InterviewKonsolidierung kommt voran

Dr. Alfred Kranstedt, Direktor des ITZBund
(Bildquelle: C. Daitche/Foto Bonn)
Herr Dr. Kranstedt, Sie haben vor zwei Jahren die Führung des ITZBund übernommen (wir berichteten). Welche Projekte wurden in der Zwischenzeit umgesetzt?
Wir haben uns in den vergangenen beiden Jahren mit großen Kundenprojekten und Digitalisierungsvorhaben mit Außenwirkung sowie mit der IT-Konsolidierung Bund beschäftigt. Dazu zählen unter anderem Projekte aus dem Bereich Innere Sicherheit und Statistik, die Realisierung der Bundescloud (wir berichteten) und des Bundesclient sowie der Aufbau von IT-Infrastrukturen für die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG). Dank der Investition in moderne Techniken und attraktive Produkte haben wir entscheidende Grundlagen für die IT des Bundes geschaffen. Als langfristige Orientierung setzen wir dabei auf zentrale Werte wie Kompetenz, Leistungsstärke und Innovation. Darüber hinaus haben wir den laufenden Betrieb für unsere Kunden bewältigt und uns für die Umsetzung der IT-Konsolidierung Bund ertüchtigt.
Das ITZBund, das Anfang 2016 seine Arbeit aufgenommen hat (wir berichteten), sollte innerhalb von drei Jahren als Organisation zu einer Einheit zusammenwachsen. Konnte dieses Ziel erreicht werden? Und was waren die entscheidenden Erfolgsfaktoren?
Die Gründung des ITZBund zum 1. Januar 2016 war ein erstes Ergebnis der IT-Konsolidierung Bund. Durch das ITZBund-eigene Ertüchtigungsprojekt (EP) wurden Grundlagen für eine erfolgreiche IT-Konsolidierung Bund geschaffen. Die Betriebs- und Service-Management-Prozesse der drei Gründungsbehörden im ITZBund wurden etabliert und vereinheitlicht. Die benötigte Rechenzentrumskapazität im modernen Rechenzentrumsverbund zur Aufnahme der zu überführenden IT-Betriebe wurde bedarfsgerecht erhöht. Wir haben einheitliche Dienstvereinbarungen sowie organisatorische Regelungen und Prozesse für das ganze Haus erarbeitet. Das dienstsitzübergreifende Zusammenwachsen wurde durch ein aktives Veränderungsmanagement sowie interne und externe Kommunikationsmaßnahmen unterstützt. Um die Ergebnisse des EP zu festigen und fortzuführen, wurde das Etablierungsprojekt eingerichtet. Wir werden uns im Sinne des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses stetig weiterentwickeln. Ziel ist es, die bestmöglichen Leistungen für den Kunden zu erbringen.
Wie ist die IT-Konsolidierung Bund vorangekommen? Welches sind die nächsten Ziele?
Die sehr heterogenen Strukturen der IT sind bei den Kunden über Jahre gewachsen. Eine Standardisierung ist nicht einfach von heute auf morgen zu erreichen und braucht Zeit und Geld. Zudem müssen wir die berechtigten Sorgen auf Kundenseite wahrnehmen und die Thematiken auch unter Aspekten des Investitionsschutzes von Steuermitteln betrachten. Doch nach wie vor gilt: Die IT-Konsolidierung bei den IT-Dienstleistern ist mit Blick auf unter anderem Sicherheit, Datenschutz und Skalierungsfähigkeit sowie zur Bündelung von Know-how in den agilen Zeiten der IT-Entwicklung alternativlos. Die Bündelung von Anforderungen über 16 Ressorts in den althergebrachten Strukturen der Bundesverwaltung ist sicherlich eine Herausforderung. Dennoch verläuft die Dienstekonsolidierung positiv: Es gibt ein großes Interesse an dem Personalverwaltungssystem PVSplus, der E-Akte Bund und der Bundescloud. In der Betriebskonsolidierung stehen aktuell 65 Behörden im Fokus des ITZBund, die auf mehrere Konsolidierungsfenster verteilt werden. Den Initialaufbau für das Fernstraßenbundesamt haben wir 2018 erfolgreich umgesetzt. Die Erfahrungen bei der Durchführung der Pilotprojekte Bundesamt für Kartographie und Geodäsie und Bundeszentrale für politische Bildung fließen in weitere Behördenprojekte ein. Aktuell in der Umsetzung der IT-Konsolidierung durch Migration der IT-Betriebe sind das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung sowie die Büros der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz. Diverse Projekte befinden sich in der Initialisierungsphase, dazu zählen das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung, das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle und das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz – um nur einige zu nennen. Für uns als IT-Dienstleister ist es wichtig, die Leistungserbringung gegenüber den Bestandskunden durch die Konsolidierungsaktivitäten nicht zu beeinträchtigen.
„Dank der Investition in moderne Techniken und attraktive Produkte haben wir entscheidende Grundlagen für die IT des Bundes geschaffen.“
Wie wird die Anfang 2018 gestartete Bundescloud von den Behörden angenommen?
Die Bundescloud wird in erheblichem Maße genutzt, teils in ganz anderen Bereichen und für andere Zwecke, als ich erwartet hatte. Obwohl sie bereits großen Anklang bei den Behörden der Bundesverwaltung erfährt, befindet sie sich weiterhin im Aufbau und deckt erst einen Teil des avisierten Portfolios ab. Um sie nutzen zu können, müssen Behörden über die Netze des Bundes (NdB) darauf zugreifen. Das ist eine aktuelle Vorgabe des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und schränkt den Teilnehmerkreis etwas ein. Künftig soll eine zweite Instanz in einer Grundschutzzone aufgebaut werden, um Behördenteilnehmern Cloud-Dienste anbieten zu können, die nicht an die NdB angeschlossen sind und für die kein sehr hohes Sicherheitsniveau notwendig ist. Aktuell laufen Dienste wie strukturierte Speicher, Ablaufumgebungen, vorkonfektionierte Betriebssysteme und Datenbanken. Insbesondere die Betriebssysteme werden momentan sehr intensiv als Test- oder Laborumgebungen genutzt. Wir arbeiten auch daran, das Portfolio der Plattformen und Betriebssysteme auszuweiten.
Halten Sie es für realistisch, dass der Portalverbund bis 2022 realisiert wird? Welches sind die größten Herausforderungen?
Die eigentliche Hoheit über diese Verfahren liegt bei den Verfahrenseignern in den verschiedenen Ressorts und den Ländern. Aber das Bundesinnenministerium möchte einen mit IT ausgestatteten Partner, der das Bundesportal kennt und dafür sorgt, dass die in den Ressorts entwickelten Verfahren auch technisch an das Portal koppelbar sind. Ende vergangenen Jahres ist das Bundesinnenministerium an uns herangetreten mit dem Wunsch, dass wir auch für Schnittstellenaktivitäten zwischen den Portalen und den zu digitalisierenden Bundesverfahren zur Verfügung stehen. Unsere Hauptaufgabe bleibt der Betrieb des Bundesportals, der Bundeskomponente im Portalverbund. Das Bundesportal wird in unseren Rechenzentren betrieben, und wir sind auch in die Entwicklung der Portal-Software eingestiegen. Damit sind wir einen guten Schritt auf dem Weg zur Umsetzung des Digitalisierungsauftrags des OZG bis Ende 2022 vorangekommen. Jede Online-Leistung muss von jedem Verwaltungsportal des Portalverbunds abgerufen werden können. Herzstück und größte Herausforderung ist die Umsetzung des Single-Sign-on im Portalverbund und die damit verknüpfte konsequente Nutzerorientierung und notwendige Authentifizierung der Bürgerinnen und Bürger.
Vor Kurzem hat das ITZBund ein eigenes Karriereportal gestartet. Wie wird dieses angenommen?
Zunächst verfolgen wir damit das Ziel, als attraktiver Arbeitgeber bei unseren relevanten Zielgruppen intensiver wahrgenommen zu werden. Wir sind eine junge Behörde auf Wachstumskurs, die dem einen oder anderen wahrscheinlich noch nichts sagt. Hieran arbeiten wir. Die bundesweite Personalmarketing-Kampagne „Digital für Deutschland“ unterstützt die Einwerbung von Nachwuchskräften. Die Kampagne ist neben unseren eigenen hausinternen IT-Studiengängen eine der Reaktionen auf den gegenwärtigen Fachkräftemangel. Erste messbare Erfolge sind etwa die Verdreifachung der Aufrufe der Stellenanzeigen-Seite, und wir hoffen, dass wir damit auch mehr Bewerberinnen und Bewerber von den gesellschaftlich besonders verantwortungsvollen Aufgaben des ITZBund überzeugen können. Bislang sind die Reaktionen auf die Kampagne durchweg positiv.
Das ITZBund ist auch Kooperationspartner der Digitalisierungsinitiative Tech4Germany. Was sprach für die Gründung einer derartigen Initiative?
In Kooperation mit dem ITZBund arbeiten die Teilnehmenden von Tech4Germany (T4G) unter der Anleitung erfahrener Mentoren an IT-Projekten. Sie bekommen die Chance, ihre Kompetenzen zu schärfen, Ideen einzubringen und Impulse zu setzen. Von den Projektergebnissen profitieren ITZBund und Tech4Germany. Durch die enge Vernetzung von Verwaltung und IT können die Teilnehmenden zudem erste Kontakte in den IT-Bereich knüpfen. Darüber hinaus interessiert uns besonders eine vielleicht neue und unkonventionelle Form der Zusammenarbeit, und auch wir lernen dazu. Agile Methoden halten ja immer mehr Einzug in die Verwaltung. Bei T4G haben wir 2018 in interdisziplinären Teams an gemeinsamen Projekten gearbeitet und uns hierbei von den Ideen der jungen Menschen inspirieren lassen. Auch in diesem Jahr unterstützen wir T4G.
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