Deutsche VerwaltungscloudSchlüssel zur Digitalen Souveränität

[29.01.2024] In Deutschland soll eine föderale IT-Infrastruktur entstehen, die es Behörden aller Verwaltungsebenen ermöglicht, Cloud-Dienste zu nutzen. Der Weg dorthin ist in der Deutschen Verwaltungscloud-Strategie skizziert. Ein Überblick über den Stand der Dinge.
Das Bild zeigt symbolisch eine sichere Cloud-Infrastruktur für die Nutzung von Cloud-Diensten durch die öffentliche Verwaltung.

Die Genossenschaft govdigital hat ein Minimal Viable Product für ein Cloud-Service-Portal der öffentlichen Verwaltung aufgebaut.

(Bildquelle: DALL-E/K21 media GmbH)

Die Deutsche Verwaltungscloud-Strategie (DVS) ist ein entscheidender Schritt für die digitale Transformation der öffentlichen Verwaltung in Deutschland. Auf der 33. Sitzung des IT-Planungsrates (IT-PLR) im Oktober 2020 wurde ein Konzeptpapier zur DVS verabschiedet. Die Strategie ist ein zentraler Baustein zur Stärkung der Digitalen Souveränität der IT der öffentlichen Verwaltung. Digitale Souveränität wird dabei als die Fähigkeit von Individuen und Institutionen verstanden, ihre Rollen in der digitalen Welt selbstbestimmt und sicher zu gestalten.

Gemeinsame Standards und offene Schnittstellen

Mit der Strategie soll eine föderale Cloud-Infrastruktur geschaffen werden, die sich durch gemeinsame Standards und offene Schnittstellen auszeichnet, um eine interoperable und modulare Nutzung von Cloud-Lösungen über die verschiedenen Verwaltungsebenen von Bund, Ländern und Kommunen hinweg zu ermöglichen. Das Projekt adressiert die Herausforderungen, die sich aus der bisher aufgrund mangelnder Standardisierung nur eingeschränkt interoperablen und kompatiblen Cloud-Infrastruktur ergeben.

Ein wesentliches Ziel der DVS ist es, durch standardisierte und modulare IT-Architekturen Cloud-Dienste und Software-Lösungen zur Verfügung zu stellen. Dies soll auch dazu beitragen, kritische Abhängigkeiten von einzelnen Anbietern zu reduzieren. Die erste Pilotphase zur Erprobung ausgewählter Anwenderszenarien wurde im April 2022 abgeschlossen, die Fortschreibung des Rahmenwerks der Deutschen Verwaltungscloud-Strategie erfolgte im Oktober 2022.

Selbsteinschätzung der öffentlichen IT-Dienstleister

Eine im Dezember 2022 durchgeführte Fragebogenerhebung zielte darauf ab, zu erfassen, welche Dienste zeitnah oder zukünftig über das zentrale Cloud-Service-Portal (CSP) angeboten werden können. Die Befragung umfasste auch eine Selbsteinschätzung der öffentlichen IT-Dienstleister hinsichtlich der Erfüllung ausgewählter Aspekte der DVS-Zielarchitektur und Abfragen zur Netzbereitstellung sowie zu aktuellen Bestrebungen im Kontext einer möglichen Zertifizierung durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). 

Die Ergebnisse der Selbstbewertung und der Reifegradanalyse zeigen, dass sich die IT-Dienstleister aktiv auf die Integration in die Deutsche Verwaltungscloud vorbereiten und ihr Portfolio entsprechend anpassen. Diese Maßnahmen bilden eine solide Grundlage für die Fortschrittsmessung des im Juli 2023 gestarteten Umsetzungsprojekts der DVS. 

Ersten Version des Cloud-Service-Portals

Das Bundesinnenministerium (BMI) hat die Genossenschaft govdigital im November 2022 mit der Entwicklung eines Minimal Viable Products (MVP) für die zukünftige Koordinierungsstelle der Deutschen Verwaltungscloud beauftragt. Dieses MVP umfasst auch die Entwicklung einer ersten Version des Cloud-Service-Portals, das als zentraler Meilenstein für die Umsetzung der DVS gilt. Das Cloud-Service-Portal wurde von govdigital und 13 Mitgliedsunternehmen entwickelt. Es soll eine Plattform bieten, über die DVS-Dienste von IT-Dienstleistern angeboten und von Behörden und Verwaltungen bundesweit genutzt werden können.

Die Plattform hat bereits eine Reihe von Diensten getestet und ein Konzept für die künftige Koordinierungsstelle vorgelegt. Dieses Angebot steht seit Anfang 2023 Pilotanwendern aus der Verwaltung zur Verfügung und ist über ein föderales Identity and Access Management (IAM) zugänglich.

Gewünsche Cloud-Dienste

Die Ergebnisse einer Online-Nutzerbefragung und weiterer Stakeholder-Befragungen fließen in die Konzeption der Koordinierungsstelle ein, wobei Cloud-Dienste aus den Bereichen Kollaboration, Office-Lösungen und Fachverfahren besonders nachgefragt werden. Herausforderungen sehen die Befragten in den rechtlichen Rahmenbedingungen, der IT-Sicherheit und der technischen Umsetzung.

Die erfolgreiche Umsetzung des Minimal Viable Products und die Entwicklung des Cloud-Service-Portals sind wichtige Schritte zur vollständigen Umsetzung der Deutschen Verwaltungscloud-Strategie. Das Portal dient als Voraussetzung für das Angebot und den Bezug von digitalen Verwaltungsleistungen aus der Deutschen Verwaltungscloud und unterstreicht die Bedeutung dieser Initiative für die Digitale Souveränität des Staates.

Alexander Schaeff




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: IT-Infrastruktur Politik
Cover „Aktionskonzept Digitalisierung der Berliner Verwaltung für die Wirtschaft 2024-2026”

Berlin: Verwaltungsdigitalisierung für die Wirtschaft

[03.12.2024] Berlin will die Digitalisierung der Verwaltung gezielt auf die Bedürfnisse der Wirtschaft ausrichten. Mit dem Aktionskonzept 2024-2026 sollen digitale Behördendienste ausgebaut, Unternehmen durch DIWI entlastet und die Stadt als Innovationsstandort gestärkt werden. mehr...

Gruppe von Personen in formeller Kleidung, auf einer Treppe zum Gruppenfoto aufgestellt.

NKR: Erstes Bund-Länder-Treffen zum Digitalcheck

[02.12.2024] Der Digitalcheck stößt zunehmend auch auf Interesse in den Bundesländern. Beim ersten Bund-Länder-Treffen in Berlin diskutierten die Teilnehmenden über rechtliche Verankerung, Anwendungsbereiche und weitere Pläne zur Umsetzung. mehr...

Bundesdigitalminister Dr. Volker Wissing und der israelische Botschafter Ron Prosor.

BMDV: Deutschland und Israel starten Digitaldialog

[29.11.2024] Deutschland und Israel verstärken die digitale Zusammenarbeit: Bundesdigitalminister Wissing und Botschafter Prosor haben eine Absichtserklärung unterzeichnet, um den Austausch in Bereichen wie KI, Quantencomputing und Start-up-Kooperationen zu intensivieren. mehr...

Cover der Open-Source-Strategie des Landes Schleswig-Holstein

Schleswig-Holstein: Open-Source-Strategie veröffentlicht

[26.11.2024] Schleswig-Holstein hat seine Open-Innovation- und Open-Source-Strategie vorgestellt. Geplant sind unter anderem konkrete Schritte hin zum digital souveränen IT-Arbeitsplatz der Landesverwaltung und die Beteiligung an der Deutschen Verwaltungscloud. mehr...

Das Bild zeigt Bayerns Digitalminister Fabian Mehring.

Bayern: Neue Digitalisierungsinitiativen

[26.11.2024] Der bayerische Digitalminister Fabian Mehring stellte in München neue Initiativen zur Digitalisierung der Verwaltung vor. Außerdem forderte er ein eigenes Digitalministerium auf Bundesebene, um zentrale Vorhaben gezielt umzusetzen. mehr...

Berlin: Eckpunkte für Digitalcheck

[21.11.2024] Die Eckpunkte für die Einführung eines Digitalchecks hat der Berliner Senat beschlossen. Der Geschäftsbereich der Chief Digital Officer soll jetzt ein Konzept inklusive eines vorgeschalteten Pilotvorhabens erarbeiten. mehr...

Diagramm zur OZG-Rahmenarchitektur

IT-Planungsrat: Der OZG-Rahmenarchitektur einen Schritt näher

[20.11.2024] In seiner Herbstsitzung hat der IT-Planungsrat das in einem breit angelegten und von einem Konsultationsprozess begleitete Vorhaben iterativ erarbeitete Zielbild der OZG-Rahmenarchitektur beschlossen. mehr...

Gröere Gruppe von Personen in formaler Kleidung auf einer Treppe, alle blicken Richtung Kamera.

IT-Planungsrat: Erster Teil der föderalen Digitalstrategie beschlossen

[18.11.2024] Der IT-Planungsrat hat auf seiner 45. Sitzung unter Leitung von Bundes-CIO Markus Richter die Dachstrategie der Föderalen Digitalstrategie für die Verwaltung verabschiedet. Zudem wurde ein Vertragsentwurf für das Nationale Once-Only-Technical-System (NOOTS) beschlossen. mehr...

Bitkom: Forderung nach Umsetzung von Digitalprojekten

[15.11.2024] Der Digitalverband Bitkom hat jetzt die Bundesregierung aufgefordert, vor den Neuwahlen im Februar möglichst viele digitalpolitische Projekte abzuschließen. Bisher sind lediglich 32 Prozent der geplanten Vorhaben realisiert. mehr...

Baden-Württemberg: Änderung der Gemeindeordnung verabschiedet

[08.11.2024] Der Landtag von Baden-Württemberg hat jetzt eine Änderung der Gemeindeordnung verabschiedet, die Kommunen in administrativen Abläufen entlasten und die finanzielle Berichterstattung vereinfachen soll. mehr...

Weißes Paragrafenzeichen (dreidimensional) lehnt an einer blau-grauen Wand

Cybersicherheit: Stellungnahmen zum NIS2-Umsetzungsgesetz

[07.11.2024] Der Bundestagsausschuss für Inneres und Heimat hat sich mit dem Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Umsetzung der NIS2-Richtlinie befasst. Vielen Experten geht der Entwurf nicht weit genug. mehr...

Mann (Jürgen Barke) in einem sehr förmlichen dunkelblauen Anzug mit blauem Schlips und weißem Einstecktuch steht vor einer hellen Wand.

Saarland: Mehr Input zur Digitalpolitik

[05.11.2024] Das Saarland tritt dem GovTech Campus Deutschland bei, um die Digitalisierung der Verwaltung voranzutreiben. Durch die Mitgliedschaft will das Land von dem Innovationsnetzwerk profitieren und aktiv an Digitalpolitik und gemeinsamen Projekten mitwirken. mehr...

Personengruppe in förmlicher Kleidung steht auf einer Wiese vor einer historischen Sandsteinfassade.

Normenkontrollräte: Ambitioniert zum Bürokratieabbau

[05.11.2024] Im Rahmen eines Treffens in Stuttgart haben Normenkontrollräte und Clearingstellen eine Erklärung verabschiedet, die eine Reduzierung der Bürokratiekosten um 25 Prozent innerhalb von vier Jahren anstrebt. mehr...

Montage: ein aufgeklappter Laptop, er Monitor enthält Karteischubladen, eine davon ist ausgezogen und ragt aus dem Bildschirm heraus.

Databund: Datenschutzrisiken im MDWG

[05.11.2024] Der Databund hat zu zwei Gesetzesentwürfen des Bundes Stellung genommen, welche die kommunale Verwaltung betreffen. Im MDWG-Entwurf sieht er Verbesserungen für die Migrationsverwaltung, mahnt jedoch Datenschutzrisiken an. Beim eIDAS-Gesetz begrüßt der Verband die Stärkung der Bundesnetzagentur. mehr...

Symbolbild: Blauer Hintergrund, davor Binärcode-Zahlenreihen und ein Ring aus gelben Sternen (EU-Flagge)

Niedersachsen: NIS2-Richtlinie umgesetzt

[04.11.2024] Niedersachsen setzt als eines der ersten Bundesländer die NIS2-Richtlinie der EU zur Cybersicherheit in der Verwaltung um. Die neue Verwaltungsvorschrift, die Benennung einer zuständigen Behörde für Cybersicherheit und die Einrichtung eines Notfallteams sollen die IT-Sicherheit in besonders kritischen Bereichen stärken. mehr...