11.2025] In Hessen ging ein ressortübergreifendes Gremium zur Cybersicherheit an den Start. Die Hessische Cybersicherheitsplattform dient der strategischen Vernetzung zentraler Akteure, soll den Informationsaustausch fördern und unter anderem Handlungsempfehlungen zur Stärkung der digitalen Resilienz entwickeln. mehr...

EU-Flagge mit einmontiertem Schloss-Icon.

NIS2-Umsetzung: Bundestag beschließt Cybersicherheitsgesetz

[18.11.2025] Der Bundestag hat das NIS2-Umsetzungsgesetz verabschiedet. Das BSI übernimmt als zentrale Aufsichts- und Koordinierungsstelle die Rolle des CISO Bund und wird zudem künftig rund 29.500 Einrichtungen – statt wie bisher 4.500 – überwachen. mehr...

Volkan Gümüs ist Geschäftsführer von Materna Virtual Solutions, das Bild zeigt ihn vor den Firmenloge am Unternehmenssitz.
interview

Interview: Sicher mobil arbeiten

[12.11.2025] Ob Polizei, Einsatzkräfte, Wartungsteams oder kommunale Mitarbeitende im Außendienst – viele Beschäftigte des öffentlichen Diensts arbeiten nicht immer im Büro. Die Anforderungen an die Sicherheit beim mobilen Arbeiten sind allerdings immens. move-online sprach mit Volkan Gümüs, Geschäftsführer von Materna Virtual Solution, über Lösungen, die eine hohe Sicherheit versprechen. mehr...

BSI-Jahreslagebericht: Cybersicherheit bleibt Herausforderung

[12.11.2025] Der neue Jahresbericht des BSI zeigt: Trotz Fortschritten bleibt Deutschland im digitalen Raum verwundbar. Mit der zunehmenden Digitalisierung entstehen mehr Schwachstellen, die auch von staatlichen Akteuren ausgenutzt werden. Innenminister Dobrindt setzt beim Schutz auf den geplanten Cyberdome. mehr...

bericht

Cybersecurity: Schatten-KI als offene Flanke

[11.11.2025] Eine aktuelle Umfrage zum Thema Cybersicherheit, die im Auftrag von Microsoft in Ämtern und Behörden durchgeführt wurde, zeigt, dass die Nutzung nicht-autorisierter KI-Tools weit verbreitet ist. So greift fast jeder zweite Mitarbeitende in Bundesbehörden zu solchen Tools. Auf Landesebene sieht es besser aus, denn hier gibt es bereits zahlreiche offizielle KI-Assistenzsysteme. mehr...

Regierungsstellen und die Cyber-Sicherheitsindustrie müssen enger zusammenarbeiten.

Nordrhein-Westfalen: Neue Plattform zur Cybersicherheit startet

[06.11.2025] Nordrhein-Westfalen hat seine Plattform cybersicherheit.nrw neu aufgesetzt. Die zentrale Anlaufstelle bündelt Informationen, Praxistipps und Notfallhilfen rund um IT-Sicherheit – für Verwaltung, Unternehmen, Bildungseinrichtungen und Bürgerinnen und Bürger gleichermaßen. mehr...

Composite: ein in blau gehaltener schemenhafter Computer-Arbeitsplatz, davor die Illustration eines Dokuments mit einem Schloss daran

Open Telekom Cloud: Airlock wird neuer Circle Partner

[05.11.2025] Airlock ist neuer Partner der Open Telekom Cloud. Der Security-Anbieter stellt seine modulare Plattform für Application Security, API-Schutz sowie Identity- und Access-Management künftig über den Open Telekom Marketplace bereit – vollständig DSGVO-konform und gehostet in Europa. mehr...

Computer-Keyboard, auf der Shift-Taste steht "We are open"

BSI: Quelloffene Software sicher entwickeln

[04.11.2025] Das BSI hat eine neue Technische Richtlinie veröffentlicht, um die sichere Entwicklung freier Software zu unterstützen. Zielgruppe sind alle Personen, die an Open-Source-Projekten beteiligt sind. mehr...

Hand hält Smartphone horizontal, grau-violetter Hintergrund, Abstraktion durch starkes Bokeh.

Wire/Apostrophy: Partnerschaft für souveräne mobile Kommunikation

[03.11.2025] Wire und Apostrophy haben eine strategische Partnerschaft geschlossen. Das Ziel: eine vollständig integrierte, Ende-zu-Ende-gesicherte Mobilplattform, entwickelt und betrieben in Europa, die höchste Datenschutz- und Compliance-Standards erfüllt. mehr...

Oberkörper und Häne einer Person in einer Büroumgebung, die auf einem silbernen Laptop tippt.

Baden-Württemberg: CSBW erweitert Schulungsangebot

[28.10.2025] Die Cybersicherheitsagentur Baden-Württemberg unterstützt den öffentlichen Sektor mit Schulungen dabei, Wissen aufzubauen und aktuell zu halten. Nun gibt es neue Lerninhalte in den Bereichen Krisenkommunikation und Künstliche Intelligenz. mehr...

Materna Virtual Solution: iOS Files App in TrustDok integriert

[24.10.2025] Das Unternehmen Materna Virtual Solution integriert die iOS Files App in TrustDok und erhält die Einsatzerlaubnis des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). mehr...

BSI/LSI: Bund-Länder-Team für Cybersicherheit

[08.10.2025] Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik und das bayerische Landesamt für Sicherheit in der Informationstechnik vertiefen ihre Zusammenarbeit. Vereinbart sind regelmäßige Leitungstreffen, Fachhospitationen und Erfahrungsaustausch zu KI- und Cloud-Sicherheit. mehr...

HP Sure Station

NCP / Rohde & Schwarz: Partnerschaft für sicheren Behörden-Laptop

[02.10.2025] Die Unternehmen NCP, Rohde & Schwarz und HP wollen den digitalen Arbeitsplatz sicherer machen. Herzstück ist die HP Sure Station, die jetzt im Rahmen der Smart Country Convention vorgestellt wurde. Das Notebook erfüllt hohe Sicherheitsstandards und wurde speziell für den Einsatz in Behörden und sensiblen Bereichen entwickelt. mehr...

Auswärtiges Amt/ZenDiS: Containerhärtung auf openCode

[29.09.2025] Damit Software-Container in einer Cloud sicher sind, müssen sie kontinuierlich gehärtet werden. Das geschieht meist ressourcenintensiv durch die jeweilig Einsetzenden. Auf openCode startet ein neues Projekt, dass diese Aufgabe vereinfachen will – zunächst für openDesk und PLAIN. Mitstreiter werden gesucht. mehr...