KommentarWimmelbild als Symbol

[25.01.2024] Der Nationale Normenkontrollrat hat eine Grafik zu den Handlungsfeldern der Registermodernisierung veröffentlicht. Das Wimmelbild zeigt, wie komplex die Aufgabe ist. Es stellt sich die Frage, ob ein solches Großprojekt im föderalen Deutschland überhaupt erfolgreich umgesetzt werden kann.

Die Registermodernisierung in Deutschland ist ein ehrgeiziges Projekt, das die Effizienz und Digitalisierung der Verwaltung entscheidend vorantreiben könnte. Mit der Vernetzung der Registerdaten soll das so genannte Once-Only-Prinzip verwirklicht werden: Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen müssen ihre Daten nur einmal bei einer Behörde angeben, danach können diese Informationen behördenübergreifend genutzt werden. Dieses Ziel verspricht eine deutliche Beschleunigung der Verwaltung und eine Senkung der Kosten für Bürger und Staat. Der Nationale Normenkontrollrat (NKR) hat bereits auf ein Einsparpotenzial von rund sechs Milliarden Euro pro Jahr hingewiesen. Zentrale Handlungsfelder sind die Sicherung der Datenqualität über die Steueridentifikationsnummer, der Aufbau eines Stammregisters für Unternehmensdaten, die Digitalisierung bestimmter Register auf EU-Ebene sowie die Automatisierung der amtlichen Statistik.

Trotz dieser potenziellen Vorteile ist die Umsetzung des Projekts mit erheblichen Unsicherheiten behaftet. Die Herausforderung liegt nicht nur in der technischen Umsetzung, sondern auch in der Abstimmung zwischen den verschiedenen föderalen Ebenen und Behörden. Das komplizierte „Wimmelbild“ von Handlungsfeldern, Projektstrukturen und Akteuren, das der NKR jetzt veröffentlicht hat (wir berichteten), verdeutlicht die Komplexität der Aufgabe. Es wirft die Frage auf, ob ein solch umfangreiches Vorhaben zügig umgesetzt werden kann, insbesondere vor dem Hintergrund der föderalen Struktur Deutschlands und der hohen Anforderungen an den Datenschutz.

Die Kritik bezieht sich nicht nur auf die aktuelle Umsetzungsgeschwindigkeit, sondern auch auf die jahrelange Verzögerung des Projekts. Bereits vor mehr als zwei Jahrzehnten hat die Bundesregierung das Ziel formuliert, dass Daten und nicht Bürger laufen sollen. Dass wir heute, nach so langer Zeit, immer noch weit von der Realisierung dieses Ziels entfernt sind, wirft Fragen nach der Effizienz der Planungs- und Umsetzungsprozesse auf. Experten prognostizieren inzwischen, dass das Projekt erst im Jahr 2038 vollständig umgesetzt sein könnte. Dies verdeutlicht die tiefgreifenden Herausforderungen, die mit der Registermodernisierung verbunden sind.

Die Registermodernisierung hat zweifellos das Potenzial, Verwaltungsprozesse erheblich zu verbessern und zu beschleunigen. Durch die Vernetzung von Registerdaten könnten Bürger und Unternehmen viel Zeit und Geld sparen. Eine kritische Betrachtung zeigt jedoch, dass der Weg dorthin mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden ist. Eine erfolgreiche Umsetzung erfordert eine verbesserte Koordination, klare Zielvorgaben und eine entschlossene Umsetzungspolitik. Ohne diese Anstrengungen bleibt das ehrgeizige Ziel der Registermodernisierung in weiter Ferne.

Alexander Schaeff




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik
Eine Frau und ein Mann stehen in Business-Kleidung vor einer drapierten Thüringen-Flagge und lächeln in die Kamera.

Thüringen: Eine neue CIO für das Land

[16.05.2025] Die bisherige Unternehmerin Milen Starke – zuvor geschäftsführende Gesellschafterin beim IT-Dienstleister Q-Soft – wird neue Staatssekretärin für Digitales und CIO des Landes Thüringen. Damit wird die Vakanz nach dem Ausscheiden des bisherigen CIO Hartmut Schubert neu besetzt. mehr...

Teilnehmende der 3. Digitalministerkonferenz

Digitalministerkonferenz 2025: Impulse für die digitale Zukunft

[15.05.2025] Auf der 3. Digitalministerkonferenz wurden unter anderem Beschlüsse gefasst, um die digitale Souveränität in Europa zu stärken. Im Fokus standen außerdem die Weiterentwicklung der politischen Rahmenbedingungen für Künstliche Intelligenz (KI) sowie die Auswirkungen von KI auf Demokratie und Meinungsbildung. mehr...

Gruppenfoto der Mitglieder des IT-Planungsrats auf einer kleinen Brücke stehend.

IT-Planungsrat: Erfolgreiche Klausurtagung

[14.05.2025] Bei seiner Klausurtagung in Mecklenburg-Vorpommern diskutierte der IT-Planungsrat wichtige Weichenstellungen in der Verwaltungsdigitalisierung und Staatsmodernisierung. Im Fokus standen die Registermodernisierung und die Weiterentwicklung der Deutschland-Architektur. mehr...

Ein heller Sitzungssaal, der Blick geht über Stuhlreihen und die Schultern des Publikums nach vorne. Vorn auf der Bühne befindet sich eine Projektion mit einem Diagramm sowie ein Redner am Rednerpult.

Schleswig-Holstein/Dänemark: Digitale Souveränität in Europa stärken

[13.05.2025] Schleswig-Holstein verfolgt als erstes Bundesland eine Open-Source-Strategie, um digitale Abhängigkeiten in der Landesverwaltung konsequent zu reduzieren. Digitalminister Dirk Schrödter war nun nach Dänemark eingeladen, um vor dem Parlament über den Weg seines Landes in die digitale Souveränität zu sprechen. mehr...

Gruppenfoto von rund einem Dutzend Personen auf der Außentreppe eines modernen Gebäudes.

Thüringen: Erste Sitzung des Digitalbeirats

[12.05.2025] Thüringen hat seinen neuen Digitalbeirat offiziell eingesetzt. Er soll die Landesregierung als fachkundiges und unabhängiges Gremium beraten. Zum Auftakt ging es vor allem um digitale Souveränität. mehr...

Dr. Karsten Wildberger erhält seine Ernennungsurkunde von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, am rechten Bildrand steht Bundeskanzler Friedrich Merz.

BMDV/BMDS: Digitalministerium nimmt Arbeit auf

[09.05.2025] Mit Karsten Wildberger als Digitalminister nimmt das neue Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung die Arbeit auf. Es bündelt die Zuständigkeiten aus bisher sechs Ressorts. Wildberger setzt auf Pragmatismus und zügige Umsetzung. mehr...

Berliner Rathaus, daneben der Fernsehturm

Berlin: Ernüchternde Bilanz zum Open-Source-Kompetenzzentrum

[02.05.2025] Bei einer Anhörung im Berliner Abgeordnetenhaus zur Entwicklung des Open-Source-Kompetenzzentrums kritisierte die OSBA die bislang schleppende Umsetzung. Ein klares politisches Bekenntnis für Open Source fehle bis heute – ebenso wie die entsprechende Strategie. mehr...

Business-Porträt des desginierten Digitalministers Karsten Wildberger.

Politik: Karsten Wildberger wird Digitalminister

[29.04.2025] Die Union setzt mit Karsten Wildberger als Digitalminister auf einen erfahrenen Manager. Verbände fordern nun rasch Klarheit über Kompetenzen und Ressourcen des neuen Ressorts. mehr...

Wehende Flagge mit dem Landeswappen von Sachsen.

Sachsen: Ziele des Koalitionsvertrags begrüßt

[16.04.2025] Sachsen unterstützt die im neuen Koalitionsvertrag umrissenen digitalpolitischen Vorhaben – darunter antragslose Verwaltungsleistungen, die DeutschlandID und zentrale IT-Kompetenzen des Bundes. Auch eine Grundgesetzänderung hält das Land für notwendig. mehr...

Screenshot des Titelblatts des Jahresberichts der FITKO und des IT-Planungsrats für 2024.

IT-Planungsrat / FITKO: Gemeinsamer Jahresbericht für 2024

[14.04.2025] Im gemeinsamen Jahresbericht für 2024 berichten der IT-Planungsrat und die Föderale IT-Kooperation (FITKO) über ihre Tätigkeiten und Erfolge. Erstmals kommen auch die Gremien, Arbeits- und Projektgruppen zu Wort. mehr...

Blick vom Spreeufer auf das Reichstagsgebäude.

Koalitionsvertrag: Digitalministerium soll kommen

[10.04.2025] Union und SPD haben sich auf einen Koalitionsvertrag verständigt. Kommunen und Verbände begrüßen das geplante Digitalministerium, sehen Fortschritte beim Bürokratieabbau und fordern eine zügige Umsetzung zentraler Vorhaben. mehr...

Blick über gut besetzte Zuschauerreihen zum Podium.

IT-Planungsrat: Fachkongress „Digitalisierung – einfach machen“

[08.04.2025] Der 13. Fachkongress des IT-Planungsrats wurde in diesem Jahr von Niedersachsen ausgerichtet. Mehr als 700 Teilnehmende aus der Verwaltung waren vor Ort in Hannover. Auch das BMI war in diversen Sessions mit dabei. mehr...

Kabinettsklausur in einem hellen Saal mit Barockornamenten, der damalige Bundesjustizminister Marco Buschmann redet.

Bund: Bericht zum Bürokratieabbau

[08.04.2025] Die Bundesregierung hat ihren Bericht zum Bürokratieabbau 2022/2023 vorgelegt. Er enthält auch eine Bilanz zu den Meseberger Beschlüssen und der Bürokratieentlastungsverordnung für Unternehmen und Bürger. mehr...

Louisa Solonar-Unterasinger schaut mit verschränkten Armen lächelnd in die Kamera.

Hessen: CIO und CISO neu besetzt

[07.04.2025] Louisa Solonar-Unterasinger übernimmt in Hessen das Amt der CIO, Ralf Stettner kehrt als CISO ins Innenministerium zurück. Die Landesregierung besetzt damit zwei zentrale Positionen für IT-Steuerung und Informationssicherheit neu. mehr...

OSBA: Luft nach oben bei Open Source

[02.04.2025] Die Open Source Business Alliance sieht im Entwurf der Koalitionsarbeitsgruppe zur Digitalpolitik Nachbesserungsbedarf. Besonders beim Thema Open Source fehle es an klaren Zielvorgaben, auch Angaben zu einem zentralisierten Digitalbudget fehlten bisher. mehr...